RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2004-828292
Die Relevanz eines Leistungsfähigkeitsmodells für eine einheitliche und standardisierte Leistungsdiagnostik
Relevance of a Performance Capacity Model for Uniform and Standardized Performance Diagnostics Gefördert durch den Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR), Frankfurt/MainPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
19. August 2004 (online)
Zusammenfassung
Für eine Standardisierung und Vereinheitlichung in der Methode der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung ist die Bezugnahme auf ein allgemein akzeptiertes Modell der erwerbsbezogenen Leistungsfähigkeit erforderlich, um mit dessen Hilfe dann auch die Auswirkung chronischer Krankheiten auf die Leistungsfähigkeit beschreiben zu können. In der vorgelegten Arbeit wird dargelegt, wie durch hierarchische Aufgliederung im Leistungsfähigkeitsmodell der komplexe Begriff „erwerbsbezogene Leistungsfähigkeit” auf basale Parameter zurückgeführt werden kann, die operationalisierbar sind. Hierbei lässt sich der spezielle Bereich „körperliche Leistungsfähigkeit” am weitesten ausdifferenzieren und in gut voneinander abgrenzbaren Unterbereichen darstellen. Außerdem wird die Konstruktion der Ausprägungsgrade für jeden Parameter erläutert, die sich an Belastungsschemata der Arbeitswelt orientieren und das Ausmaß der Leistung in jedem einzelnen Parameter festlegen helfen. Die Untersuchung bzw. Erhebung von Daten und Informationen auf der Ebene der basalen Parameter des Leistungsfähigkeitsmodells soll dazu dienen, die erwerbsbezogene Leistungsfähigkeit konkret zu ermitteln (sog. konkret-individuelle Leistungsfähigkeit). Darüber hinaus fungiert das Leistungsfähigkeitsmodell auch als Grundlage, um die Auswirkungen jeweiliger Erkrankungen auf die Leistungsfähigkeit differenziert einzuschätzen (sog. krankheitsbedingt-erwartete Leistungsfähigkeit). Dazu ist plausiblerweise notwendig, dass für die in der Rehabilitationsmedizin relevanten Erkrankungen abgestufte Krankheitsmerkmale vorliegen. Der Vorteil eines solchen Vorgehens in der Leistungsdiagnostik liegt in der Transparenz der ablaufenden Beurteilungs- und Entscheidungsvorgänge. Dadurch dürfte die sozialmedizinische Beurteilung nachvollziehbarer und überprüfbarer werden.
Abstract
To obtain a standardized method for performance capacity assessment in social medicine reference to a generally accepted model of performance capacity is necessary. Further, such a model enables description of the effects of chronic disease on performance capacity. This article describes how the term „performance capacity” can be reduced to operational basal parameters by a hierarchic breakdown, with the domain „physical performance capacity” having the most complex structure. Furthermore the construction of a graduation according to work-load taxonomies for every parameter is shown. The collection of data on the level of basal parameters is essential to assess the concrete performance capacity. To apply the model as a basis for estimating the effects of chronic disease, graduated disease features have to be created. The benefit of the procedure described lies in increased transparency of the decision process. Hence, performance capacity assessment will gain reliability and objectivity.
Schlüsselwörter
Sozialmedizinische Begutachtung - Leistungsfähigkeit - Leistungsdiagnostik - Standardisierung
Key words
Assessment in social medicine - performance capacity - performance diagnostics - standardisation
Literatur
- 1 Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR), Reha-Kommission (Hrsg) .Empfehlungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Rehabilitation in der gesetzlichen Rentenversicherung. Frankfurt/Main; VDR 1992
- 2 World Health Organisation .International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF). Genf; WHO 2001
- 3 Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) . Grundsatzpapier der Rentenversicherung zur Internationalen Klassifikation der Funktionsstörung, Behinderung und Gesundheit (ICF). Deutsche Rentenversicherung. 2003; 58 (1 - 2) 52-59
