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DOI: 10.1055/s-0043-1769017
Ist Elastographie zur Diagnostik von kompensierter fortgeschrittener Lebererkrankung und klinisch signifikanter portaler Hypertension notwendig?
Hintergrund Die Lebersteifigkeitsmessung (LSM) mittels transienter Elastographie wird zur Diagnose der kompensierten fortgeschrittenen Lebererkrankung (cACLD; Identifikation von Risikopatient_innen) und klinisch signifikanten portalen Hypertension (CSPH; Indikation zur Carvedilol-Therapie) empfohlen, jedoch ist die Verfügbarkeit auf spezialisierte Zentren begrenzt. Der Billroth-IV Konsensus schlägt als Alternative laborchemische Tests – FIB-4 für cACLD und von-Willebrand Faktor/Thrombozyten-Ratio (VITRO) für CSPH – vor.Ziel dieser Studie war es, einen laborbasierten und breit anwendbaren Algorithmus als Datengrundlage für die Billroth IV-Empfehlung zu etablieren.
Methoden FIB-4-Kohorte: Kompensierte Patient_innen mit chronischer Lebererkrankung und LSM+FIB-4 zwischen 2007-2020. HVPG-Kohorte: Patient_innen mit cACLD und Lebervenendruckmessung zwischen 2007-2020.
Resultate FIB-4-Kohorte: Bei 6182 Patient_innen (29% mit LSM≥10kPa) trat in einem medianen Nachbeobachtungszeitraum von 54.6 Monaten in 211 (3.4%) ein Dekompensationsevent auf. Sowohl FIB-4 als auch LSM zeigten eine exzellente Genauigkeit zur Vorhersage hepatischer Dekompensation innerhalb von 2 Jahren (‚area under the curve‘ [AUC] FIB-4: 0.91; 95%Konfidenzintervall [95%CI]: 0.88-0.94/LSM: 0.90; 95%CI: 0.86-0.92).
FIB-4≥1.75 korrespondierte mit LSM≥10kPa, i.e. cACLD. Patient_innen mit FIB-4<1.75 (72%; cACLD ausgeschlossen) zeigten eine vernachlässigbare kumulative Inzidenz von hepatischer Dekompensation nach 5 Jahren (0.03%).
HVPG-Kohorte: 317 cACLD-Patient_innen (definiert durch FIB-4≥1.75). Die CSPH-Prävalenz dieser Kohorte betrug 62.8% (n=199/317). VITRO zeigte eine hervorragende Leistung in der CSPH-Diagnostik (AUC: 0.85; 95%CI: 0.80-0.89), welche vergleichbar zu jener von LSM (AUC: 0.85; 95%CI: 0.81-0.89; DeLong-Test: p=0.903) und dem ANTICIPATE-Modell (AUC: 0.892; 95%CI: 0.86-0.93; p=0.109) war.
VITRO<1.0 (Prävalenz: 11.4%) schloss eine CSPH aus (Sensitivität: 97.5%), während ein VITRO≥2.5 (Prävalenz: 41.6%) mit einer Spezifität von 90.6% einherging. Diese Werte waren vergleichbar mit den diagnostischen Indikatoren der LSM-basierten Baveno VII-Kriterien (≤15kPa+≥150G/L) zum CSPH-Ausschluss (Prävalenz 10.1%; Sensitivität 99.0%) bzw. ≥25kPa zum CSPH-Einschluss (Prävalenz 44.2%; Spezifität 89.0%).
Diskussion FIB-4≥1.75 identifiziert cACLD und VITRO<1.0/≥2.5 CSPH mit einer identischen diagnostischen und prognostischen Präzision wie die LSM-basierten Baveno VII-Kriterien. Somit stellt der entwickelte Algorithmus eine in Österreich nahezu ubiquitär verfügbare Alternative für das Staging von chronischen Lebererkrankungen dar.
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Publication History
Article published online:
24 May 2023
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Georg Thieme Verlag
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