Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A56
DOI: 10.1055/s-0035-1558625

Ludwigshafener Erfahrungen mit Elektrochemotherapie (ECT) am Beispiel einer Patientin mit kutan metastasiertem Mammakarzinom

V Babic 1, E Dabrowski 1, L Schmitt 1, 2, E Dippel 1, C Löser 1
  • 1Hautklinik Ludwigshafen
  • 2Praxis für Gefäßchirurgie, Speyer

Einleitung: Die Elektrochemotherapie (ECT) ist eine neue zielgerichtete Therapie für kutan metastasierte, fortgeschrittene Krebserkrankungen. Sie ist geeignet für Patienten bei denen bereits alle Optionen, z.B. operativ oder strahlentherapeutisch, ausgeschöpft wurden. Der Einsatz ist palliativ zur Symptommilderung und Verbesserung der Lebensqualität [1 – 3].

Fallbericht: Eine 57-jährige Patientin stellte sich mit kutanen metastasierten Mammakarzinom in September 2013 vor. In Mai 2011 wurde ein inflammatorisches Mammakarzinom rechts diagnostiziert. Es erfolgte eine Ablatio mammae und Axilladissektion rechts. Im Dezember 2011 traten Hautmetastasen an Oberarm und Flanke rechts auf. Es erfolgte eine Radiatio des rechten Oberarmes. Beim weiteren Progress der Erkrankung insbesondere der kutanen Metastasen, die mittlerweile am Rücken und Sternum diagnostiziert wurden stellte sich die Patientin in unserer Klinik vor, mit der Frage nach palliativer Elektrochemotherapie. Wir führten insgesamt 4 Zyklen mit Bleomycin 15 mg/m2 mit jeweils deutlicher Befundbesserung durch.

Technik und Wirkmechanismus der Elektrochemotherapie: Bei der ECT wird ein Chemotherapeutikum (Bleomycin oder Cisplatin) entweder intratumoral oder i.v. appliziert unter anschließender lokaler Applikation von elektrischen Impulsen in das Tumorgewebe mittels Nadelelektroden. So entstehen „Poren“ in der Membran der Zellen, weshalb das Chemotherapeutikum die Zellmembran passieren kann. Durch die ECT werden die ansonsten bei Melanom und Mammakarzinom unwirksamen Substanzen Bleomycin oder Cisplatin zu hochpotenten Therapeutika. Da der Effekt auf das behandelte Tumorareal begrenzt ist, wird die systemische Toxizität verringert [3, 4].

Zusammenfassung: Die ECT ist es eine wirksame und relativ schonende Therapieoption bei symptomatischen kutanen Metastasen. In Ludwigshafen haben wir von September 2013 bis März 2014, 31 Behandlungen bei 22 Patienten durchgeführt, davon 11 Patienten mit Mammakarzinom, 7 Patienten mit malignem Melanom und 4 Patienten mit anderen Primärtumoren. Aufgefallen sind Schmerzen, Rötung und Pigmentverschiebung an den Einstichstellen, jedoch keine systemischen Nebenwirkungen. Die Ergebnisse sind insgesamt sehr ermutigend. Im vorgestellten Fall konnte durch die mehrfache Behandlung eine lokale Befundverbesserung erzielt und die Lebensqualität der Patientin deutlich gesteigert werden.

Literatur:

[1] Kretschmer L. Elektrochemotherapie bei ausgedehnten Tumorinfiltration von Haut und Unterhaut – eine wertvolle Erweiterung des dermato-onkologischen Armamentariums. J Dtsch Dermatol Ges 2015; 13: 271 – 272

[2] Kreuter A, van Eijk T, Lehmann P et al. Elektrochemotherapie bei fortgeschrittenen Hauttumoren und Hautmetastasen – eine retrospektive multizentrische Auswertung. J Dtsch Dermatol Ges 2015; 13: 308 – 216

[3] Schmidt G, Juhasz-Böss I, Solomayer E.-F, Herr D. Elektrochemotherapie beim Mammakarzinom: eine Literaturübersicht. Geburtsh Frauenheilk 2014; 74: 557 – 562

[4] Hafner J, Aschwanden J, Goldinger S-M et al. Elektrochemotherapie steigert Medikamentenkonzentration. Swiss medical forum 2015; 15: 120 – 123