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DOI: 10.1055/s-0039-3403069
Pulmonale Infektionen durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien-Erfahrungen im klinischen Alltag
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
28. Februar 2020 (online)
Hintergrund: Die Bedeutung von pulmonalen Infektionen durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien (NTM) hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dabei ist es wichtig Kolonisierungen von behandlungsbedürftigen Infektionen zu unterscheiden, insbesondere unter der Berücksichtigung einer langwierigen und häufig mit Nebenwirkungen behafteten und nicht immer erfolgreichen medikamentösen Therapie.
Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse von Patienten mit bakteriologischem Nachweis von NTM im respiratorischen Sekret die im Zeitraum vom 01.01.2008 bis 31.12.2017 im Fachkrankenhaus Coswig diagnostiziert und ggf. behandelt wurden.
Ergebnisse: Insgesamt erfolgte bei 315 Patienten der Nachweis von NTM in respiratorischen Sekreten (72% Männer, Durchschnittsalter 68,3 Jahre, Altersspanne 31 bis 90 Jahre). 74% der Patienten waren (Ex-)Raucher. Relevante Komorbiditäten waren COPD (48%) und Bronchiektasie (16%). Zum Diagnosezeitpunkt hatten die Patienten in der Medikation inhalative (48%) oder orale (5%) Kortikosteroide. Nachgewiesen wurden u. a. folgende Mykobakterienspezies: Mycobacterium avium intracellulare Complex (MAC) (49%), M. gordonae (13,3%), M. kansasii (7,9%) und M. fortuitum (7,3%), M. chelonae/immunogenum (4,8%), M. xenopi (4,1%) und M. malmoense (2,8%). Eine Infektion durch NTM nach ATS-Kriterien lag bei 95 Patienten (30%) vor, davon erhielten 88 Patienten (93%) eine antimykobakterielle Therapie, die bei 84 Patienten (88%) nach publizierten Empfehlungen erfolgte. Bei zwei Patienten (2,3%) erfolgte zusätzlich, bzw. alleinig eine operative Therapie.
Zusammenfassung: Der Nachweis von NTM in Atemwegsekreten bei Patienten ist nicht selten, insbesondere bei Komorbiditäten (COPD und Bronchiektasien) und Vormedikation mit inhalativen Kortikosteroiden. Allerdings liegt bei nur ca. einem Drittel eine eigentliche Infektion durch NTM vor. In der Regel kann bei Indikation eine anti-mykobakterielle Therapie nach publizierten Empfehlungen erfolgen.