-
4 Cibis W, Schuntermann M.
Ausgewählte Klassifikationssysteme. In: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg) Sozialmedizinische Begutachtung für die gesetzliche Rentenversicherung. Berlin; Springer 2003: 65-127 - 5 Deutsches Institut für Normung e. V. .DIN EN 1005-1 Sicherheit von Maschinen, Menschliche körperliche Leistung - Teil 1: Begriffe; Deutsche Fassung EN 1005-1: 2002. Berlin; Beuth 2001
- 6 Deutsches Institut für Normung e. V. .DIN EN 1005-2 Sicherheit von Maschinen, Menschliche körperliche Leistung - Teil 2: Empfohlene Kraftgrenzen bei Maschinenbetätigung; Deutsche Fassung EN 1005-2: 1999. Berlin; Beuth 1998
- 7 Deutsches Institut für Normung e. V. .DIN EN 1005-3 Sicherheit von Maschinen, Menschliche körperliche Leistung - Teil 3: Manuelle Handhabung von Gegenständen in Verbindung mit Maschinen und Maschinenteilen; Deutsche Fassung EN 1005-3: 2002. Berlin; Beuth 2002
- 8 Deutsches Institut für Normung e. V. .DIN EN 1005-4 Sicherheit von Maschinen, Menschliche körperliche Leistung - Teil 4: Bewertung von Körperhaltungen und Bewegungen bei der Arbeit an Maschinen; Deutsche Fassung prEN 1005-4: 2002. Berlin; Beuth 2002
- 9 Deutsches Institut für Normung e. V. .DIN EN 1005-5 Sicherheit von Maschinen, Menschliche körperliche Leistung - Teil 5: Risikobewertung für kurzzyklische Tätigkeiten bei hohen Handhabungsfrequenzen; Deutsche Fassung prEN 1005-5: 2003. Berlin; Beuth 2003
-
10 Heckhausen H.
Motiv und Motivation. In: Herrmann T, Hofstätter PR, Huber HP, Weinert FE (Hrsg) Handbuch psychologischer Grundbegriffe. München; Kösel 1977 -
11 Schmidt K-H, Kleinbeck U.
Funktionsgrundlagen der Leistungswirkungen von Zielen bei der Arbeit. In: Jerusalem M, Pekrun R (Hrsg) Emotion, Motivation und Leistung. Göttingen; Hogrefe 1999: 291-304 - 12 Dietrich G, Walter H. Grundbegriffe der psychologischen Fachsprache. 2. Aufl. München; Ehrenwirth 1972
-
13 Petermann F.
Training sozialer Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen. In: Margraf J, Rudolf K (Hrsg) Training sozialer Kompetenz. Baltmannsweiler; Röttger-Schneider 1995: 109-126 - 14 Richter P, Hacker W. Belastung und Beanspruchung. Streß, Ermüdung und Burnout im Arbeitsleben. Heidelberg; Asanger 1998
- 15 Tittor W, Lux A. Überlegungen zur Standardisierung des leistungsdiagnostischen Vorgehens in der Rehabilitationsmedizin. Die Rehabilitation. 2000; 39 77-83
- 16 United States Department of Labor .Dictionary of Occupational Titles - Appendix C: Components of the definition trailer. 4th ed., rev. Washington, DC; U. S. Dept. of Labor 1991
- 17 Syntegral gGmbH .Projekt DIMA. DIK-1, Diagnostische Kriterien zur Feststellung des individuellen Förderbedarfs und zur Steuerung von Maßnahmen. Abensberg; Syntegral 2000
- 18 Zielke M. Macht Arbeit krank? Neue Anforderungen im Arbeitsleben und Krankheitsrisiken. Praxis klinische Verhaltensmedizin. 2003; 50 13-27
- 19 Scheuch K. Psychomentale Belastung und Beanspruchung im Wandel von Arbeitswelt und Umwelt. Arbeitsmedizin Sozialmedizin. 1997; 32 (8) 289-296
- 20 Norddeutsche Metall-Berufsgenossenschaft (Hrsg) .Psychische Belastungen in der Arbeitswelt als Herausforderung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz. 1. Aufl. Hannover; Norddt. Metall-Berufsgenossenschaft 1999
- 21 Ulich E. Arbeitspsychologie. Stuttgart; Schäffer Poeschel 1998
- 22 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Hrsg) .MELBA - Ein Instrument zur beruflichen Rehabilitation und Integration. Manual. 4. Aufl. Bonn; BMA 2002
- 23 Föhres F, Kleffmann A, Weinmann S. ida - Instrumentarium zur Diagnostik von Arbeitsfähigkeiten. 2. Aufl. Siegen; Miro-GmbH 2002
- 24 Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) .Das ärztliche Gutachten für die gesetzliche Rentenversicherung - Hinweise zur Begutachtung. DRV-Schriften 2001 (21)
