Zunehmende Bedeutung älterer Patienten mit Lungenkarzinomen – eine Zentrumsanalyse

Hintergrund:

Deutschland zählt weltweit zu den 10 Ländern mit der prozentual größten Bevölkerungsgruppe ≥80-Jährigen. Die Lebenserwartung steigt und mit ihr die Krebsinzidenz. 2008 stellte Lungenkrebs bei ≥65-jährigen Männern die dritt-häufigste Todesursache nach kardiovaskulären Ereignissen und Herzinfarkten dar. Wir untersuchten daher die Altersentwicklung der Patienten in unserem Lungenkrebszentrum.

Methode:

Es handelt sich um eine Analyse der im Krebsregister erfassten Patienten mit histologisch gesichertem Lungenkarzinom, welche zwischen 2001 und 2015 im Lungenkrebszentrum der Evangelischen Lungenklinik Berlin behandelt wurden.

Ergebnisse:

7094 Patienten wurden erfasst. Das mediane Erkrankungsalter der Gesamtgruppe betrug 67,8 Jahre (m: 68,1; w: 67,8). Das Erkrankungsalter nahm im zeitlichen Verlauf zu (2001: 67,3; 2006: 67,7; 2011: 69,3; 2015: 69,7). Dabei stieg auch der prozentuale Anteil der ≥75 (2001: 11,5; 2006: 17,7; 2011: 23,2; 2015: 26,7) bzw. ≥80-jährigen Patienten (2001: 3,4; 2006: 3,9; 2011: 7,9; 2015: 9,6) und hat sich zum Ende der Untersuchung mehr als verdoppelt. Die Gruppe 75+ machte 2015 ein Viertel der Zentrumspatienten aus. Der Anteil der Frauen nahm über die Zeit leicht zu (2001: 25,3%; 2006: 30,8%; 2011: 33,6%, 2015: 36,3%). Während das Geschlechtsverhältnis m:w insgesamt 2,22 betrug, sank es in der Gruppe 80+ auf 1,83, sodass hier mehr Frauen repräsentiert waren. Die Verteilung der Tumorstadien je Altersgruppe unterschied sich nicht wesentlich, bei den ≥80-Jährigen hatten 57,8% ein Stadium IIIB/IV.

Diskussion:

Im Beobachtungszeitraum stieg das mediane Erkrankungsalter im Zentrum an und betrug zuletzt 69,7 Jahre. Dies bestätigt den Trend bundesweiter Daten des Robert Koch Instituts. Der Anteil älterer Patienten in unserem Zentrum hat sich seit 2001 mehr als verdoppelt und ein Viertel sind inzwischen ≥75 Jahre, ca. 10% ≥80. Diese Patienten stellen eine hohe Herausforderung im klinischen Alltag dar. Neben der Verfügbarkeit neuer und teils besser verträglicher Therapieoptionen besteht aufgrund von Komorbiditäten, physiologischen Organveränderungen, geriatrischen Syndromen und Polypharmazie eine komplexe Behandlungssituation. Daher empfehlen Fachgesellschaften ein geriatrisches Assessement für alle älteren Lungenkrebspatienten.