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DOI: 10.1055/a-1791-1276
Kompensation von Leistungen zwischen Hausärzten und Kinder- und Jugendmedizinern am Beispiel der Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen – Analyse von bundesweiten KBV-Daten
Differences in Billing Patterns Between GPs and Pediatricians Using Early Diagnostics in Children and Adolescents as an Example: Analysis of Nationwide Data from Statutory Health Insurance PhysiciansZusammenfassung
Hintergrund Trotz einer Zunahme von 13,1% bei der Anzahl der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten im Zeitraum von 2011 bis 2020 stagniert die Kapazität in der pädiatrischen vertragsärztlichen Versorgung weitgehend. Zu den Gründen hierfür gehören die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeiten sowie eine rückläufige Bereitschaft zur Niederlassung. Zudem besteht ein Ungleichgewicht in der räumlichen Verteilung von vertragsärztlichen pädiatrischen Versorgungskapazitäten. Während Ballungsgebiete häufig von Überversorgung geprägt sind, fehlen vor allem in ländlichen Regionen zunehmend Kinderärzte. Dies führt in der Folge dazu, dass Hausärzte in ländlichen Regionen zunehmend einen Teil der pädiatrischen Versorgung übernehmen. In dieser Analyse wird diese Kompensation quantifiziert am Beispiel der Früherkennungsuntersuchungen.
Methoden Grundlage der Analyse war der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM) aus dem Jahr 2015 (4. Quartal). Ausgewertet wurden bundesweite Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für Hausärzte und Kinder- und Jugendärzte aus dem Jahr 2015.
Ergebnisse Die Auswertung des EBM zeigt, dass im EBM-Abschnitt 1.7.1 (Früherkennung von Krankheiten bei Kindern) insgesamt 16 Möglichkeiten zur Kompensation von Leistungen in den arztgruppenübergreifenden allgemeinen Gebührenordnungspositionen (GOP) zwischen Haus- und Kinderärzten bestanden. Hierin sind insbesondere die Kinderuntersuchungen U1 bis U9 enthalten. Die Analyse der bundesweiten Abrechnungsdaten der KBV zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern zeigt, dass zwischen ländlichen und urbanen Regionen wesentliche Unterschiede in den Abrechnungsspektren der Leistungserbringer bestehen. Bundesweit wurden von Hausärzten in 2015 6,6% der Leistungen aus dem Bereich „Früherkennung von Krankheiten bei Kindern“ abgerechnet. In ruralen Regionen betrug der Anteil 23%, in urbanen Regionen 3,6%. In der Analyse der bundesweiten Abrechnungsdaten zeigt sich, dass der Anteil der abgerechneten Leistungen bei Hausärzten in ruralen Regionen höher ist als in urbanen Regionen.
Schlussfolgerung Der EBM erlaubt insbesondere im Bereich der arztgruppenübergreifenden allgemeinen GOP die Abrechnung von Leistungen sowohl durch Haus- als auch Kinderärzte. Anhand der bundesweiten Abrechnungsdaten der KBV zeigt sich, dass Hausärzte in ländlichen Regionen mehr Leistungen aus den entsprechenden Abschnitten abrechnen als in urbanen Regionen.
Abstract
Background Despite a 13.1% increase in the number of pediatricians between 2011 - 2020, the capacity of pediatric care has largely stagnated. This is due to increasing flexibility in working hours and a declining willingness of doctors to establish practices. In addition, there is an imbalance in the distribution of pediatric medical care capacities. While metropolitan areas are often characterized by oversupply, there is an increasing shortage of pediatricians, especially in rural areas. As a result, general practitioners in rural areas are increasingly taking over part of pediatric care. We quantify this compensation effect using the example of examinations of general health and normal child development (U1-U9).
Methods Basis of the analysis was the Doctors' Fee Scale within the Statutory Health Insurance Scheme (Einheitlicher Bewertungsmaßstab, EBM) from 2015 (4th quarter). Nationwide data from the National Association of Statutory Health Insurance Physicians (KBV) for general practitioners and pediatricians from 2015 was evaluated. In the first step, the EBM was used to determine the potential overlap of services between the two groups of doctors. The actual compensation between the groups was quantified using general health and normal child development as an example.
Results In section 1.7.1 (early detection of diseases in children) of the EBM, there is a list of 16 options for services that can be billed (fee schedule positions, GOP) by general practitioners and pediatricians. This particularly includes child examinations U1 to U9. The analysis of the national data of the KBV for the early detection of diseases in children showed significant differences between rural and urban regions in the billing procedure. Nationwide, general practitioners billed 6.6% of the services in the area of early detection of diseases in children in 2015. In rural regions this share was 23% compared to 3.6% in urban regions. The analysis of the nationwide data showed that the proportion of services billed by general practitioners was higher in rural regions than in urban regions.
Conclusion The EBM allows billing of services by both general practitioners and pediatricians, especially in the area of general GOP across all medical groups. The national billing data of the KBV shows that general practitioners in rural regions bill more services from the corresponding sections than in urban regions.
Schlüsselwörter
Bedarfsplanung - Pädiatrie - regional - Kompensation - hausärztliche Versorgung - VersorgungPublikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
14. April 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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