Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 762
DOI: 10.1055/s-0041-1732763
Freitag 24.09.2021
Vorträge

Entwicklung eines Screening-Tools zur Identifikation von Hausarzt-Patienten mit hohem Risiko für chronische Niereninsuffizienz

S Stolpe
1   Institut für technische Chemie, Leibniz-Universität Hannover, Hannover, Deutschland
2   Institut für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
C Scholz
3   Universtitätsklinik Köln, Köln, Deutschland
,
E Bock
4   Institut für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen
,
C Blume
1   Institut für technische Chemie, Leibniz-Universität Hannover, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die Prävalenz der chronischen Niereninsuffizienz (CKD) liegt in Deutschland bei 3-5%, in Risikogruppen bei bis zu 20% [1], unter Hausarztpatienten bei 30% [2]. Da CKD lange asymptomatisch bleibt, ist sie auch bei Risiko-Patienten oft erst spät bekannt. CKD-Patienten haben ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Hospitalisierungen und vorzeitige Sterblichkeit [3]. Frühzeitige Diagnose und leitliniengerechte Behandlung können den Abfall der Nierenfunktion bremsen und das Risiko für Folgeerkrankungen mindern. Screening von Risikogruppen auf CKD ist gesundheitsökonomisch sinnvoll [4,5], in Deutschland jedoch nicht systematisch angeboten.

    Methoden Nach einer Validierung von CKD-Risikoscores anhand der Heinz-Nixdorf-Recall-Kohorte wurde der ‚modified SCORED‘ [6] mit guter Diskriminierung und Kalibrierung als Basis eines adaptierten Fragebogen gewählt. Dieser wurde anhand von 6,459 Patienten mit unbekannter CKD aus der Kern-Datenbank der KfH Stiftung Präventivmedizin validiert. In dieser Datenbank sind 5 deutsche Kohorten und Register-Studien zu CKD (GCKD, CADRef, DIACORE, BIS, 4C) standardisiert zusammengeführt.

    Ergebnisse Der Fragebogen enthält Alter und Geschlecht sowie wichtige-Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz. Der c-Wert für die Diskriminierung betrug c=0.70. Mit einer Sensitivität von 64% und Spezifität von 69% ergäbe sich bei Einsatz in Hausarztpraxen ein positiv prädiktiver Wert von 30% und ein negativ prädiktiver Wert von 63%.

    Fazit Der adaptierte Kurz-Fragebogen hat gute diagnostische Eigenschaften. Im Setting von Hausarztpraxen können mit wenig Aufwand Risikopatienten für CKD identifiziert werden, bei denen weitergehende Labor-Diagnostik erfolgt. Eine Integration in Praxissysteme ist bei Einsatz der eGK möglich.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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