Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(8): 333-338
DOI: 10.1055/s-0029-1244855
Originalarbeit | Original article
Gesundheitsökonomie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pharmakoökonomische Studien – Nutzbarkeit für leistungsrechtliche Entscheidungen

Pharmacoeconomic studies – usability for reimbursement decisionsE. S. Dietrich1 , T. Nakashima1 , S. Ahrens1
  • 1WINEG, Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg, Deutschland
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Publikationsverlauf

eingereicht: 12.2.2009

akzeptiert: 23.1.2010

Publikationsdatum:
17. Februar 2010 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland ist die Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses von Arzneimitteln seit 2007 gesetzlich verankert. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwiefern publizierte internationale pharmakoökonomische Studien den methodischen Vorgaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und ähnlicher internationaler Institutionen entsprechen und ob sie für leistungsrechtliche Beschlüsse nutzbar sind.

Methoden: Mittels Literaturrecherchen wurden pharmakoökonomische Studien identifiziert und ihr Design mit den Anforderungen des IQWiG und 15 weiterer internationaler Leitlinien verglichen. In simulierten Auswahlprozessen wurde geprüft, welche und wieviele Studien als Grundlage für leistungsrechtliche Entscheidungen in Betracht kämen.

Ergebnisse: Von 1982 identifizierten pharmakoökonomischen Studien wurden 130 als relevant eingestuft und ausgewertet. Sie stammten am häufigsten aus den USA (41  %), UK (15 %), Kanada (6  %) sowie Japan und Deutschland (je 4  %). In 63  % entsprach der gewählte Komparator der Standardtherapie. In 60  % der Studien wurde primär die Kostenträger- und in 22  % die gesellschaftliche Perspektive gewählt. Zwei Drittel der Analysen waren modelliert. Nur zwei Studien verglichen sowohl mit Standardtherapie und legten gleichzeitig die GKV-Perspektive zugrunde. Nur eine deutsche Studie untersuchte die „Real-life Effectiveness” und verglich gleichzeitig mit der Standardtherapie.

Folgerungen: Die Studie zeigt, dass die Vorgehensweise des IQWiG weitgehend dem Vorgehen anderer ähnlicher internationaler Institutionen entspricht. Nur sehr wenige publizierte Studien erfüllen jedoch die Anforderungen des IQWiG sowie dieser Institutionen, sodass entsprechende Analysen durch das IQWiG selbst durchgeführt werden müssen. Der Bewertungsprozess ist aufwendig und langwierig, sodass kurz- und mittelfristig keine maßgeblichen Kostensenkungen zu erwarten sind.

Abstract

Background and objective: In Germany, cost-benefit-assessments are incorporated by law since April 2007. In this study it is examined whether published international pharmacoeconomic studies correspond to the methodological recommendations of the Institute for Quality and Efficiency in Health Care (IQWiG) and international guidelines, and whether they are usable for reimbursement decisions.

Methods: Pharmacoeconomic studies were identified by a systematic literature review and compared with the requirements of the IQWiG and 15 other international institutions. In hypothetical selection processes it was examined which and how many studies could be considered as basis for reimbursement decisions.

Results: 130 out of 1,982 pharmacoeconomic studies were identified as relevant and analyzed. Most frequently, the USA was mentioned as reference country (41 %) prior to UK (15 %), Canada (6 %) as well as Japan and Germany (each 4 %). In 63 % standard therapy was chosen as comparator. In 60 % of studies the payer’s perspective was chosen primarily, in 22 % the societal perspective. Two thirds of the studies were modeled in most parts. Only two studies performed a comparison with standard therapy from the perspective of the statutory health insurance and could have been considered for reimbursement decisions of the G-BA. Only one German study examined the real-life effectiveness and compared it to standard therapy.

Conclusions: The study revealed a congruence between the methods of iqwig and other similar international institutions. However, hitherto existing pharmacoeconomic studies do not follow international and German guidelines in many points. In consequence IQWiG will have to perform the analyses itself and the assessment process will be time-consuming and tedious so that in the short and medium term no relevant cost savings can be expected.

Literatur

Dr. Eva Susanne Dietrich

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