Z Gastroenterol 2021; 59(08): e270-e271
DOI: 10.1055/s-0041-1734033
Aspekte des Polypenmanagements
Donnerstag, 16. September 2021, 13:30-14:42 Uhr, Saal 4
Endoskopie

Eine retrospektive Studie zu den klinischen Merkmalen und Risikofaktoren des Postpolypektomie-Syndroms (PPS)

S Fusco
1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
ME Bauer
1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
,
D Wichmann
2   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
,
NP Malek
1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie, Hepatologie, Infektiologie und Geriatrie, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Das Postpolypektomie-Syndrom (PPS) ist eine relevante Komplikation, die nach einer Koloskopie mit Polypektomie auftreten kann. Es kennzeichnet sich u.a. durch einen lokalen, zur Resektionsstelle passenden Schmerz in Abwesenheit von freier Luft in entsprechender Bildgebung. Entzündungszeichen wie Temperatur, Leukozytenzahl oder CRP können erhöht sein. Folglich gleicht das PPS in seinem klinischen Bild einer Perforation, weswegen häufig Letztere abgeklärt und an Ersteres oft nicht gedacht wird. Dies ist insofern wesentlich, als dass das PPS meist konservativ behandelbar ist und die Patienten, wenn korrekt diagnostiziert, zeitnah ohne längere Diagnostik entlassen werden können.

    Ziele Diese Arbeit untersucht sowohl Einflussgrößen für potenzielle Risikofaktoren und Ursachen als auch die Aussagekraft der bis dato verwendeten Definitionskriterien für das PPS.

    Methodik Für diese retrospektive Studie wurden 976 Patienten untersucht, bei denen eine koloskopische Polypenabtragung am Universitätsklinikum Tübingen im Zeitraum vom 29.10.2015 bis 31.06.2020 erfolgte. Nach Anwendung der Ausschlusskriterien, qualifizierten sich 477 Patienten für die weitere statistische Analyse. Als Ausschlusskriterien galten u.a. ambulante Behandlungen, Koinfektionen, vorbekannte chronisch entzündliche Darmerkrankungen und hereditäre gastrointestinale Polyposis-Syndrome, sowie Schmerzpatienten.

    Ergebnis In 59 Fällen (12,2 %) konnte das PPS nachgewiesen werden. Bei 40 Patienten (8,6 %) traten bereits ≤ 6h nach dem Eingriff Bauchschmerzen auf und in 22 Fällen (3,7 %) wiesen die Patienten eine isolierte Trias aus Fieber, Leukozytose und erhöhtem CRP auf. Als Risikofaktoren wurden u.a. Geschlecht, Vorerkrankungen, Nikotinabusus, Operationsdauer, Polypengröße,-lokalisation und -konfiguration, sowie ein PPS in der Vergangenheit analysiert. Zudem wurden diverse weitere Faktoren als Grundlage für verschiedene pathophysiologische Entstehungsmodelle untersucht.

    Schlussfolgerung Vor dem Hintergrund der zunehmenden Inanspruchnahme von Vorsorgekoloskopien stellt das PPS eine wichtige und häufige Komplikation dar. Für den klinischen Alltag ist es wesentlich, das Krankheitsbild zu erkennen und ggf. als Differentialdiagnose zur Perforation zu unterscheiden sowie auf Risikofaktoren des PPS zu achten.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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