Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 730
DOI: 10.1055/s-0043-1768828
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
Poster
Operative Gynäkologie/Urogynäkologie/Endokrinologie & Reproduktionsmedizin

Frauen nach Krebserkrankung und Fertilitätsprotektion: Sexuelle Funktion, psychische Belastung und Fertilität

E Reiser
1   Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
,
B Böttcher
1   Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
,
C Ossig
1   Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
,
J Schiller
1   Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
,
S Tollinger
1   Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
,
B Toth
1   Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Die verbesserte Überlebensfähigkeit von Krebspatienten führt zu neuen Herausforderungen, einschließlich einer möglichen Beeinträchtigung der Lebensqualität, der sexuellen Funktion und der Fruchtbarkeit. Ziel dieser Studie war es, die sexuelle Dysfunktion (SD) und die psychische Belastung bei weiblichen Krebsüberlebenden zu untersuchen, die sich in der Vergangenheit einer Fertilitätserhaltung unterzogen haben.

    Material und Methoden In dieser prospektiven Studie wurden 255 weibliche Krebsüberlebende, die sich zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose zwischen 2010 und 2020 einer Fertilitätserhaltung unterzogen hatten, im Jahr 2022 zu einer gynäkologischen Untersuchung, einer Laboruntersuchung und zwei Fragebögen (Female Sexual Function Index (FSFI) und Hospital anxiety and depression scale (HADS)) eingeladen. Die FSFI- und HADS-Werte wurden in Abhängigkeit vom Anti-Müller-Hormon (AMH)-Spiegel, dem aktuellen Kinderwunsch und dem Alter verglichen.

    Ergebnisse Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 70 ±50 Monaten wurde bei 60,4 % der 53 eingeschlossenen Patienten eine SD festgestellt. Normale Ergebnisse bei HADS-D/Angst und HADS-D/Depression wurden bei 88,7 % bzw. 94,3 % der Patienten festgestellt. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung hatten 69,9 % (n=40) wieder regelmäßige Menstruationszyklen, 52,6 % (n=20) <40 Jahre wiesen eine verminderte ovarielle Reserve mit AMH-Werten < 1,1ng/ml auf und 28,3 % (n=15) litten an Infertilität.

    Zusammenfassung Bei Frauen, die eine Krebserkrankung überlebt haben, besteht ein hohes Risiko für SD. Krebspatientinnen sollten bereits zu Beginn der Krebsbehandlung und während der Nachsorge über mögliche sexuelle Funktionsstörungen informiert werden. Darüber hinaus muss die Empfängnisverhütung angesprochen werden, da mehr als zwei Drittel der Frauen wieder regelmäßige Menstruationszyklen hatten.


    #

    Publication History

    Article published online:
    06 June 2023

    © 2023. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany