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DOI: 10.1055/s-0042-1755804
Deutlicher Überlebensvorteil nach hepatischer Rekompensation unter Alkoholkarenz bei Patienten mit Leberzirrhose und vorangegangener Dekompensation
Einleitung Alkoholabstinenz wird allen Patienten mit alkoholbedingter Lebererkrankung empfohlen, wobei der Einfluss der Alkoholabstinenz auf den Krankheitsverlauf bei fortgeschrittener Leberzirrhose nicht eindeutig geklärt ist. Kriterien zur Definition der hepatischen Rekompensation bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose wurden erst kürzlich im Rahmen der Baveno-VII Konferenz festgelegt. Ziel unserer Studie war es, den Einfluss der Rekompensation auf die leberbedingte Mortalität und die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) zu untersuchen.
Methode Das Eintreten einer hepatischen Rekompensation wurde bei Patienten mit dekompensierter alkoholbedingter Leberzirrhose und anhaltender Alkoholabstinenz evaluiert, die sich einer Messung des Lebervenen-Druckgradienten (HVPG) unterzogen. Rekompensation wurde definiert als (i) Ausbleiben von Aszites und hepatischer Enzephalopathie nach Absetzen der Therapie, (ii) Ausbleiben einer Varizenblutung und (iii) Verbesserung der Leberfunktion (Baveno-VII Kriterien). Die Prognose der rekompensierten Patienten wurde mittels Cox-Regression und Rekompensation als zeitabhängiger Kovariate analysiert.
Ergebnisse 204 Patienten mit dekompensierter alkoholbedingter Leberzirrhose (Alter: 57.2 [IQR: 13.8] Jahre; 75.0% männlich; HVPG: 20 [IQR: 6] mmHg; MELD: 15 [IQR: 8]) wurden im Median 24.4 (IQR: 39.5) Monate lang nach Studieneinschluss weiterverfolgt. Insgesamt rekompensierten 37 Patienten (18.1%). Ein niedrigerer HVPG, ein niedrigerer Child-Pugh-Score, ein niedrigerer BMI und ein höherer mittlerer arterieller Blutdruck waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Rekompensation assoziiert. In einem multivariaten Modell verringerte die hepatische Rekompensation das Risiko der leberbedingten Mortalität signifikant (adjustierte HR: 0.091 [95%CI: 0.012-0.677]; p=0.019), unabhängig von HVPG, MELD, Albumin, C-reaktivem Protein und Alter (Tabelle). Das Risiko für die Entwicklung eines HCC war bei rekompensierten Patienten nicht-signifikant reduziert (HR: 0.398 [95%CI: 0.084-1.878]; p=0.245).
Schlussfolgerung Eine Rekompensation unter Alkoholkarenz nach Baveno-VII Kriterien trat bei 18% der Patienten mit dekompensierter alkoholbedingter Leberzirrhose ein und reduzierte das Risiko der leberbedingten Mortalität um mehr als 90%. Dennoch bestand auch bei rekompensierten Patienten weiterhin das Risiko ein HCC zu entwickeln ([Table 1]).
Univariate Analyse |
Multivariate Analyse |
|||||
---|---|---|---|---|---|---|
HR |
95% CI |
p-Wert |
aHR |
95% CI |
p-Wert |
|
Rekompensation |
0.071 |
0.010-0.527 |
0.010 |
0.091 |
0.012-0.677 |
0.019 |
MELD (pro Punkt) |
1.073 |
1.019-1.129 |
0.007 |
1.078 |
1.011-1.149 |
0.022 |
Albumin (pro g/L) |
0.957 |
0.917-0.999 |
0.046 |
1.016 |
0.961-1.076 |
0.574 |
HVPG (pro mmHg) |
1.101 |
1.040-1.167 |
0.001 |
1.062 |
1.000-1.129 |
0.051 |
CRP (pro mg/dL) |
1.257 |
1.079-1.464 |
0.003 |
1.068 |
0.895-1.275 |
0.466 |
Alter (pro Jahr) |
1.042 |
1.012-1.074 |
0.006 |
1.039 |
1.006-1.074 |
0.020 |
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Publication History
Article published online:
26 August 2022
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Germany