Z Gastroenterol 2021; 59(08): e229
DOI: 10.1055/s-0041-1733670
ACLF und TIPS
Freitag, 17. September 2021, 13:30-14:50 Uhr, Saal 4
Leber und Galle

Serum Cholinesterase ein unterschätzter Prognosemarker bei Patienten nach TIPS-Anlage?

L Stockhoff
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
T Muellner-Bucsics
2   Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Österreich
3   Medizinische Universität Wien, CD-Labor für Portale Hypertension und Fibrose bei Lebererkrankungen, Wien, Österreich
,
AA Markova
4   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
M Schultalbers
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
TL Tergast
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
JB Hinrichs
5   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hannover, Deutschland
,
SA Keimburg
4   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
S Gerbel
6   Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum für Informationsmanagement (ZIMt), Hannover, Deutschland
,
MP Manns
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
N Simon
6   Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum für Informationsmanagement (ZIMt), Hannover, Deutschland
,
M Mandorfer
2   Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Österreich
3   Medizinische Universität Wien, CD-Labor für Portale Hypertension und Fibrose bei Lebererkrankungen, Wien, Österreich
,
BC Meyer
5   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hannover, Deutschland
,
C Markus
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
T Reiberger
2   Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Österreich
3   Medizinische Universität Wien, CD-Labor für Portale Hypertension und Fibrose bei Lebererkrankungen, Wien, Österreich
,
H Wedemeyer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
4   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Deutschland
,
B Maasoumy
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Der transjuguläre intrahepatische portosystemische Shunt (TIPS) ist eine effektive Therapie der portalen Hypertension. Eine sorgfältige Patientenauswahl ist von entscheidender Bedeutung, jedoch sind die Kriterien nicht eindeutig definiert. Die Serum Cholinesterase (CHE)-Aktivität gilt als Marker des Ernährungszustandes und der Lebersynthesekapazität. Ziel dieser Studie war es, die prognostische Aussagekraft der CHE-Aktivität für das Outcome nach TIPS zu evaluieren.

    Methode In dieser multizentrischen Studie wurden 389 Patienten mit Leberzirrhose eingeschlossen, die einen TIPS entweder an der Medizinischen Hochschule Hannover, dem Universitätsklinikum Essen oder der Medizinischen Universität Wien erhalten haben. Die Hannover-Kohorte (n=200) diente zur initialen Evaluation der prognostischen Aussagefähigkeit von CHE. Als externe Validierungskohorte wurden TIPS-Patienten aus Essen und Wien rekrutiert (n=189). Patienten mit Leberzirrhose und Aszites, die mittels Parazentesen behandelt wurden, dienten als Kontrollgruppe (Propensity-Score-Matching).

    Ergebnisse Das mittlere Alter der TIPS-Patienten betrug 58J. und der mediane MELD-Score war 12. Mittels Cox-Regression wurden der MELD-Score (HR:1.16,p< 0.001) und die CHE-Aktivität (HR:0.61,p=0.008) als unabhängige Prädiktoren für das 1-Jahres-Überleben nach TIPS identifiziert. Als optimaler Cut-off für die Vorhersage des Überlebens nach TIPS, wurde eine CHE von 2.5kU/L ermittelt. Patienten mit einer CHE < 2.5kU/L zeigten eine signifikant höhere 1-Jahres-Mortalität (p< 0.001), was in der Validierungskohorte bestätigt wurde (p=0.010). Eine CHE < 2.5kU/L war ebenfalls signifikant mit Akut-auf-chronischem Leberversagen (ACLF) (p< 0.001) und hepatischer Enzephalopathie (HE) (p=0.006) assoziiert. Nach Propensity-Score-Matching zeigte sich kein Unterschied in der Mortalität bei Aszites-Patienten mit einer CHE < 2.5kU/L, die entweder mit TIPS oder Parazentese behandelt wurden. War die CHE jedoch ≥2.5 kU/L, so war das Überleben der TIPS-Patienten signifikant höher als das der Parazentese-Patienten (p< 0.001).

    Zusammenfassung Die CHE-Aktivität ist signifikant mit ACLF, HE und Mortalität nach TIPS-Anlage assoziiert und sollte daher als neuer, zusätzlicher Parameter bei der Auswahl von TIPS-Patienten evaluiert werden.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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