-
25 Lehmann G.
Die Bedeutung energetischer Überlegungen für die Gestaltung der menschlichen Schwerarbeit. REFA-Nachrichten 1949; 2 (4). In: Blohmke M (Hrsg) Handbuch der Sozialmedizin - Band 3: Sozialmedizin in der Praxis. Stuttgart; Enke 1976 - 26 Rohmert W. Umdruck zur Vorlesung „Arbeitswissenschaft I”. Darmstadt; Institut für Arbeitswissenschaft, TU Darmstadt 1980
-
27 Scheuch K.
Arbeitsphysiologie. In: Triebig G, Kentner M, Schiele R (Hrsg) Arbeitsmedizin - Handbuch für Theorie und Praxis. Stuttgart; Gentner 2003: 563-626 -
28 Laurig W.
Belastungen durch die Arbeitsaufgabe - Muskelbelastung. In: Konietzko J, Dupuis H (Hrsg) Handbuch der Arbeitsmedizin. 19. Erg.-Lfg. Landsberg a. L.; Ecomed 1997 -
29 Dupuis H.
Körperhaltung. In: Konietzko J, Dupuis H (Hrsg) Handbuch der Arbeitsmedizin. 19. Erg.-Lfg. Landsberg a. L.; Ecomed 1997 - 30 Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) .Handlungsanleitung zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen beim Heben und Tragen von Lasten. 4. überarb. Aufl. Potsdam; Länderausschuss 2001
- 31 Waters T R, Putz-Anderson V, Grag A, Fine C J. Revised NIOSH equation for the design and evaluation of manual lifting tasks. Ergonomics. 1993; 36 (7) 749
- 32 Colombini D, Occhipinti E, Grieco A. Risk assessment and management of repetitive movements and exertions of upper limbs. Amsterdam; Elsevier 2002
- 33 Landau K, Luczak H. Ergonomie und Organisation in der Montage. München; Hanser 2001
-
34 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung .Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der manuellen Handhabung von Lasten bei der Arbeit (Lastenhandhabungsverordnung - LasthandhabV) vom 4.12.1996. BGBl I 1996, 1842; geändert am 29. Oktober 2001, BGBl I S. 2785.
- 35 Hacker W, Pohlandt A. Persönliche Mitteilung. 1998
Anhang
Heben 1 /Tragen 2 /Halten 3 /Ziehen/Schieben | |
h: | Werte im Risikobereich 4 der LMM* werden problemlos erreicht |
m: | Werte im Risikobereich 3 der LMM werden problemlos erreicht |
g: | Werte im Risikobereich 2 der LMM werden problemlos erreicht |
sg: | Werte im Risikobereich 1 der LMM werden problemlos erreicht |
ohne Anforderungen an Körperhaltungen („geneigt/gebückt” bzw. „Rotation”) und unter guten ergonomischen Ausführungsbedingungen | |
* LMM = Leitmerkmalmethode (LMM Heben - Tragen - Halten bzw. LMM Ziehen - Schieben); 1 von Boden zu Taillenhöhe, 2 ≥ 5 m, 3 ≥ 5 s | |
Gehen | |
h: | Gehen+ in der Ebene mehr als 33 % der Arbeitszeit* möglich, bei Steigung bis 33 % der Arbeitszeit möglich |
m: | Gehen+ in der Ebene bis max. 33 % der Arbeitszeit* möglich und/oder nur langsames Gehen möglich, bei Steigung bis 5 % der Arbeitszeit* möglich |
g: | Gehen+ bis max. 5 % der Arbeitszeit* möglich |
k: | Gehen nicht möglich |
+ normales Gehtempo 4 km/h; * Arbeitszeit = 8h | |
Steigen | |
h: | ein- bis mehrmals pro h mehr als 2 Stockwerke (bei normalem Tempo) hoch- und wieder heruntersteigen möglich |
m: | 7 - 8-mal über den Tag verteilt 2 Stockwerke hoch- und wieder heruntersteigen (bei normalem Tempo) möglich |
g: | ein Stockwerk hoch und wieder heruntersteigen möglich (bei normalem Tempo) |
k: | Steigen nicht möglich |
Klettern | |
h: | einarmiges Klettern unter Standardbedingungen* möglich, keine Einschränkungen |
m: | unter Standardbedingungen nur mit beidseitiger Armunterstützung möglich |
k: | Klettern unmöglich |
