Z Sex Forsch 2016; 29(03): 205-223
DOI: 10.1055/s-0042-114866
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Subjektive Indikatoren des Behandlungserfolges und Diskriminierungserfahrungen in der trans*[1] Gesundheitsversorgung.Qualitative Ergebnisse einer Online-Befragung

Franziska K. Loos
a   Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Andreas Köhler
a   Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Jana Eyssel
a   Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Timo O. Nieder
a   Interdisziplinäres Transgender Versorgungscentrum Hamburg, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. September 2016 (online)

Übersicht

Anregungen und Informationen aus der trans* Community beeinflussen seit Jahren den Wandel der trans* Gesundheitsversorgung. Mit Hilfe einer Online-Befragung von trans* Menschen soll die Qualität der Versorgungspraxis für trans* Menschen weiter entwickelt werden. Zusammen mit Vertreter_innen von trans* Selbsthilfegruppen und niedergelassenen Ärzt_innen wurde ein Fragebogen entwickelt, der die Erwartungen von trans* Menschen an ihre Gesundheitsversorgung erfasst. Das nicht-klinische Online-Sample setzt sich aus 415 Personen zusammen, die sich als trans* identifizieren und über 16 Jahre alt sind. Für die vorliegende Arbeit wurden die offenen Antworten zu zwei Schwerpunktthemen inhaltsanalytisch ausgewertet: (a) von trans* Menschen individuell eingeschätzte Indikatoren ihres Behandlungserfolges und (b) Diskriminierungserfahrungen in der und Erwartungen an die Gesundheitsversorgung. Die qualitativen Daten der Studie legen nahe, dass eine zunehmend selbstbestimmte Gesundheitsversorgung für trans* Menschen eher erreicht werden kann, wenn das Verhältnis zwischen Behandlungssuchenden und Behandelnden von wechselseitigem Vertrauen geprägt ist. Fachkräfte der interdisziplinären trans* Gesundheitsversorgung sollten sich daher gleichermaßen Expertise und Sensibilität aneignen, die die Versorgung der spezifischen Gesundheitsbedürfnisse von trans* Menschen erfordern.

1 Trans* dient hier als Oberbegriff für transsexuell, transgender, transident etc., um eine Vielfalt an Selbstidentitäten und geschlechtlichen (Nicht-)Verortungen zusammenzufassen (Franzen und Sauer 2010).