Suchttherapie 2024; 25(S 01): S32
DOI: 10.1055/s-0044-1790371
Abstracts
Symposien
S19 Bedürfnisse von Menschen der „Drogenszene“ und kritische Reflexion deren Adressierung in der Suchthilfe

Rausch: verdrängt, vergötzt, verboten.

Andreas Bell
1   Psychotherapeutische Praxis Dr. Dr. Andreas Bell, Köln, Deutschland
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Hintergrund und Fragestellung: Der Kampf gegen die Sucht ist immer auch ein Kampf gegen den Rausch. Deshalb wird der Rausch des Droguierten – nicht des Behandelnden – häufig unterkomplex dargestellt und vorschnell pathologisiert. Während Freud dem Rausch noch seinen Ort in der Libidoökonomie zuweist, gilt der Rausch heute vorwiegend als gefährlich. Damit geht aber das Behandlungsregime an der Lebenswirklichkeit vieler Patienten vorbei.

Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Anthropologie und Kulturgeschichte kennen durchaus eine Vielzahl von Rauschformen, die ihre eigene Sinnhaftigkeit, aber auch ihre Gefahren mitbringen. Sie haben Einzug in die Gegenwartskultur genommen, sind entweder kodifiziert oder werden kulturell tradiert und existieren in der Vorstellungswelt von Jugendlichen und Erwachsenen.

Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Gängige Rauschvorstellungen sind zwischen Religiosität und Krieg, zwischen Kunst und Krankheit angesiedelt. Die Befassung mit ihnen kann helfen, Rauschwünsche bei Patienten differenziert wahrzunehmen und gemeinsam mit ihnen zu bewerten.

Diskussion und Schlussfolgerung: Auf diese Weise werden Rauschwünsche enttabuisiert und die Beteiligten sprachfähig. Die therapeutische Bindung wird gefestigt.

Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024

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