Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(10): 1197-1205
DOI: 10.1055/a-1930-7116
Experimentelle Studie

Sicherheit von Brillengläsern mit DIMS-Technologie und Atropin in der Kombinationstherapie der Myopieprogression

Article in several languages: deutsch | English
1   Internationale Innovative Ophthalmochirurgie (I. I. O.), Düsseldorf, Deutschland
2   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
,
Ann-Isabel Mattern
1   Internationale Innovative Ophthalmochirurgie (I. I. O.), Düsseldorf, Deutschland
,
Birte Graff
1   Internationale Innovative Ophthalmochirurgie (I. I. O.), Düsseldorf, Deutschland
2   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
,
1   Internationale Innovative Ophthalmochirurgie (I. I. O.), Düsseldorf, Deutschland
2   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
,
Achim Langenbucher
2   Institut für Experimentelle Ophthalmologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
,
3   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes UKS Homburg/Saar, Deutschland
,
Hartmut Schwahn
1   Internationale Innovative Ophthalmochirurgie (I. I. O.), Düsseldorf, Deutschland
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Es soll die Sicherheit im Straßenverkehr beim Tragen von Brillengläsern mit DIMS-Technologie (DIMS: Defocus Incorporated Multiple Segments) in der Kombination mit Atropin evaluiert werden.

Patienten und Methoden An 12 jungen Erwachsenen (Alter: 24 – 45; 30,1 ± 5,7 Jahre) wurde der Fernvisus und die Kontrastempfindlichkeit (KE), sowie Blendempfindlichkeit bei Versorgung mit DIMS-Brillengläsern allein und in der Kombination mit 0,01% Atropin untersucht.

Ergebnisse Durch Atropineinwirkung vermindert sich der Fernvisus beim Blick durch den zentralen Bereich des DIMS-Brillenglases nicht; bei Blendung und unter Atropin kommt es zu einem Visusabfall um 0,10 logMAR. Beim erzwungenen Blick durch den DIMS-Bereich vermindert sich der Fernvisus durch Atropineinwirkung ohne Blendung um 0,09 logMAR; bei Blendung ist durch Atropin kein weiterer Visusabfall zu beobachten. Die Kontrastempfindlichkeit mit DIMS-Gläsern wird durch Atropineinwirkung nicht relevant verändert. Hinsichtlich der Blendempfindlichkeit findet sich bei DIMS-Gläsern keine für das Sehen und die Sicherheit im Straßenverkehr relevante Sehbeeinträchtigung. Zusätzliche Atropinisierung hat keinen Einfluss auf die Blendempfindlichkeit.

Schlussfolgerung DIMS-Brillengläser sind sicher im Straßenverkehr und verursachen keine relevante Beeinträchtigung des Sehens, auch nicht unter Einfluss von 0,01% Atropin. DIMS-Brillengläser sind daher auch bei der Behandlung von progressiven Myopien in der Kombinationstherapie mit Atropin sicher.

Fazitbox

Bereits bekannt:

  • Niedrig dosiertes Atropin und spezielle Brillengläser stellen gängige Methoden zur Hemmung der Myopieprogression dar.

  • Bei nicht ausreichendem Therapieerfolg kann eine Kombination von Therapien sinnvoll sein.

  • Mögliche negative optische und sinnesphysiologische Effekte der Kombinationstherapie und deren Einfluss auf die Sicherheit im Straßenverkehr sind bisher ungeklärt.

Neu beschrieben:

  • In der Kombination von Brillengläsern mit DIMS-Technologie und 0,01% Atropin werden die zentralen Sehfunktionen nicht klinisch relevant eingeschränkt.

  • Die kurzzeitig in der Peripherie wahrnehmbaren optischen Effekte beeinflussen die grobe Objekterkennung nicht.

  • Eine Kombinationstherapie von DIMS und 0,01% Atropin ist als unbedenklich im Straßenverkehr anzusehen.



Publication History

Received: 25 March 2022

Accepted: 22 August 2022

Accepted Manuscript online:
25 August 2022

Article published online:
18 October 2022

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