Rofo 2010; 182(1): 101
DOI: 10.1055/s-0029-1246262
ÖRG-Mitteilungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Bericht - Interdisziplinäre Herzdiagnostik VI

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Januar 2010 (online)

 

Zweigpraxis und Zulassungsbeschränkungen

Am Wochenende des 09./10.Oktober 2009 wurde die Tagung "Interdisziplinäre Herzdiagnostik" zum 6. mal erfolgreich durchgeführt. Mit Teilnehmern aus den Fachgruppen Radiologie, Kardiologie, Nuklearmedizin und Herzchirurgie haben 190 Teilnehmer diese Veranstaltung besucht. Somit zählt diese Fortbildung in der radiologischen Gesellschaft Österreichs zu den größten jährlich stattfindenden Veranstaltungen.

Die diesjährige Interdisziplinäre Herzdiagnostik VI wurde am Universitätsklinikum Graz organisiert. Die Koorganisatioren a.o. Univ. Prof. Dr. Erich Sorantin (Radiologie) und a.o. Univ. Prof. Dr. Norbert Watzinger (Kardiologie) haben nicht nur den lokalen Veranstaltungsort hervorragend organisiert, sondern konnten besonders viele Vortragende aus dem Klinikum mobilisieren. Dies hat nicht nur das Repertoire an Referenten und Vorsitzenden in der Arbeitsgruppe kardiale Herzdiagnostik erweitert, sondern gab uns auch Einblick in die große Vielfalt medizinischen Know-hows an der Universitätsklinik Graz.

In 5 Hauptthemen, 6 Workshops und dem von der Industrie organisierten traditionellen "Pearls and News" wurde eine vielfältige Bandbreite herzdiagnostischer Themen erörtert.

Im "Update akute Myokardischämie" wurden alle Aspekte der kardiologischen Notfallsituation von der Notfallambulanz bis zur Herzchirurgie bearbeitet. Die allgemeine Befürchtung, dass die Radiologie im Management der sogenannten "Chest-Pain-Triage" von Zuweisungen förmlich überschüttet werden könnte, wird durch ein exzellentes Management in den kardiologischen Ambulanzen vorgefiltert, sodass tatsächlich nur Patienten zur Herz-/Thorax-CT kommen, die tatsächlich auch davon profitieren. Dass am Ende der Kaskade die Herzchirurgie steht, liegt in der rasanten Entwicklung interventioneller Techniken, wobei heute ausgebildete Herzchirurgen ein sicher breiteres und technisch vielfältigeres Gebiet abdecken, als vor einem Jahrzehnt.

Ein Highlight der Tagung war die Thematik "Herzschrittmacher/Defibrilatoren", bei der von den diversen Fachgruppen die Problematik dieser Patientengruppe beleuchtet wurde. Die Vorträge aus der Herzchirurgie und Radiologie haben sich dabei bezüglich Normalbefunden und Komplikationen von Schrittmacherimplantationen hervorragend ergänzt. Auf den Boden der Realität zurückgeholt wurden die Zuhörer bezüglich der Anwendung von MR nach Implantation von Schrittmachern oder ICD-Systemen, da trotz Erfindung MR-tauglicher Schrittmachersysteme höchste Vorsicht geboten ist, um einen Schaden am Patienten zu vermeiden.

Von besonderem Interesse war auch die Sitzung "Herzdiagnostik und Strahlenbelastung/Reduktion". Alle Aspekte der Herzdiagnostik von der Nuklearmedizin über das Katheterlabor bis zum Herz-CT wurden dabei diskutiert. Die Strahlenbelastung und das mögliche Strahlenrisiko dürfen auch trotz modernster Technologie nicht unterschätzt werden, sodass mit Zuweisungen zu solchen Untersuchungen vorsichtig und kritisch umgegangen werden muss, um etwaige späte Strahlenfolgen am Patienten zu vermeiden.

Besonders beeindruckt hat die Thematik "Herzdiagnostik extramural". Die beiden referierenden Grazer Kardiologen/Radiologen haben bewiesen, dass auch extramural eine wissenschaftlich fundierte Herzdiagnostik mit komplexen und teuren bildgebenden Verfahren möglich ist, ohne dass es zu einer Flut an daraus resultierenden Zweituntersuchungen kommen muss. Allen Anwesenden jedoch unverständlich ist, dass eine derart komplexe und viel Erfahrung benötigende Diagnostik mit sehr teuren radiologischen Geräten derart schlecht refundiert wird.

In der letzten wissenschaftlichen Sitzung Kardiomyopathie wurden die gängigen diagnostischen Kriterien und therapeutischen Ansätze abgehandelt. Die Workshops über Herz-CT und Herz-MR waren wie in den vorangegangenen Tagungen hervorragend besucht. Auch wenn im Gegensatz dazu in den anderen Workshops die Besucherzahl deutlich geringer ist, wollen wir auch in Zukunft daran festhalten, diese Workshops anzubieten, da sie auf interdisziplinärer Ebene einen guten Einblick in die Tätigkeiten der anderen Fachgruppen ermöglicht.

Schlussendlich beeindruckt hat der Vortrag über "NSF-Update" des Schweizer Referent Dr. J. Fröhlich. Die nephrogene systemische Fibrose als Komplikation einer Applikation von Gadolinium-hältigen Kontrastmitteln in der MR-Diagnostik hat sich in den letzten Jahren als ein ernst zunehmendes Problem herauskristallisiert. Die Pathogenese dieser noch nicht gänzlich geklärten Komplikation und viele weitere Aspekte wurden in diesem Vortrag angesprochen und haben dem Zuhörer vermittelt, bei niereninsuffizienten Patienten besondere Vorsicht walten zu lassen.

Auch in diesem Jahr konnte dieses "Low Budget Unternehmen" mit einer sehr niedrigen Teilnahmegebühr viele Interessierte anziehen.

Im Rahmen der Sitzung der interdisziplinären Arbeitsgruppe für kardiale Diagnostik wurden 2 Beschlüsse gefasst: Es werden sofort Arbeiten aufgenommen, um ein Update der Leitfaden MR und CT des Herzens/der Koronararterien bis Ende des nächsten Jahres fertig zu stellen. Des Weiteren wurde festgelegt, dass die nächste Tagung "Interdisziplinäre Herzdiagnostik VII" an der Universität Klagenfurt mit den Koorganisatoren aus der Radiologie und Kardiologie des LKH Klagenfurt stattfinden wird.

Prim. Univ. Prof. Dr. Klaus Hergan