* sicher stehende, genormte Leiter, 3 m Länge, 75° Steigwinkel; ca. 10-mal/h mit normaler Geschwindigkeit | |
Stehen | |
h: | dynamisches Stehen > ⅔ der Arbeitszeit möglich |
m: | dynamisches Stehen < ⅔ der AZ möglich |
g: | dynamisches Stehen < ⅓ der AZ möglich |
sg: | dynamisches Stehen länger als 5 % der AZ nicht möglich |
Sitzen | |
h: | dynamisches Sitzen > ⅔ der Arbeitszeit möglich |
m: | dynamisches Sitzen < ⅔ der AZ möglich |
g: | dynamisches Sitzen < ⅓ der AZ möglich |
sg: | dynamisches Sitzen länger als 5 % der AZ nicht möglich |
Kriechen | |
h: | mehrmals täglich längere Strecken (z. B. 10 m) möglich |
m: | ein- bis mehrmals täglich kürzere Strecken (1 - 2 m) möglich |
k: | Kriechen nicht möglich |
Hocken | |
h: | häufiger als 2-mal/h längeres Hocken möglich |
m: | gelegentlich (1 - 2-mal/h) längeres Hocken möglich |
g: | gelegentlich (1 - 2-mal/h) kurzes In-die-Hocke-Gehen möglich |
k: | nicht möglich |
Knien* | |
h: | über 33 % der Arbeitszeit möglich |
m: | bis 33 % der Arbeitszeit möglich |
g: | bis 5 % der Arbeitszeit möglich |
k: | nicht möglich |
* Positionswechsel möglich; beinhaltet immer auch leichte Oberkörpervorneigung ∼ 20° | |
über Kopf* | |
h: | Gesamtdauer über 1 h/d möglich |
m: | Gesamtdauer bis zu 1 h/d |
g: | ein- bis mehrmals täglich 2 - 3 min Phasendauer möglich; Gesamtdauer bis zu 25 min/d (entspricht 5 % der Arbeitszeit) möglich |
k: | Arbeiten über Kopf nicht möglich |
* Phasendauer 2 - 3 min | |
geneigt/gebückt/verdreht* | |
h: | weites Vorneigen mit Oberkörperverdrehung möglich |
m: | weites Vorneigen bis 60°, tiefes Beugen oder klar erkennbare Rumpfverdrehung > 10° bzw. geringes Vorneigen mit gleichzeitigem Verdrehen möglich |
g: | geringe Vorneigung bis 20° oder geringe Seitneigung/Rotation < 10° möglich |
k: | nur aufrecht ohne Verdrehung möglich |
* Dauer: länger als 4 s bis zu 1 min; Häufigkeit: 10 - 20-mal/d | |
Hantieren im Schulter-Ellbogenraum 1 | |
h: | körpernahes und uneingeschränkt körperfernes Hantieren möglich |
m: | körpernahes und eingeschränkt2 körperfernes Hantieren möglich |
g: | nur körpernahes Hantieren möglich |
1 ein-/beidhändig; Frequenz 4 - 6/min; 2 nicht der komplette große Greifraum wird erreicht | |
Montieren im Ellbogen-Handgelenkraum 1 | |
h: | Montieren auch in sehr ungünstigen* (Supination [EG] oder Extension [HG]) Gelenkstellungen möglich (z. B. Polieren einer Unterfläche) |
m: | Montieren in ungünstigen Gelenkstellungen (Pronation [EG], Flexion [HG] oder Radial-/Ulnar-Deviation [HG]) möglich (z. B. Polieren einer Oberfläche) |
g: | Montieren nur in günstigen Gelenkstellungen möglich |
EG Ellbogengelenk; HG Handgelenk | |
* außerhalb eines Bewegungsumfangs von 40 - 50 % der Gelenkbeweglichkeit; Pronation/Supination > 60°; Extension/Flexion > 45°; radial/ulnar > 15°/20°; 1 Frequenz: alle 3 - 6 s | |
Handkraftarbeiten* | |
h: | schwere Handarbeit möglich (Greifen mit viel Kraft, z. B. Kneifzange, Arbeiten mit Hammer, Halten schwerer Gegenstände ca. 15 - 20 kg) |
m: | mittelschwere Handarbeit möglich (Greifen mit mittlerer Kraft, z. B. Geschirr abwaschen, Staub saugen, Halten mittelschwerer Gegenstände ca. 10 kg) |
g: | leichte Handarbeit möglich (z. B. Greifen mit geringer Kraft, z. B. Schreiben, Stricken, Halten leichter Gegenstände bis 1 kg) |
* Hand- und grobe Fingerkraft, meist beidhändig - Arbeitshand und Führungs-/Haltehand | |
Präzisionsarbeiten (Fingerfeinmotorik) | |
h: | Tätigkeiten mit hoher Präzision möglich (z. B. Uhrmacher, Goldschmied, …) |
