Aktuelle Ernährungsmedizin 2024; 49(03): E3-E4
DOI: 10.1055/s-0044-1785727
Abstracts

Moralische Kommunikation für eine nachhaltigere Ernährung Medialer Diskurs und individueller Umgang mit moralischer Kommunikation

T. Steiner
1   Hochschule Fulda, Fulda, Deutschland
,
T. Ruppenthal
1   Hochschule Fulda, Fulda, Deutschland
,
J. Rückert-John
1   Hochschule Fulda, Fulda, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

Problemstellung: Es findet eine Moralisierung, eine moralische Bewertung, von Lebensmitteln und Ernährungsweisen statt. Das zeigt sich in der alltäglichen Ernährung der Verbraucher:innen, wenn beispielsweise der Fleischkonsum erklärungs- und rechtfertigungsbedürftig wird. Individuelle Ernährungsentscheidungen werden auf diese Weise mit dem sich verschärfenden Problem des Klimawandels in Verbindung gebracht. Nachhaltigkeit wird eingefordert und in der Folge werden Ernährungspraktiken als nachhaltig oder unverantwortlich bewertet. Eine Änderung von Ernährungspraktiken ist jedoch äußerst anspruchsvoll, da diese in soziale Zusammenhänge eingebettet und eng mit der Identität von Menschen verknüpft sind (Rückert-John 2024).

Theoretische Grundlagen: Moralische Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass in der Kommunikation individuelle Momente der Missachtung oder Achtung, d. h. der sozialen Wertschätzung einer Person, transportiert werden und dazu ein situativer Bezug auf übersituative Vorstellungen von „gut“ und „böse“ hergestellt wird. Dies wird uns oft erst in nicht alltäglichen Situationen bewusst, wenn unterschiedliche moralische Vorstellungen aufeinandertreffen und zu Konflikten führen (Bergmann und Luckmann 1999). [1] [2]

Fragestellung: Wie beeinflusst moralische Kommunikation im Kontext einer nachhaltigeren Ernährung die Ernährungspraktik in der Gesellschaft?

Methodik: Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird eine wissenssoziologische Diskursanalyse und Fokusgruppen mit Vertreter:innen der sozialer Milieus nach sociodimensions durchgeführt.

Zu erwartende Ergebnisse: Täglich werden Menschen durch Medien oder andere öffentliche Diskurse mit Inhalten zur 'richtige' Ernährung konfrontiert. Es ist zu erwarten, dass moralische Kommunikation oft unbewusst eingesetzt wird und bei den Adressat:innen zu einer Reaktanz führt, statt wie beabsichtigt zu einer Veränderung der Ernährungspraktiken.

ADDIN CitaviBibliography


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  • Literatur

  • 1 Bergmann Jörg, Luckmann Thomas. (Hg.): Kommunikative Konstruktion von Moral. Von der Moral zu den Moralen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH; 1999
  • 2 Rückert-John Jana. Ernährung. In: Sonnberger, M. et al. (2024): Handbuch Umweltsoziologie. 2. Auflage. Springer VS.; S. 2024: 295-306

Publication History

Article published online:
22 May 2024

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  • Literatur

  • 1 Bergmann Jörg, Luckmann Thomas. (Hg.): Kommunikative Konstruktion von Moral. Von der Moral zu den Moralen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH; 1999
  • 2 Rückert-John Jana. Ernährung. In: Sonnberger, M. et al. (2024): Handbuch Umweltsoziologie. 2. Auflage. Springer VS.; S. 2024: 295-306