Gesundheitswesen 2003; 65(12): 688-692
DOI: 10.1055/s-2003-812670
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anwendung der Differenzierungsprobe nach Breuer und Weuffen als Screeningverfahren bei Einschulungsuntersuchungen in Baden-Württemberg

Application of the Breuer-Weuffen Discrimination Test as a Preschool Screening Test in Baden-Württemberg I. Zöllner1 , B. Thewalt1 , G. Pfaff1
  • 1Abteilung Epidemiologie, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Dezember 2003 (online)

Zusammenfassung

In den Jahren 1997 bis 2002 wurden insgesamt 597 Schüler der ersten Klassenstufe und 41 919 Schulanfänger aus Baden-Württemberg mit der Differenzierungsprobe nach Breuer und Weuffen untersucht. Bei 20 bis 23 % der untersuchten Kinder wurde ein Förderbedarf in mindestens einem Differenzierungsbereich (optisch-graphomotorisch, akustisch-phonematisch, kinästetisch-artikulatorisch oder rhythmisch) festgestellt, wenn Schwierigkeiten beim Spracherwerb in der Schule vermieden oder reduziert werden sollen.

Die Differenzierungsprobe (DP) nach Breuer und Weuffen ist ein reliables Verfahren, das mit einem durchschnittlichen Zeitaufwand von sieben Minuten gut als Screeningverfahren eingesetzt werden kann. Die Ergebnisse in den einzelnen Differenzierungsbereichen zeigen eine gute Vergleichbarkeit in mehreren Untersuchungen.

Für dieses Verfahren sprechen auch der direkt ableitbare Förderbedarf und die sich anschließende Möglichkeit einer gezielten Förderung. Die gezielte Förderung kann durch Eltern und Erzieherinnen in spielerischem Rahmen erfolgen, wenn es sich um leichtere Wahrnehmungsschwächen handelt. Die Behandlung schwer wiegenderer Wahrnehmungs- oder Sprachentwicklungsprobleme sollte durch fachlich qualifizierte Therapeuten erfolgen.

Abstract

From 1997 to 2002 a total of 597 school children aged 6-7 years and 41,919 preschool children (5-7 years) were examined using the Breuer-Weuffen Discrimination test (DP). For 20 to 23 % of all children a further training of perceptual and language abilities was found necessary to avoid or reduce learning difficulties at school.

The DP can be used as a screening method in an average time of 7 minutes. The results obtained were well comparable for different samples of preschool children.

Further, the DP allows the derivation of specific needs for the training of children who fail to meet the test criteria. Mild perceptual disturbances or light graphomotoric problems can be improved by specific training before school offered by parents and kindergarten teachers, whereas severe problems should be treated by professionals.

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Dr. Iris Zöllner

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Abt. Epidemiologie

Wiederholdstraße 15

70174 Stuttgart

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