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DOI: 10.1055/s-0044-1790321
Das Sucht-Stigma als eine besondere Form des Vorurteils
Hintergrund und Fragestellung: Konzeptuell sind das Stigma von Suchterkrankungen und die Stigmatisierung von Suchterkrankten nah am sozialpsychologischen Konstrukt des Vorurteils. Zentral für dieses Konstrukt ist die Be- bzw. Abwertung von Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe – in diesem Fall zur Gruppe der Menschen mit Suchterkrankungen. Die ausagierten Formen des Vorurteils führen zu mitunter dramatischen Folgen für die Betroffenen, welche die ursprünglichen Unterschiede aggravieren und zu einer zusätzlichen Benachteiligung führen oder zumindest die bestehende aufrechterhalten. Insbesondere wenn Fachkräfte der Suchthilfe entsprechende Vorurteile unterstützen, muss dies kritisch betrachtet werden, da deren Aufgabe der Abbau von Benachteiligung wäre. Dies sollte in den Ausbildungs-Curricula der verschiedenen Fachkräfte bedacht werden.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Anhand verschiedener Untersuchungen an Studierenden der Sozialen Arbeit, Fachkräften der Suchthilfe und Betroffenen von Suchterkrankungen werden stigmatisierende Einstellungen und Stigmatisierungserfahrungen dargestellt.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Neben einzelnen Befunden, welche jene anderer Berufs- und Betroffenengruppen widerspiegeln, werden Möglichkeiten der Nutzung des sozialpsychologischen Konzeptes des Vorurteils für die Stigmaforschung und -arbeit dargestellt. Insbesondere der Versuch der Trennung zwischen Verhalten und Person, sowie die strikte Betrachtung potentieller Konfundierungsvariablen und die Ausweisung derer Grundraten sowie Risikowahrnehmungstendenzen werden betont.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Stigmatisierung von Menschen mit Suchterkrankungen stellt eine zentrales Problem für das Handlungsfeld der Suchthilfe dar. Der Begriff wird vielfältig verwendet und schnell emotional aufgeladen, dabei sind die Verhältnisse und Verhältnismäßigkeiten öffentlicher, struktureller und internalisierter Stigmatisierung besonders zu berücksichtigen. Vorurteilsforschung kann hier zu einem besseren Verständnis und einer besseren Adressierung von Stigmatisierung sowie von deren Abgrenzung beitragen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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