Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P786
DOI: 10.1055/s-0029-1238878

Erhebung der Latenz von subjektiv wahrgenommenen motorischen und nicht-motorischen Symptomen von PatientenInnen mit idiopathischem Parkinson-Syndrom bis zum Erstbesuch einer Ambulanz für Bewegungsstörungen

JV Golob 1, R Saurugg 1, P Schwingenschuh 1, P Katschnig 1, K Wenzel 1, M Kögl-Wallner 1, B Melisch 1, N Homayoon 1, E Ott 1
  • 1Graz, A

Fragestellung: Nicht-motorische Symptome können der motorischen Phase des idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS) lange Zeit vorausgehen. Besonders im Hinblick auf die zukünftige Verfügbarkeit von möglicherweise neuromodulatorischen Substanzen wird das Erkennen von Frühsymptomen immer relevanter. Wir stellten uns daher retrospektiv die Frage, welche Symptome von den PatientenInnen selbst zuerst bemerkt wurden und definierten in weiterer Folge die Latenz vom Auftreten des ersten Symptoms bis zum Erstbesuch einer Spezialambulanz für Bewegungsstörungen.

Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse von 126 PatientenInnen mit IPS durchgeführt welche zwischen 1999 und 2008 zum ersten Mal die Ambulanz für Bewegungsstörungen an der Universitätsklinik für Neurologie besuchten. Das Vorliegen eines IPS wurde gemäß den United Kingdom Parkinson's Disease Society Brain Bank Kriterien definiert. Untersucht wurde die Häufigkeit von berichteten Frühsymptomen, die Latenz zwischen Auftreten des ersten Symptoms bis zum Erstbesuch einer Spezialambulanz und das Stadium der Erkrankung, gemessen mittels Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS), der modifizierten Hoehn und Yahr Skala und der Schwab und England Skala.

Ergebnisse: Die Latenz bis zum Erstbesuch in unserer Ambulanz betrug 5,1±5,0 Jahre, das Alter der PatientenInnen bei Wahrnehmung erster Symptome war 62,9±10,2 Jahre. Die PatientenInnen wiesen bei Erstbesuch einen durchschnittlichen Gesamt-UPDRS Wert von 44,3±22,1 auf (UPDRS I 2,1±2,1, UPDRS II 11,3±7,0, UPDRS III 30,4±15,2, UPDRS IV 0,6±1,2), ein Hoehn und Yahr Stadium von 2,4±0,8 und 78,1%±19,3% in der Schwab und England Skala. Die häufigsten Erstsymptome waren Tremor der oberen Extremität (63,5%), Schulterschmerzen (6,3%) und Depression (4,8%).

Schlussfolgerungen: Vergleichbar mit der Studie von O'Sullivan et al. (Movement Disorders, 2008) fanden auch wir Schmerzen als das häufigste nicht-motorische Frühsymptom und stellten eine ähnliche Häufigkeit von Depression fest. PatientenIinnen mit IPS befanden sich größtenteils bereits in einem intermediären Stadium und nicht mehr in der Frühphase der Erkrankung wenn sie zum ersten Mal eine Spezialambulanz für Bewegungsstörungen aufsuchten, dies obwohl bereits motorische Frühsymptome durch die PatientenInnen selbst wahrgenommen wurden. Gerade diese Zeitspanne würde für den Einsatz von potentiell neuromodulatorischen Substanzen höchste Relevanz haben.