Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2022; 50(02): 150
DOI: 10.1055/s-0042-1744100
Abstracts | DVG

Persistierende Urinretention als Komplikation nach einem generalisierten Tetanus bei einer Katze

S Gutmann
1   Abteilung Neurologie und Neurochirurgie, Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig
,
S Auer
2   Abteilung Chirurgie, Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig
,
A Steinmetz
2   Abteilung Chirurgie, Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig
,
C Tästensen
1   Abteilung Neurologie und Neurochirurgie, Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig
› Author Affiliations
 
 

    Falldarstellung Dieser Fallbericht beschreibt einen seltenen generalisierten Tetanus bei einem Kater, sowie eine Urinretention nach überstandenem Tetanus. Ein 4-jähriger EKH-Kater wurde in Seitenlage mit einer nicht-gehfähigen spastischen Tetraparese vorgestellt. Die linke Vordergliedmaße zeigte eine große infizierte Bisswunde mit freiliegenden Anteilen von Radius und Ulna.

    Diagnostik Die bakteriologische Untersuchung der Wunde ergab eine Infektion mit Clostridium tetani. Zur Tetanustherapie erhielt der Kater Tetanus-Antitoxin, Antibiotika (Metronidazol, Amoxicillin-Clavulansäure), Sedativa (Medetomidin, Butorphanol), Muskelrelaxantien (Diazepam, Methocarbamol, Magnesium) und Schmerzmittel (Buprenorphin, Meloxicam).

    Es wurde eine Wundrevision durchgeführt, sowie tägliches Wundmanagement. Nachdem die Infektion unter Kontrolle war, wurde eine Osteostixis der Knochen durchgeführt, um die Granulation zu forcieren. Zur Ernährung wurde eine PEG-Sonde gelegt und zur Harnentleerung ein Blasenverweilkatheter. Nach 7 Tagen Behandlung verbesserte sich der Status des Katers. Willkürliche Bewegungen der Gliedmaßen waren möglich.

    Während der Behandlung traten zahlreiche Komplikationen auf: Hyperthermie, Bradykardie, bakterielle Zystitis und Anämie aufgrund chronischen Mycoplasmeninfektion, die mit Doxycyclin behandelt wurde.

    Krankheitsverlauf Der Kater konnte 3 Wochen nach Beginn der Therapie wieder laufen und erholte sich vollständig bis auf eine persistierende Urinretention. Diese wurde weitere 3 Wochen mit Alfuzosin, Myocholine, Diazepam und wiederholter Katheterisierung behandelt, zeigte aber keine Besserung. Daher wurde eine Sphinkterotomie des Blasenhalses und der proximalen Urethra durchgeführt und ein Katheter für weitere 7 Tage belassen. Der Kater konnte 9 Tage nach der Operation selbstständig Harn lassen und wurde 8 Wochen nach Beginn der Therapie entlassen.

    Diskussion In der Humanmedizin ist eine Urinretention eine bekannte, wenn gleich seltene Komplikation nach einem Tetanus. Nach Kenntnis der Autoren ist dies der erste Fallbericht einer persistierenden Urinretention nach generalisiertem Tetanus bei der Katze.


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    Publication History

    Article published online:
    06 May 2022

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