Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(23): 1155-1161
DOI: 10.1055/s-0029-1190453
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das röntgenologisch Erkennbare beim Ulcus duodeni1)

Emmo Schlesinger
  • Spezialarzt für Magen-Darmkrankheiten in Berlin
1) Vortrag, am 23. II. 1914 d. V. f Inn. M. u. Kindhlk. in Berlin. (Diskussion S. 1193.)
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Nur in einem Bruchteil der Fälle weist das Ulcus duodeni im Röntgenbild deutlich erkennbare Veränderungen am Duodenum selbst auf. Bei der Mehrzahl der Fälle werden uns Indizien für das Vorliegen eines Ulcus dadurch an die Hand gegeben, daß dieses einen intensiven Einfluß auf die Magenfunktionen ausübt. Diese Reflexwirkung des Ulcus auf den Magen ist nicht, wie im allgemeinen angenommen wird, wechselnd, sondern durchaus einheitlich, stets im Sinne einer Funktionssteigerung sich vollziehend. Die dieser Auffassung entgegenstehenden Angaben einiger Autoren beruhen überwiegend darauf, daß Ermüdungs- und Erschöpfungszustände des Magens nicht als solche erkannt wurden. Man bezeichnet den Zustand der reflektorischen Uebererregbarkeit, in dem der Magen sich beim Ulcus duodeni befindet, am besten als reflektorische Exzitationsneurose, die neben einem sonst intakten Nervensystem bestehen kann. Nach längerem Bestehen der funktionellen Uebererregbarkeit stellen sich anatomische Sekundärerscheinungen am Magen ein. Für die Differentialdiagnose ist es wichtig, die primär-funktionellen Aeußerungen dieser Exzitationsneurose und die sekundär-anatomischen Veränderungen auseinanderzuhalten. Primär findet sich: Hyperperistaltik, Hypertonie, von besonderer Bedeutung Hypertonie und Spasmen am Pylorus, ferner Hypersekretion; sekundär: Dauerbulbus, Propulsion des Pylorus nach rechts oben während der peristaltischen Tätigkeit, Dilatation der Pars pylorica und Ausladung derselben nach rechts bis über die Pars verticalis duodeni hinweg, Ektasie des ganzen Magens. Diese anatomischen Veränderungen erst geben der Magenneurose beim Ulcus duodeni ihr besonderes Gepräge und lassen sie von den meisten anderen Neurosen, besonders denen bei Neurasthenie, Cholelithiasis, Appendicitis, Nephrolithiasis u. a., bei denen die Sekundärveränderungen in der Regel fehlen, unterscheiden. Es bleibt aber die Schwierigkeit bestehen, daß die Unterschiede, wenn auch meist markant, so doch nur graduell sind und ihre Differenzierung sehr sorgfältige klinische Erwägungen erfordert. Die praktische Erfahrung hat gelehrt, daß diese in einem hohen Prozentsatz der Fälle von Erfolg begleitet sein können.