Laryngorhinootologie
DOI: 10.1055/a-2341-0931
Der interessante Fall

Endobronchiale Fremdkörper, die lesbare Geschichten erzählen

Endobronchial Foreign Bodies Telling Readable Stories
Edgar Haasler
1   Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin, Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH, Bielefeld, Deutschland (Ringgold ID: RIN39718)
,
Mohamed Garhy
1   Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin, Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH, Bielefeld, Deutschland (Ringgold ID: RIN39718)
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Stefan Arndt
1   Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin, Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH, Bielefeld, Deutschland (Ringgold ID: RIN39718)
,
Bernd Schönhofer
1   Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin, Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH, Bielefeld, Deutschland (Ringgold ID: RIN39718)
› Institutsangaben

Hintergrund

Fremdkörperaspirationen treten bei Kindern tendenziell häufiger als bei Erwachsenen auf [1]. Typische Symptome bei einem akuten Ereignis sind Husten und Dyspnoe.

Bei Kindern werden die meisten Aspirationen beobachtet und es folgen zeitnah therapeutische Maßnahmen. Für die Kinderheilkunde existiert eine Leitlinie für die interdisziplinäre Versorgung von Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion [2].

Demgegenüber kommt es bei Erwachsenen nach unbemerkten oder nur mit milden Symptomen einhergehenden Aspirationen oft im weiteren Verlauf zu chronischen Komplikationen, wie z. B. rezidivierende Pneumonien, Atelektasen und Hämoptysen.

Röntgendichtes Material ist in der konventionellen Röntgentechnik und in der CT oft direkt nachweisbar. Bei nicht-röntgendichtem Aspirat können in der radiologischen Diagnostik als indirekte Zeichen eine regionale (poststenotische) Überblähung oder Belüftungsstörung/Atelektase hinweisen.

In der Studie von Casalini et al. lag diese Quote von beobachteten Aspirationen für Kinder bei 90% (63/70); bei Erwachsenen wurden 24 von 89 Aspirationen nicht unmittelbar bemerkt („ignored“) [3]. Bei 115 Fällen bestand in einer Studie von Sumanth et al. nur bei 68% eine eindeutige Anamnese bezüglich der erfolgten Aspiration [4]. Bei Dong et al. wurde die Diagnose „Aspiration“ in 58% verzögert, d.h. später als 1 Monat, und in 7% (n=14) erst 5 Jahre nach Beginn der Symptomatik gestellt [5]. Al-Majed et al. berichten über 8 Patienten, bei denen die Aspiration unbeobachtet blieb und die Diagnose erst nach einer Zeitdauer von 3 Monaten bis 25 Jahren gestellt wurde [6]. Nach unserer Recherche sind bis 40 Jahre dauernde Zeiträume von der Aspiration bis zur Fremdkörperentfernung beschreiben [7] [8].

Grundsätzlich lassen sich organische und anorganische aspirierte Fremdkörper unterscheiden. In der Mehrheit handelt es sich um organische Fremdkörper. Sumanth et al. (n=115) fanden 84,7% organische bzw. 15,3% anorganische Fremdkörper [4] und Mallick et al. 70,8% (n=17) organische bzw. 29,2% (n=7) anorganische Fremdkörper [9].

Die erste endoskopische Fremdkörperentfernung wurde 1897 von Kilian in starrer Technik durchgeführt. Bei Erwachsenen geIingt die Fremdkörperentfernung heute meist in flexibler Bronchoskopietechnik ohne wesentliche Komplikationen [3] [5]. Es stehen verschiedene Instrumentarien wie spezielle Fasszangen oder Fangkörbchen zur Verfügung. Die endoskopische Bergung von organischem Material (wie z.B. feste Nahrungsbestandteile) gelingt oft mittels Kryosonde. Nur selten kommt bei Versagen der flexiblen Bronchoskopie eine starre Bronchoskopie zum Einsatz, auf diese sollte aber jederzeit konvertiert werden können.

Im Folgenden berichten wir über zwei Kasuistiken, bei denen das Aspirat in eindrucksvoller Weise lesbare Geschichten erzählt.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 29. Juni 2022

Angenommen: 01. August 2022

Artikel online veröffentlicht:
30. Juli 2024

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