m: | Tätigkeiten mit durchschnittlicher Präzision möglich (z. B. Schreiben, normale Lötarbeiten, Schweißen) |
g: | Tätigkeiten mit geringer Präzision möglich |
Sehen | |
h: | normales Sehvermögen Visus 0,8 - 1,0 |
m: | leicht Minderung ohne gravierende Beeinträchtigung Visus 0,5 - 0,8 |
g: | mäßige Schwachsichtigkeit Visus 0,12 - 0,3 |
sg: | schwere Schwachsichtigkeit Visus < 0,12 |
Hören | |
h: | Hörweite nicht eingeschränkt, Gleichgewichtssinn nicht beeinträchtigt |
m: | Hörweite eingeschränkt (noch > 4 m) oder Gleichgewichtsstörungen unter Belastung |
g: | Hörweite 1 - 4 m oder gelegentliche (1/Monat) Meniersche Anfälle |
sg: | Hörweite 0,25 - 1 m oder Schwindel bei geschlossenen Augen, bei Dunkelheit oder plötzlicher Körperdrehung |
Tasten | |
h: | mögliche geringste Ausfälle nur mit Diagnostik feststellbar |
m: | Vibrationsempfinden < 5/8 in Vorfuß/Vorhand |
g: | proximale Areale hypästhetisch betroffen |
sg: | Koordinationsstörung bei geschlossenen Augen |
mentales Vermögen | |
h: | kann Aufgaben, die mit häufigem (bis 50 %) ZD oder sehr häufiger (> 50 %) DA oder fast durchgängiger MT verbunden sind, z. B.: fortlaufende Prozessüberwachung, Organisieren und Disponieren, wenn mit hohen Risiken (Leben, Sachwerte) verbunden ist, ausführen |
m: | kann Aufgaben, die mit häufiger (bis 50 %) DA bzw. sehr häufiger (> 50 %) MT verbunden sind bzw. Tätigkeiten mit klaren Handlungsanweisungen unter gelegentlichem (bis 25 %) ZD ausführen |
g: | kann Aufgaben ohne ZD, die mit gelegentlicher (bis 25 %) DA oder häufiger (bis 50 %) MT verbunden sind, z. B.: Aufgaben mit klaren Handlungsanweisungen (ohne ZD) bzw. Routinetätigkeiten ausführen |
ZD = Zeitdruck; DA = Daueraufmerksamkeit; MT = Mehrfachtätigkeit | |
Leistungsmotivation (Fähigkeit zum Einsatz des allgemeinen Leistungsvermögens) | |
h: | einsatzfreudig/-bereit, leistungswillig, zielstrebig, interessiert, führt Arbeit auch bei Schwierigkeit zu Ende, ausdauernd |
m: | befriedigendes Interesse, Ausführung nur auf Aufforderung bzw. Anregung, ausdauernd, sucht ab und zu Aufgabenwechsel |
g: | kaum Interesse, muss häufig aktiviert werden, arbeitet nicht gern, verlangt Aufgabenwechsel, noch hinreichend ausdauernd |
sg: | uninteressiert, gleichgültig, geringe Ausdauer, braucht immer wieder Hilfe, um bei der Arbeit zu bleiben |
Antrieb | |
h: | die für die Bearbeitung von Aufgaben normal-nötige Aktiviertheit |
m: | diffuse Abgespanntheit |
g: | schnelle Ermüdbarkeit oder chronische Müdigkeit |
sg: | schnelle Ermüdbarkeit und chronische Müdigkeit |
Kooperations- und Konfliktfähigkeit | |
h: | die Person kann kooperativ mit anderen zusammenwirken und arbeitet im Beruf und in der Freizeit gerne mit anderen zusammen (gute Teamfähigkeit, Besprechen der Arbeitsaufteilung), sie versteht es gut, Konflikte frühzeitig zu erkennen und diese möglichst konstruktiv zu lösen |
m: | die Person ist zur Kooperation mit anderen in der Lage und kann sich ohne besondere Auffälligkeiten in eine Gruppe einordnen, die Person versucht meistens, vorhandene Konflikte anzugehen und diese mit den anderen konstruktiv zu lösen |
