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DOI: 10.1055/a-2167-2818
Wissenschaft für das Leben von morgen
Science for tomorrowʼs lifeSo lautet das Motto der 133. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte in Potsdam vom 12. bis 15.9.2024. Als langjähriges Mitglied der obigen Fachgesellschaft und Mitherausgeber der „Aktuellen Dermatologie“ ist es ein besonderes Anliegen, das Interesse der jungen Kollegen für unser faszinierendes Fachgebiet und dessen Möglichkeiten in Wissenschaft und Forschung zu wecken und während der Tätigkeit als Facharzt lebenslang zu fördern.
Eine breite Ausbildung in den Grundlagen der Medizin ist hilfreich: Nach Weiterbildung in Anatomie und Pathologie in die Dermatologie einzuschwenken, hat stets genützt. Dazu noch die fachspezifischen Forschungsmethoden anhand konkreter Fragestellungen kennenzulernen, ist zumindest für eine Karriere im universitären Bereich hilfreich.
So wandelte sich in der Dermatologie der berühmte Salbenraum dank innovativer immunologischer Forschung zu chronischen Dermatosen wie Psoriasis und endogenem Ekzem in ein hochmodernes neues Fachgebiet mit interdisziplinären Verbindungen in fast allen Fachrichtungen. Moderne immunologische Ansätze sind auch bei anderen Krankheitsbildern in der Dermatologie wie Alopezia areata, Vitiligo und Hidradenitis suppurativa ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Wir dürfen stolz auf unser Gebiet blicken: Allein die Zusatzbezeichnung „Immunologie“ wird noch viel zu wenig von Dermatologen genutzt.
Begleitet wurde all dies ab Mitte der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts durch die Entwicklung des Internets und seiner vielfältigen Möglichkeiten. Auch hier half Wissbegierde in die Geheimnisse der digitalen Welt einzudringen und sie für fachlich-organisatorische Aspekte der Medizin nutzbar zu machen (Telematikinfrastruktur). Über die insuffiziente Umsetzung muss an anderer Stelle diskutiert werden.
All dies zum Wohle des Patienten einzusetzen, bleibt der ärztlichen Heilkunst und Erfahrung vorbehalten. E AU (elektronische Arbeitsunfähigkeit), eRezept und e PA (elektronische Patientenakte) sind erst der Anfang einer Entwicklung hin zur Vernetzung von Daten in der Medizin, die ohne künstliche Intelligenz nicht funktionieren wird. Jeder muss selbst entscheiden, wie weit er dieser Entwicklung offen gegenübersteht und folgt. Auch ein Hippokratiker, der dies ablehnt und mit seinen Daten lieber in der analogen Welt bleiben möchte, muss respektiert werden. Das gilt insbesondere z.B. auch für unsere Senioren, die sich mit neuen Medien schwertun und besonderer Rücksicht bedürfen. Ein Mediendiktat ist abzulehnen.
Inwiefern die künstliche Intelligenz bei der massiv wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnis uns helfen wird, diese zum Wohl unserer Patienten einzusetzen, oder uns im Gegenteil durch nicht gekennzeichnete Manipulation lehren wird, sie zu fürchten, bleibt dem verantwortungsvollen Umgang der Wissenschaftler und Ärzte mit diesem Medium vorbehalten. Hier haben wir alle noch viel an Erfahrung zu sammeln!
Seien wir also zuversichtlich, was die vielen neuen Herausforderungen angeht, aber auch kritisch, wenn jemand versucht, z.B. in der Vergangenheit geborene Publikationen in die neue Zeit umzuschreiben. Ein Original muss ein Original bleiben, auf das man sich verlassen kann. Vertrauen ist ein wichtiges Fundament für eine funktionierende Medizin.
Es bleibt spannend!
Mit freundlichem Gruß
Dr. Mathias Herbst
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
23. Februar 2024
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