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DOI: 10.1055/s-0032-1311630
Fixierungsmaßnahmen in Krankenhäusern – Ein wunder Punkt
Restraint in Hospitals – A Sore PointPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
21. Mai 2012 (online)
Zusammenfassung
Fixierungsmaßnahmen werden in den unterschiedlichsten medizinischen Versorgungssituationen angewendet. Ihr Einsatz wurde bisher vor allem in der Psychiatrie und in Pflegeheimen problematisiert, wohingegen die Anwendungen in Krankenhäusern kaum diskutiert wird. Dies ist besonders beunruhigend, da Fixierungen in Krankenhäusern unter den verschiedensten Umständen angeordnet werden, jedoch als freiheitsentziehende Maßnahme einen ambivalenten Charakter haben. Ziel dieses Artikels ist es, die zivilrechtliche Gesetzgebung für Fixierungen und die medizinischen Gründe für die Vornahme von Fixierungen in deutschen Krankenhäusern zu analysieren. Ich werde zeigen, dass die Vornahmen von Fixierungen erst nach einer eingehenden Beurteilung des Patienten und seiner Wünsche vorgenommen werden sollten. Als vulnerable Gruppe sind Patienten von den Mitgliedern des medizinischen Personals abhängig, die unter allen Umständen ihr Bestes tun müssen, um die Autonomie und Rechte ihrer Patienten zu respektieren. Das Bewusstsein des Gesundheitspersonals in Bezug auf Fixierungen muss geschärft werden und die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Betreuungsrichtern, Ärzteschaft und Pflegepersonal verbessert werden, um den Informationsfluss und -austausch zu dieser ethischen und moralischen Frage zu verbessern.
Abstract
Restraints are used for several medical situations. Their use in restraining patients in psychiatric care and nursing homes is widely debated, whereas those in hospitals are rarely discussed. This is a particular cause of concern because restraints are prescribed under various circumstances in hospitals and yet they have an ambivalent character because they are viewed as a custodial measure. The aim of this paper is to examine the civil law legislation on restraints and medical reasons for employing restraints in German hospitals. I will argue that the use of restraints should only be performed after a thorough assessment of the patient and his or her wishes. As a vulnerable group, patients are dependent on clinical staff members, who must in all circumstances do their best to respect the autonomy and rights of their patients. Awareness of health-care personnel regarding the use of restraints should be increased and interdisciplinary collaboration among judges, clinicians and nurses must be bridged and enhanced in order to improve the flow and exchange of information on this very ethical and moral issue.
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