Aktuelle Ernährungsmedizin 2024; 49(03): E21
DOI: 10.1055/s-0044-1785773
Abstracts

Verbesserung der Ernährungsversorgung onkologischer Patienten durch ein standardisiertes Ernährungsmanagement

V. Mathies
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
,
A. P. Kipp
2   Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ernährungsphysiologie, Institut für Ernährungswissenschaften, Jena, Deutschland
,
J. Hammersen
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
,
K. G. Schrenk
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
,
S. Scholl
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
,
U. Schnetzke
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
,
A. Hochhaus
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
,
T. Ernst
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie und Internistische Onkologie, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung: Die tumorbedingte Mangelernährung ist ein weit verbreitetes, in der klinischen Praxis jedoch ein oft übersehenes Problem. Obwohl in den Leitlinien zur Behandlung von onkologischen Patienten eine standardisierte Ernährungsversorgung empfohlen wird, wird diese nur selten umgesetzt. Daher war unser Ziel, die Prävalenz von Mangelernährung und den medizinischen Bedarf an Ernährungsberatung bei onkologischen Patienten zu untersuchen, indem wir ein standardisiertes Ernährungsmanagement (mit Screening auf Mangelernährung, Ernährungsassessment und individueller Beratung) etablierten. Darüber hinaus wurde das Ausmaß der Mangelernährung in verschiedenen Untergruppen von Patienten (Alter, Tumorentität, Geschlecht) untersucht.

    Methoden: Onkologische Patienten wurden bei der stationären Aufnahme mit Hilfe des Patient-Generated Subjective Global Assessment Short Form (PG-SGA SF) auf Mangelernährung gescreent. Der Ernährungszustand wurde dabei anhand des PG-SGA-Gesamtscores und der Einteilung in die drei PG-SGA-Stadien (A, B, C) ermittelt. Im Falle eines positiven Screenings folgten ein Ernährungsassessment und eine individuelle Beratung. Für Gruppenvergleiche wurden die Patienten in verschiedene Gruppen (z. B. Geschlecht, Tumorentität) eingeteilt und entsprechend analysiert.

    Ergebnisse: Insgesamt wurden 1.100 Patienten eingeschlossen. Bei 56,8% der Patienten bestand der Verdacht auf oder eine bereits bestehende Mangelernährung. Das häufigste ernährungsbedingte Symptom war Appetitlosigkeit (26,7%), gefolgt von Müdigkeit (16,5%) und Schmerzen (16,0%). Frauen (p<0,001), ältere Menschen (p<0,001) und Patienten mit Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts (p<0,001) zeigten einen schlechteren Ernährungsstatus und einen höheren Beratungsbedarf. Obwohl die Patienten eine Mangelernährung aufwiesen, lagen die Body-Mass-Indizes im oberen Bereich des Normalbereichs.

    Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt die hohe Prävalenz von Mangelernährung bei onkologischen Patienten und unterstreicht die Notwendigkeit einer angemessenen und individuellen Ernährungsversorgung im klinischen Setting. Daher wird die Einführung eines standardisierten Ernährungsmanagements empfohlen, um eine Mangelernährung frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.


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    Publication History

    Article published online:
    22 May 2024

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