Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(3): 123-127
DOI: 10.1055/s-0033-1347076
Reisemedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Vergiftungen nach Schlangenbiss – Ein unterschätztes Problem in der Reisemedizin?

Snakebite envenoming – An underestimated problem in travel medicine?
Dietrich Mebs
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Publikationsdatum:
19. Juni 2013 (online)

Vergiftungen nach Schlangenbiss sind in den Tropen ein ernstes Gesundheitsproblem, betreffen jedoch nur sehr selten den Reisenden. Die Vergiftungssymptomatik ist je nach Art der Schlange unterschiedlich und schließt Ödem, hämorrhagische Blutungen und Nekrosen um die Bissstelle, periphere Lähmungen und Blutgerinnungsstörungen ein. Antiseren sind die einzigen spezifischen Antidote. Sie sind intravenös anzuwenden, eine schon wegen der möglichen Nebenwirkungen (Anaphylaxie) nicht delegierbare ärztliche Aufgabe. Ist ein Antiserum nicht verfügbar, richtet sich die Behandlung nach den auftretenden Symptomen. Schon aus praktischen Gründen verbietet es sich, Antiseren auf Reisen mitzuführen, da diese kontinuierlich gekühlt werden müssen. Wichtigste Empfehlung bei der reisemedizinischen Beratung ist daher, im Fall eines Schlangenbisses umgehend ärztliche Hilfe aufzusuchen und alle Manipulationen um die Bissstelle zu unterlassen.

In the tropics snakebite is a serious health problem. However, tourists are rarely affected. Depending on the snake species involved envenoming symptoms include edema, haemorrhagic bleeding and necrosis around the bite site, peripheral paralysis and impairment of blood coagulation. Antivenoms are the only specific antidotes and have to be applied intravenously by a physician who must be prepared to eventually treat complications such as anaphylaxis. If antivenoms are not available, symptomatic treatment is the only option. Just because antivenom has to be continuously refrigerated, tourists should be discouraged to take it along. In travel medicine consulting the most important advice is to seek immediate medical help in case of snakebite and to abstain from any manipulations at the bite site.

 
  • Literatur

  • 1 Chippaux JP. Snake-bites: appraisal of the global situation. Bull World Health Org 1998; 76: 515-24
  • 2 Mebs D. Giftschlangenbisse – ein Risiko für Touristen?. Münch Med Wschr 1994; 136: 62-5
  • 3 Junghanss T, Bodio M. Notfall-Handbuch Gifttiere – Diagnose, Therapie, Biologie. Stuttgart: Thieme; 1996
  • 4 Mebs D. Gifttiere – Ein Handbuch für Biologen, Toxikologen, Ärzte und Apotheker. Aufl. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2010. 3.