Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2024; 52(03): 176-177
DOI: 10.1055/s-0044-1787379
Abstracts │ DVG
Posterpräsentationen
Zoo- und Wildtiere

Phocines Hepatovirus – erster Nachweis bei Seehunden in Nordeuropäischen Gewässern

B. Kühl
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
M. Mirolo
2   Research Center for Emerging Infections and Zoonoses, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
Ana Rubio-Garcìa
3   Sealcentre Pieterburen, Pieterburen, Die Niederlande
,
P. Wohlsein
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
C. Puff
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
M. Ludlow
2   Research Center for Emerging Infections and Zoonoses, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
A. Osterhaus
2   Research Center for Emerging Infections and Zoonoses, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
W. Baumgärtner
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover
,
A. Beineke
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Phopivirus, Genus Hepatovirus, ist dem humanen Hepatitis A Virus ähnlich und wurde in den USA erstmals 2015 bei Seehunden (Phoca vitulina) und einer Sattelrobbe (Phoca groenlandica) nachgewiesen.

    Material und Methoden Proben von 90 Seehunden und 10 Kegelrobben wurden molekularbiologisch (NGS), histologisch und mittels in situ-Hybridisierung (ISH) untersucht.

    Befunde Bei 10 Seehunden wurde mittels NGS in der Leber ein in Europa bisher unbekannter Phopivirusstamm nachgewiesen (95,6%ige Sequenzhomologie zum US-Virusstamm). 4 Tiere hatten Koinfektionen mit dem Phocinen Herpesvirus-1 (PhHV-1). Histologisch bestanden eine nichteitrige Hepatitis und Lebernekrosen. Mittels ISH wurde Phopivirus RNA in Hepatozyten bei 7 Tieren ohne Assoziation zu Läsionen nachgewiesen.

    Schlussfolgerungen Die Diskrepanz zwischen viralem RNA-Nachweis und dem ISH-Ergebnis beruht wahrscheinlich auf methodischen Faktoren (z. B. Testsensitivität) oder der Virusverteilung im Gewebe. Da der Erregernachweis nicht mit histologischen Läsionen korreliert, bleibt die klinische Relevanz dieser Infektion noch offen. Die Lebernekrosen sind auf das PhHV-1 zurückzuführen. Die epidemiologische Bedeutung des Phopivirus ist unklar, allerdings haben viele Virusinfektionen des Menschen ihren Ursprung bei Wildtieren.


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    Publication History

    Article published online:
    26 June 2024

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