Z Gastroenterol 2021; 59(08): e242
DOI: 10.1055/s-0041-1735663
NASH, AIH, PSC: Klinische Verläufe
Freitag, 17. September 2021, 16:30-17:50 Uhr, Saal 4
Leber und Galle

Die Höhe systemischer endogener Opioide korreliert nicht mit der Schwere oder therapeutischem Erfolg des hepatischen Pruritus

MM Düll
1   Medizin 1, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
2   Deutsches Zentrum Immuntherapie DZI, Erlangen, Deutschland
,
K Wolf
1   Medizin 1, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
2   Deutsches Zentrum Immuntherapie DZI, Erlangen, Deutschland
,
M Vetter
1   Medizin 1, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
2   Deutsches Zentrum Immuntherapie DZI, Erlangen, Deutschland
,
P Dietrich
1   Medizin 1, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
2   Deutsches Zentrum Immuntherapie DZI, Erlangen, Deutschland
3   Institut für Biochemie, Emil-Fischer-Zentrum, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
,
MF Neurath
1   Medizin 1, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
2   Deutsches Zentrum Immuntherapie DZI, Erlangen, Deutschland
,
AE Kremer
1   Medizin 1, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
2   Deutsches Zentrum Immuntherapie DZI, Erlangen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Bis zu 70% der Patienten mit autoimmunen Lebererkrankungen leiden unter chronischem Pruritus. Antagonisten des µ-Opioidrezeptors (MOR) und Agonisten des κ-Opioidrezeptors (KOR) können medikamentös eingesetzt werden, wenngleich mit geringem therapeutischem Nutzen. Hieraus ergab sich die Hypothese, dass ein Ungleichgewicht zwischen MOR- und KOR-Liganden zur Pathogenese des hepatischen Pruritus beitragen könnte.

    Ziele Wir quantifizierten die systemischen Konzentrationen der wichtigen endogenen Opioide β-Endorphin, Dynorphin A, Leu- und Met-Enkephalin im Plasma einer gut charakterisierten Kohorte hepatobiliärer Patienten mit und ohne Pruritus. Daneben wurde der Einfluss einer Leberzirrhose und effektiver anti-pruritogenen Therapie analysiert.

    Methodik Prospektiv wurden Plasmaproben und klinische Daten von Patienten mit primär biliärer Cholangitis, primär/sekundär sklerosierender Cholangitis und Overlap-Syndromen mit Pruritus (n=29), von in Bezug auf Alter, Geschlecht und Erkrankung passenden Kontrollen ohne Pruritus (n=27) sowie von gesunden Probanden (n=20) gesammelt. Detaillierte laborchemische Bestimmungen der Leber- und Nierenfunktion wurden durchgeführt. Die Konzentrationen von β-Endorphin, Dynorphin A, Leu- und Met-Enkephalin wurden mittels ELISA quantifiziert. Die Juckreizintensität wurde mittels Visueller Analog Skala (VAS, 0-10) ermittelt.

    Ergebnis Patienten mit und ohne Pruritus unterschieden sich weder in Krankheitsentität, -stadium oder dem Vorliegen einer Leberzirrhose. Während Patienten mit Pruritus signifikant niedrigere Konzentrationen von Dynorphin A (KOR-Ligand) und β-Endorphin (MOR-Ligand) aufwiesen, war das Verhältnis der MOR-/KOR-Liganden vergleichbar. Die Opioid-Konzentrationen korrelierten weder mit Juckreizintensität noch Krankheitsstadium. Zirrhotische Patienten wiesen höhere Leu-Enkephalin und Dynorphin-A-Konzentrationen auf. Unter effektiver medikamentöser Pruritus-Behandlung mit Rifampicin und Bezafibrat ergaben sich keine signifikanten Änderungen der Opioidkonzentrationen.

    Schlussfolgerung Während endogene Opioide auf zentralnervöser Ebene möglicherweise Signalwege des hepatischen Pruritus modulieren, sprechen unsere Ergebnisse gegen eine relevante Rolle als periphere Mediatoren des Pruritus bei Lebererkrankungen.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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