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DOI: 10.1055/s-0028-1128154
Originäres Hebammenhandwerk entwickeln
Publication History
Publication Date:
02 January 2009 (online)
Eine frisch examinierte Hebamme trägt einen Koffer bei sich, in den sie geburtshilfliches, sozial- und naturwissenschaftliches Fachwissen sowie Hebammenhandwerkszeug gepackt hat. Daneben geben Erfahrungen aus der eigenen Biografie, der Ausbildung sowie der erlernte Umgang mit Gefühlen und Konflikten dem Koffer ein unterschiedliches Gewicht. Im Laufe der Hebammenarbeit wird dieser Koffer individuell ausgepackt, umgepackt oder ein größerer, vielleicht anderer gefüllt.
Durch Reflexion der eigenen Handlungen schaut die Hebamme, in welchen Situationen sie schon ohne nachzudenken die Kofferinhalte routiniert anwenden kann, um weitere Kennzeichen an der Frau wahrnehmen zu können oder wann ein bewusstes reflektiertes Handeln sinnvoll ist. Bereits während der Ausbildung wird den Schülerinnen klar, wie wichtig reflektiertes Agieren ist, damit eine individuelle professionelle Beziehungsgestaltung und Betreuung gelingt.
Der Erfahrungsschatz wächst, Fachartikel werden unter anderen Aspekten gelesen sowie Situationen differenzierter betrachtet und bewältigt. Nach mehr als 10 Berufsjahren gelingt der Hebammenexpertin meist ein intuitives komplexes Wahrnehmen und Handeln, dennoch gibt es immer wieder neue Situationen, in denen sie an die Grenzen des eigenen Könnens stößt. Daraus erwächst die Motivation und Verpflichtung zum lebenslangen Lernen. Dieses ist insbesondere in einer Zeit, in der sich das Fachwissen in 3–5 Jahren verdoppelt, unverzichtbar.
In diesem Heft lade ich Sie dazu ein, Ihre bisherigen beruflichen Erfahrungen mit den Fachbeiträgen zu regelwidrigen Einstellungen des Kindes zu vergleichen und sich individuell neuen Gedanken und Möglichkeiten zu öffnen. Die Beiträge von Ulrike Harder und Dagmar Imhorst sind gerade bei der vorhandenen Informationsflut und den zahlreichen Informationsquellen, die uns zur Verfügung stehen, eine Fundgrube für jede Leserin, da sie didaktisch und fachlich ausgezeichnet aufbereitet sind.
Danach finden Sie die Erstbeschreibung einer Kopf-Rücken-Differenz von Kirstin A. Hähnlein. Diese Entdeckung war nur aufgrund der großen Erfahrung der Autorin und dem stetigen Perfektionieren ihrer manuellen Fertigkeiten möglich – ein Beispiel für die notwendige Weiterentwicklung des originären Hebammenhandwerks in der Praxis.
Parallel zum Artikel der Apotheker Smollich und Jansen über die Grundregeln der Reproduktionstoxikologie finden Sie in dieser Ausgabe auch eine Beilage zum Thema „Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit”. Fachlich fundiert und prägnant zusammengefasst ist diese Beilage eine wertvolle Grundlage für Ihre Beratungstätigkeit.
„Ihre Meinung ist gefragt!” – hieß im letzen Heft unser Aufruf an alle Leserinnen! Auf S. 224 können Sie einige besonders interessante Leserinnenstandpunkte erfahren. Vielleicht werden Sie dadurch angeregt, zu unserer aktuellen Frage (s. S. 222) Ihre persönliche Meinung zu schreiben! Schon jetzt herzlichen Dank an alle Leserinnen für die Mitgestaltung unserer Zeitschrift!
Unsere „Jahresreihe” zur Burnout-Prophylaxe schließt mit 4 Entspannungselementen, die unterschiedlich viel Zeit beanspruchen und sich leicht in den Arbeitsalltagintegrieren lassen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um Ihre Begeisterung und Kraft für die tägliche Arbeit zu erhalten.
Das Jahr 2008 neigt sich dem Ende zu und jede von Ihnen kann auf spezielle bedeutsame Momente zurückblicken und ist mit ihrem „Hebammenkoffer” unterschiedlich umgegangen. Ich wünsche Ihnen auch beim Lesen der letzten Ausgabe in diesem Jahr viel Spaß und viele Anregungen für die tägliche Arbeit und natürlich auch im neuen Jahr viel Freude bei der Weiterentwicklung Ihrer Hebammenfertigkeiten!
Ihre
Cordula Ahrendt