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DOI: 10.1055/s-0042-1753826
BELÄSTIGUNG UND SCHLAFGESTÖRTHEIT DURCH VERKEHRSLÄRM: EIN VERGLEICH MIT DEN WHO-EXPOSITIONS-WIRKUNGSFUNKTIONEN
Einleitung Verkehrslärm ist allgegenwärtig. In dieser Studie wurden Belästigung und Schlafgestörtheit durch Straßenverkehrslärm, Schienenverkehrslärm und Fluglärm im Stadtgebiet Leipzig in der LIFE-Kohorte untersucht.
Methoden Die LIFE-Adult-Studie ist eine bevölkerungsbezogene Kohortenstudie (n=10.000). Verkehrslärmbedingte Belästigung und Schlafgestörtheit wurden während der zweiten Erhebungswelle der LIFE-Kohorte (2018-2021) erfasst und mit adressgenauen Verkehrslärmdaten (LDEN, LNacht) aus der Lärmkartierung der Stadt Leipzig mit dem Bezugsjahr 2012 verlinkt. Es wurden lärmbedingte Störungen beim Einschlafen, Nachtschlaf und Ausschlafen sowie Belästigung durch die einzelnen Verkehrslärmquellen in den letzten 12 Monaten standardisiert nach ISO/TS-15666-Norm erfragt. Die Antwort erfolgte auf einer Skala von „überhaupt nicht“ (1) bis „äußert gestört“ (5). Personen, die „stark“ und „äußert gestört“ waren, wurden als „hoch belästigt“ bzw. als „stark schlafgestört“ definiert.
Mittels multivariater logistischer Regressionen wurde der Zusammenhang zwischen hoher Belästigung und starker Schlafstörung durch Verkehrslärm analysiert. Weiterhin wurden quadratische Funktionen für den Prozentsatz an hoch Belästigten (%HA) bzw. stark Schlafgestörten (%HSD) für alle drei Verkehrslärmquellen erstellt und mit den Ergebnissen der WHO-Reviews für Belästigung (Guski et al. 2017[1]) und Schlafstörungen (Basner & McGuire 2018[2]) durch Verkehrslärm verglichen.
[1] Guski, R., Schreckenberg, D., & Schuemer, R. (2017). WHO environmental noise guidelines for the European region: A systematic review on environmental noise and annoyance. doi: 10.3390/ijerph14121539
[2] Basner, M., & McGuire, S. (2018). WHO environmental noise guidelines for the European region: a systematic review on environmental noise and effects on sleep. doi: 10.3390/ijerph15030519
Ergebnisse Der Risikoanstieg (pro 10 dB) war am stärksten für die Fluglärmbelastung ausgeprägt (Belästigung (LDEN): OR=12,65; 95% KI 9,37-17,10; Schlafgestörtheit (LNacht): OR=19,66; 95% KI 11,47-33,71). Die Risikoschätzer waren für Straßen- und Schienenverkehrslärm für Belästigung OR=3,55; 95% KI 2,78-4,53 bzw. OR=3,31; 95% KI 2,77-3,97 und für starke Schlafgestörtheit: OR=2,86; 95% KI 1,92-4,28 bzw. OR=2,68; 95% KI 1,92-4,28.
Im Vergleich mit den Kurven aus dem WHO-Review zur verkehrslärmbedingten Belästigung lagen die Expositions-Wirkungskurven für Straßen- und Schienenverkehrslärm unter denen des WHO-Reviews, für Fluglärm darüber. Für starke Schlafgestörtheit durch Straßenverkehrslärm fand sich eine mit dem WHO-Review vergleichbare Kurve. Hingegen war der Anteil der stark Schlafgestörten in der LIFE-Studie geringer für Schienenverkehrslärm und höher für Fluglärm als im WHO-Review.
Schlussfolgerung Der im Vergleich mit den WHO-Reviews höhere Anteil von hoch Belästigten und stark Schlafgestörten bei gegebenen Fluglärmpegeln könnte auf im Zeitverlauf veränderte Lärmwirkungen hinweisen. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines verbesserten Lärmschutzes.
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Publication History
Article published online:
22 August 2022
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Georg Thieme Verlag
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Germany