g: | Fähigkeit zur Zusammenarbeit ist z. T. gegeben, leichte Probleme bei der Abstimmung der individuellen Ziele mit den Zielen anderer oder bei der Abstimmung der Tätigkeiten, die Person neigt zu aggressivem Verhalten in Konflikten (z. B. Person wird schnell laut), die Person verfügt über ein relativ geringes Repertoire an Lösungsmöglichkeiten (z. B. Person tut sich schwer, sich verschiedene Möglichkeiten eines Kompromisses zwischen ihr und der Konfliktpartei vorzustellen oder entsprechend zu äußern), die Person hat leichte Schwierigkeiten, sich auf Konflikte einzulassen (z. B. Person braucht dabei einen kompetenten Partner, der auf ihre spezielle Verfassung Rücksicht nimmt; Person hat Angst vor Auseinandersetzungen, spricht aber Konflikte an) |
sg: | Fähigkeit zur Zusammenarbeit ist häufig nicht gegeben (z. B. Person kann sich nur schlecht in eine Arbeitsgruppe integrieren), deutliche Probleme bei der Abstimmung der individuellen Ziele mit den Zielen anderer oder bei der Abstimmung der Tätigkeiten (z. B. Person versteht nicht, dass sie bestimmte Aufgabenschritte mit anderen abstimmen muss), in Konfliktsituationen gelingt es der Person selten, sachlich zu bleiben; sie reagiert zunehmend verbal aber auch körperlich aggressiv (z. B. körperliche Übergriffe in Streitsituationen mit Kollegen), Person kann sich kaum Möglichkeiten vorstellen, wie ein Kompromiss zwischen ihr und der anderen Konfliktpartei aussehen könnte, die Person vermeidet Konflikte so lange wie möglich und kann sich kaum auf Konflikte einlassen (z. B. Person passt sich lieber den Erwartungen der anderen an; gibt im Konfliktfall leicht dem Druck des Gegenübers nach) |
Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit | |
h: | die Person verfügt über gute Fähigkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten; sie kann sich schnell an neue Personen bzw. Gruppen anschließen (z. B. die Person ist offen, geht auch auf völlig fremde Menschen zu und spricht diese an), sie hat hohe kommunikative Fähigkeiten und kann ihre eigenen Gedanken und Gefühle verständlich darstellen, sie ist in der Lage, bei Gesprächen auf die Äußerungen des Gegenübers zu achten und auf diese einzugehen |
m: | die Person kann ohne besondere Aufforderung durch andere Kontakt zu diesen herstellen, die Person ist in der Lage, sich für andere, auch was ihre Gefühle und Befindlichkeiten anbelangt, verständlich auszudrücken, sie kann anderen zuhören und auf deren Aussagen eingehen |
g: | die Person geht von sich aus nur ungern auf andere zu, reagiert jedoch auf Aufmunterung/Entgegenkommen (z. B. durch Gesichtsausdruck, Stimme, Körperhaltung) anderer Personen, Kontaktaufnahmen durch andere werden meist positiv aufgenommen, die Kontakte zu Mitmenschen sind eher fachlich und zweckgebunden, selten emotional gefärbt, sie hat Schwierigkeiten damit, Befindlichkeiten, Emotionen und Beweggründe verständlich mitzuteilen, die Person ist oft nicht in der Lage, adäquat auf die verschiedenen Komponenten von Äußerungen anderer einzugehen (z. B. Person geht immer nur auf die Informationen ein und berücksichtigt wenig die Gefühle bzw. die Absichten des Gegenübers) |
sg: | die Person knüpft von sich aus fast nie Kontakte zu anderen Personen, sie ist auf Kontaktaufnahme durch diese angewiesen, Kontaktaufnahmen durch andere werden oft nicht weiter vertieft, sind sehr kurz (z. B. schnelles Verabschieden, obwohl Person durchaus noch Zeit zu weiterem Gespräch hätte) und durch geringe Häufigkeit der Treffen (z. B. Bekannte werden nur selten besucht) gekennzeichnet, eigene Kontakte sind fast immer zweckgebunden (z. B. Person ruft einen Bekannten nur an, wenn sie von diesem etwas braucht), sie kann oft ihre Meinungen und Gedanken nur schwer ausdrücken und braucht einen geduldigen, verständnisvollen Gesprächspartner, die Person geht kaum auf die Äußerungen anderer ein (z. B. Monologe, Selbstdarstellung) und interpretiert Äußerungen anderer oft falsch |
