Z Gastroenterol 2021; 59(08): e299
DOI: 10.1055/s-0041-1734113
Fallberichte und Intraabdominelle Entzündungen
Dienstag, 14. September 2021, 16:15-17:35 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Klinische Praxis und Versorgungsforschung

Weniger Schnittbilddiagnostik erhöht nicht die Rate an negativen Appendektomien

GA Arlt
Theresienkrankenhaus, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Mannheim, Deutschland
,
P Kienle
Theresienkrankenhaus, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Mannheim, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Goldstandard in der Therapie der Appendizitis ist die Appendektomie. Die konservative Therapie ist für nicht fortgeschrittene Stadien in mehreren Studien als sicher nachgewiesen. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint eine negative Appendektomie immer weniger gerechtfertigt. Während in den USA die CT Diagnostik einen großen Stellenwert einnimmt und damit mutmaßlich zu einer niedrigeren negativen Appendektomierate (NAR) beiträgt, werden in Europa mit weniger Schnittbilddiagnostik Appendektomieraten ohne intraoperativem bzw. postoperativ bestätigten entzündlichen Befund von bis zu 30 % beschrieben.

    Methodik Im Rahmen einer retrospektiven Analyse einer prospektiv geführten Datenbank wurden alle in der Klinik durchgeführten Appendektomien über zwei Zeiträume betrachtet: 2016 und 2017 mit einem hohem Anteil an Schnittbilddiagnostik (v.a. MRT) und, nach einem Chef- und damit Paradigmenwechsel, die Jahre 2018 bis Jahr 2020, in denen der Anteil der Patienten, die eine Schnittbildgebung erhielten, deutlich reduziert wurde. Ausgewertet wurden insbesondere die NAR (blander intraoperativer Befund, Wundkontaminationsklasse 2 nach NRZ OP-KISS-Modul, unspezifischer Pathologiebefund). Bei den Patienten wurde der klinische Befund und Laborwerte erhoben und eine Sonographie durchgeführt. Eine weitere Schnittbildgebung wurde nicht regelhaft, sondern nur in selektionierten Fällen ergänzt.

    Ergebnis In den Jahren 2017 und 2018 wurden mehr Fälle pro Jahr operiert (2017: 114, 2018: 133, 2018: 107, 2019 und 2020: 99). Der rückläufige Trend in der Gesamtanzahl entspricht den deutschlandweiten Zahlen. Die Eingriffsfrequenz im COVID Jahr 2020 war dagegen nicht rückläufig. Der Anteil der Patienten, die vor der Appendektomie eine Schnittbildgebung erhielten, ging deutlich zurück (83 % 2016 vs. 44 % 2020). Die Zahl perforierter Befunde blieb weitgehend gleich. Die NAR (2016 4,4 %, 2020 5,1 %) veränderte sich nicht signifikant.

    Schlussfolgerung Eine Reduktion an kostenintensiver Schnittbildgebung führte in diesem Kollektiv nicht zu einer Erhöhung der Rate an negativen Appendektomien. Daher kann die Indikationsstellung zu einer zusätzlichen Schnittbildgebung - neben der routinemäßig durchgeführten Sonographie - auf selektionierte Fälle beschränkt bleiben.


    #

    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

    © 2021. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany