Die Wirbelsäule 2018; 02(01): 87-88
DOI: 10.1055/s-0043-125163
3. Posterpreis
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prospektiver Vergleich des therapeutischen Wertes von periradikulären und Facettengelenksinfiltrationen

C Lindemann
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Orthopädie am Campus Eisenberg, Eisenberg, Deutschland
,
T Zippelius
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Orthopädie am Campus Eisenberg, Eisenberg, Deutschland
,
F Hochberger
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Orthopädie am Campus Eisenberg, Eisenberg, Deutschland
,
A Hölzl
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Orthopädie am Campus Eisenberg, Eisenberg, Deutschland
,
P Strube
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Orthopädie am Campus Eisenberg, Eisenberg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
21 February 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    CT-gestützte Infiltrationen mit Lokalanästhetika und Steroiden an Facettengelenke und Nervenwurzeln sind fester Bestandteil der konservativen Therapie lumbaler degenerativer Erkrankungen. Der therapeutische Wert hinsichtlich einer mittelfristigen Wirksamkeit derselben im Vergleich von Gelenk- und Wurzelinfiltration bleibt bisher noch unklar. Die vorliegende Studie hatte das Ziel die Unterschiede der Wirksamkeit beider Verfahren zu untersuchen und gegenüberzustellen.

    Methoden:

    In einem Zeitraum von 09/2016 – 01/2017 wurden symptomatische Patienten mit Bandscheibenvorfall, Neuroforamenstenose und/oder Facettengelenkarthrose auf Basis einer lumbalen Segmentdegeneration und ggf. Vorliegen einer Spondylolisthese konsekutiv in die vorliegende Studie prospektiv eingeschlossen. Alle Patienten erhielten eine CT-gestützte Infiltration mit Lokalanästhetikum sowie teilweise (bei Facettengelenkinfiltration alle) mit Steroid. Bei Patienten mit Radikulopathie erfolgte diese an die betroffene Nervenwurzel (PRT), bei denen mit Facettenarthrose wurden die Gelenke (FGI) infiltriert. Prä- und postinterventionell (direkt und nach 6 Wochen, 3 und 6 Monaten) wurden Scores für Schmerz (NRS Rücken und Bein) und Funktion (Oswestry Disability Index – ODI) erhoben sowie die Zufriedenheit mit der Intervention abgefragt. Der Einfluss von zugrunde liegender Pathologie und Art der Infiltration auf das Ergebnis wurden mittels 2-way ANOVA für Messwiederholungen sowie Chi-Quadrat-Test geprüft (SPSS V22.0) und hierbei die unterschiedlichen Ausgangswerte beider Gruppen für Bein- und Rückenschmerz statistisch berücksichtigt.

    Ergebnisse:

    Zum Follow-Up von 6 Monaten waren 103 Patienten (65 Frauen) zur Analyse verfügbar. Das mittlere Alter der Patienten betrug 63 Jahre. 51 Patienten erhielten eine FGI, 52 eine PRT. Der Ausgangswert für ODI war in beiden Gruppen vergleichbar (46%). Die PRT Gruppe hatte einen höheren NRS Bein (7,4 vs. 4,3/10) und die FGI einen höheren NRS Rücken Wert (6,9 vs. 5,2/10). Bei den PRT Patienten kam es zu einer signifikant größeren Verbesserung von Rücken- und Beinschmerzen und ODI im Vergleich zur FGI-Gruppe. Bei dieser lagen die Differenzen im Vergleich zum Ausgangswert sogar unter der MCID (minimally clinically important difference) und das bereits nach 6 Wochen. Die Ergebnisse spiegelten sich hochsignifikant in der Zufriedenheit zugunsten der PRT-Gruppe wieder. Bezüglich der eingeschlossenen Pathologien schnitten die Spondylolisthesen in allen klinischen Scores am schlechtesten ab.

    Diskussion:

    Basierend auf den Ergebnissen haben Facettengelenkinfiltrationen schon nach 6 Wochen klinisch keinen therapeutischen Wert. Deren Einsatz erscheint allenfalls zur Differentialdiagnostik wie zur Planung einer Denervation oder Spondylodese geeignet. Im Gegensatz hierzu zeigen Nervenwurzelinfiltrationen einen langanhaltenden klinisch bedeutsamen Effekt unabhängig von der Genese der Kompression (Neuroforamenstenose vs. Bandscheibenvorfall).


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