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DOI: 10.1055/s-0044-1790394
„Mama, Denk an mich“ – ein multimodales Therapieprogrammes für Methamphetamin-konsumierende Schwangere und Mütter – Durchführbarkeit und Verlaufsevaluation
Hintergrund und Fragestellung: Methamphetamin-bezogene Störungen (MBS) im Kontext von Schwangerschaft oder Mutterschaft stellen ein großes Risiko für Mutter und Kind dar. Mit dem 2016 ins Leben gerufenen multimodalen, ambulanten Therapieprogramm „Mama, Denk an mich“ soll den komplexen therapeutischen Anforderungen dieser Klientel begegnet werden, die vor dem Hintergrund der hohen Prävalenz MBS in Sachsen nur unzureichend abgedeckt werden.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Verglichen wurden zwei zeitlich aufeinanderfolgende Erhebungen naturalistischer Gruppen von 100 bzw. von 43 schwangeren Frauen und jungen Müttern mit MBS, die zwischen 2016 und 2020 in der psychiatrischen Suchtambulanz des Universitätsklinikums Dresden behandelt wurden. Dabei wurden soziodemographische, klinische und therapeutische Parameter sowie Ergebnisse unangekündigter Drogentest im Zusammenhang mit dem Therapieoutcome analysiert.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Neben einem hohen Anteil an Erstbehandelten (51%) und einem jungen Durchschnittsalter (29 Jahre), fiel die Stichprobe durch prekäre sozioökonomische Verhältnisse und zahlreiche Komorbiditäten auf. Die Adhärenzrate lag initial bei 66% und konnte trotz ansteigender Komplexität der Fälle weiter gesteigert werden. Teilnehmerinnen erzielten eine signifikant verbesserte Lebensqualität, gemessen an Wohnsituation (p=,012) und Kindesversorgung (p=,019). Bei vorliegender psychiatrischer Komorbidität (70%) war die Adhärenzquote höher. Die Integration des Sozialdienstes verbesserte das Ergebnis signifikant. Bei 53% der Patientinnen wurde im Therapieverlauf mindestens ein Rückfallereignis nachgewiesen, von denen jedoch 85% im therapeutischen Setting gehalten werden konnten.
Diskussion und Schlussfolgerung: MBS in Kombination mit Schwanger- und Elternschaft stellen eine hochkomplexe Problematik auf verschiedenen Ebenen dar, jedoch auch eine Gelegenheit, selbst schwere Fälle mit psychiatrischen Komorbiditäten für eine wirksame ambulante Suchttherapie zu motivieren. Prekäre soziale Verhältnisse und Komorbiditäten nahmen seit Initiierung von MAMDAM zu. Dennoch zeigt sich, dass im Rahmen des Programms eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität der Patientinnen erreicht werden konnte. Ansätze für die weitere Verbesserung des Programms umfassen die Erweiterung der öffentlichen Aufmerksamkeit, Unterstützung der Personalressourcen des Sozialdienstes und die Implementierung gezielter durchgeführter Interventionen für Hochrisikopatientinnen, um insbesondere die Rate der frühen Abbrüche zu minimieren.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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