Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(06): e29
DOI: 10.1055/s-0044-1787250
Abstracts │ MGFG

Wertigkeit der Präparateradiographie im Vergleich zum intraoperativen Schnellschnitt in der Schnittrandbeurteilung bei brusterhaltender Therapie des Mammakarzinoms

L. Bayer
1   Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
B. Aktas
1   Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
S. Briest
1   Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Im Rahmen der operativen Therapie des Mammakarzinoms besteht das Ziel darin, das Karzinom im Gesunden zu entfernen. Intraoperativ gibt es zwei Möglichkeiten, den Schnittrand des OP-Präparates zu beurteilen – die Präparateradiographie und den intraoperativen Schnellschnitt. Während die Präparateradiographie schneller zu realisieren und kostengünstiger ist, erfordert der Schnellschnitt deutlich mehr Zeit und finanzielle Ressourcen. Darüber hinaus sind für die Durchführung des intraoperativen Schnellschnittes ein Pathologe vor Ort notwendig. Für die Patientin bedeutet der intraoperative Schnellschnitt eine längere Narkose- und OP-Zeit und für die Klinik eine verlängerte OP-Belegung und damit höhere Kosten.

    Methodik Die Grundgesamtheit einer retrospektiven Datenanalyse der Universitätsfrauenklinik Leipzig umfasste 932 Patientinnen. Diese Patientinnen hatten im Zeitraum von 2009-2022 eine brusterhaltende Operation erhalten. Ausgeschlossen wurden Patientinnen, die eine neoadjuvante Vorbehandlung bei Mammakarzinom erhalten hatten und solche mit einem DCIS. Insgesamt wurden 550 Patientinnen eingeschlossen. Aufgrund unklarer Befunde oder nicht durchgeführter Untersuchungen mussten weitere 85 Fälle ausgeschlossen werden. Insgesamt konnten somit 465 Fälle ausgewertet werden.

    Ergebnisse Insgesamt stimmten beide Methoden in ca. 73% der Fälle überein. Es zeigt sich, dass die Konkordanz von verschiedenen Faktoren wie Alter, Tumortyp, Grading und Tumorgröße abhängig ist. Eine signifikant schlechtere Übereinstimmung von 64,7% zeigte sich bei prämenopausalen Patientinnen. Im Gegensatz dazu gab es bei G3-Karinomen eine signifikant höhere Übereinstimmung von Präparateradiographie und intraoperativem Schnellschnitt. In unserer Studie konnte für die konventionelle Präparateradiographie eine Sensitivität von 52,6%, eine Spezifität von 76,7%, ein PPV von 31,3% und ein NPV von 88,9% festgestellt werden. Als Goldstandard wurde der intraoperative Schnellschnitt festgelegt. Durch Anwendung beider Verfahren zur intraoperativen Randbeurteilung lag die Reoperationsrate bei 2,4%.

    Schlussfolgerungen Die Datenanalyse ergab, dass die Korrelation von Präparateradiographie und intraoperativem Schnellschnitt ca. 73% beträgt. Wenn die Präparateradiographie positiv (radiographisch tumorbefallener Resektionsrand) ausfällt, besteht mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 31,3% tatsächlich eine Tumorinfiltration in den Resektionsrand. In unserer Studie lag eine hohe Zahl falsch positiver Ergebnisse im Vergleich zum intraoperativen Schnellschnitt vor. Um das bestmögliche Ergebnis für die Patientin zu erzielen und insbesondere eine erneute Operation zu vermeiden, ist die intraoperative Beurteilung des Schnittrandes im Schnellschnitt durch einen Pathologen eine Option. Durch Verwendung der Präparateradiographie und des intraoperativen Schnellschnittes gab es in unserer Studie nur eine Reoperationsrate von 2,4%.


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    Publication History

    Article published online:
    11 June 2024

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