Pneumologie 2020; 74(S 01): 95
DOI: 10.1055/s-0039-3403276
Posterbegehung (PO19) – Sektion Kardiorespiratorische Interaktion
Posterbegehung der Sektion Kardiorespiratorische Interaktion
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Determinanten der QTc-Zeit bei Patienten mit einer stabilen oder exazerbierten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung

S Keymel
1   Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
S Krüger
2   Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Florence Nightingale Krankenhaus
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Kardiale Komorbiditäten bzw. kardiovaskuläre Mortalität bestimmen wesentlich den Erkrankungsverlauf von Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Die QTc-Zeit kann als Risikomarker für ein erhöhtes Risiko eines plötzlichen Herztods angesehen werden. Ziel der Untersuchung ist, den Einfluss kardialer und pulmonaler Charakteristika auf die Qtc-Zeit zu prüfen.

Material und Methoden: Es wurden gepoolte Daten von 172 Patienten mit einer stabilen oder exazerbierten COPD GOLD I – IV untersucht. Epidemiologische Daten, Vitalwerte, Schwere der COPD, kardiale Komorbiditäten, NTproBNP und EKG-Charakteristika wurden in Bezug auf die QTc-Zeit analysiert.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der Patienten betrug 68 ± 8,4 Jahre, 53% waren männlich. Die Verteilung nach der GOLD-Klassifikation GOLD I – IV war 6/48/63/55 Patienten. 32% wiesen eine stabile COPD auf, 68% eine akute Exazerbation der COPD. Es zeigten sich moderate signifikante Korrelationen zwischen QTc und Alter (r = 0,17; p = 0,02), Kalium (r = − 0,22; p ≤ 0,01), FEV1 (r = − 0,18; p = 0,02), logNTproBNP (r = 0,34; p ≤ 0,01) und der QRS-Breite (r = 0,31; p ≤ 0,01). In einer multivariaten Analyse unter Einschluss der beschriebenen 5 Parameter wurden FEV1, logNTproBNP und QRS-Breite als unabhängige Prädiktoren der QTc Zeit identifiziert (korrigiertes R2 0,21; p ≤ 0,01). Der Vergleich verschiedener klinischer Bedingungen wies signifikant höhere QTc-Werte bei Patienten mit exazerbierter COPD (445 ± 29 vs. 433 ± 31 ms; p = 0,04), bei Patienten mit Vorhofflimmern (449 ± 28 vs. 439 ± 30 ms; p = 0,03), Medikation mit einem inhalativen Steroid (446 ± 32 vs. 436 ± 27 ms; p = 0,03), einem Renin-Angiotensin-Blocker (447 ± 33 vs. 436 ± 25 ms; p = 0,03) oder einem Diuretikum (448 ± 30 vs. 435 ± 28 ms; p ≤ 0,01), jeweils im Vergleich ohne das Vorliegen des Merkmals.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit COPD ist eine verlängerte QTc-Zeit als Risikomarker für kardiale Ereignisse sowohl mit pulmonalen als auch mit kardialen Charakteristika assoziiert. Prospektive klinische Studien sind erforderlich, ob 1. die QTc-Zeit mit einer erhöhten Mortalität bei Patienten mit COPD verbunden ist und 2. therapeutische Maßnahmen zu einer Reduktion der QTc-Zeit führen.