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DOI: 10.1055/s-0044-1790408
Besteuerung von Alkohol als gesundheitspolitische Maßnahme – Herausforderungen bei der Umsetzung
Hintergrund und Fragestellung: Alkoholkonsum ist in Deutschland jährlich Ursache für rund 20.000 Krebsneuerkrankungen und verursacht der Gesellschaft jedes Jahr 57 Milliarden Euro an Kosten. Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und zur Senkung der Folgekosten des Alkoholkonsums für die Gesellschaft ist es notwendig, den Alkoholkonsum zu senken. Um eine dahingehende Verhaltensänderung in der Bevölkerung zu unterstützen, sind verschiedene gesundheitspolitische Maßnahmen notwendig, die einen reduzierten Alkoholkonsum fördern.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die WHO empfiehlt Steuererhöhungen auf alkoholische Getränke als eine der wirksamsten und kosteneffektivsten Maßnahmen („Best Buys“) zur Verringerung des Alkoholkonsums. In Deutschland könnten spürbare Erhöhungen der Alkoholsteuern eine positive gesundheitspolitische Steuerungswirkung entfalten, denn die Alkoholsteuern wurden seit Jahrzehnten nicht erhöht und sie sind im europäischen Vergleich niedrig.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Nach der Einführung der Alkopopsteuer ist ab 2004 der Konsum von Alkopops stark zurückgegangen. Berechnungen zufolge könnte ein Preisanstieg für alkoholische Getränke um 25 Prozent alle fünf Jahre in Deutschland über einen Zeitraum von 30 Jahren über 143.000 alkoholbedingte Krebsfälle vermeiden. Erhöhungen der Alkoholsteuern generieren höhere Steuereinnahmen und dämpfen gleichzeitig den Konsum.
Diskussion und Schlussfolgerung: Für die Einführung von Steuererhöhungen auf Alkohol ist der entsprechende politische Wille notwendig. Dieser fehlt in Deutschland derzeit. Das Bewusstsein für die Schädlichkeit von Alkohol für Individuum und Gesellschaft sowie für die vielfältigen Vorteile von Steuererhöhungen muss in Bevölkerung und Politik verbessert werden. Zugleich muss der Einfluss der Alkoholindustrie auf gesundheitspolitische Entscheidungen verringert werden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: Förderung des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle an der Stabsstelle Krebsprävention durch das Bundesministerium für Gesundheit.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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