soziale Sensibilität und Empathie | |
h: | die Person kann soziale Situationen realistisch wahrnehmen, einschätzen und diese richtig interpretieren; Gefühle anderer werden realistisch wahrgenommen; diese Fähigkeiten sind auch unter Stresssituationen vorhanden, sie kann sich gut in die Situation und Befindlichkeit anderer Menschen hineinversetzen, Gefühle und Gedanken anderer nachempfinden |
m: | die Person nimmt ihr Gegenüber meist realistisch wahr und schätzt soziale Situationen i. d. R. richtig ein, die Person kann meist auf andere eingehen, ohne Gespür für sich selbst dabei zu verlieren |
g: | soziale Situationen und Verhaltensweisen anderer werden immer wieder unrealistisch interpretiert, es liegt ein leicht vermindertes Maß an emotionalem Einfühlungsvermögen vor, die Person zeigt leicht distanzloses Verhalten |
sg: | soziale Situationen und Verhaltensweisen anderer werden häufig unrealistisch und falsch interpretiert; es kommt dadurch mit vielen Personen in verschiedenen Situationen zu Missverständnissen, es liegt ein deutlich vermindertes Maß an emotionalem Einfühlungsvermögen vor (z. B. Mitarbeiter versteht nicht, warum ein Kollege, der eine schlechte Beurteilung erhalten hat, niedergeschlagen ist), die Person zeigt ein deutlich distanzloses Verhalten |
Anpassungsfähigkeit und Regeleinhaltung | |
h: | die Person kann sich im Sprachstil, in den Kommunikationsformen und im Verhalten auf deutlich veränderte Arbeits-, Freizeit- oder Privatsituationen einstellen, sie hat eine positive Einstellung zu Veränderungen im persönlichen und beruflichen Bereich, sie hat sehr gute Umgangsformen, die der jeweiligen sozialen Situation angemessen sind, sie ist sehr zuverlässig bei Einhaltung von Absprachen und Regeln |
m: | die Person ist in der Lage, sich in ihrem Sprachstil, ihren Kommunikationsformen und Verhaltensweisen auf neue Situationen im Berufs- oder Privatleben einzustellen, die von der alltäglichen Routine der Person deutlich abweichen, die Person kann auf neue Situationen ohne Beeinträchtigungen der eigenen Befindlichkeit reagieren, sie verfügt über gute, den jeweiligen Situationen angemessene Umgangsformen (z. B. Grüßen, höfliches Verhalten), sie hält sich fast immer an die vereinbarten Regeln und Absprachen |
g: | die Person kann ihren Sprachstil und ihr Verhalten nicht immer neuen Situationen anpassen, sie braucht die gewohnte Umgebung, um sich wohlzufühlen; sie fühlt sich in fremder Umgebung verunsichert und ängstlich, die Person hat gelegentlich Schwierigkeiten, ihre Umgangsformen situationsgerecht einzusetzen, vor allem, wenn sie mit ihr unbekannten Situationen konfrontiert wird |
sg: | die Person hat deutliche Schwierigkeiten, ihren Sprachstil und ihr Verhalten einer neuen Situation anzupassen (z. B. extremer Slang, Cliquensprache), die Person fühlt sich nur in genau bekannten und vorher bestimmbaren Situationen/Umgebungen wohl; sobald Veränderungen in ihrer sozialen Umgebung auftreten, regiert sie mit deutlich negativen Gefühlen und Missmut, Regeln und Absprachen mit Mitmenschen werden oft nicht eingehalten oder nur, wenn die Person an erheblichen Konsequenzen leiden müsste (z. B. Person erledigt die Aufgabe, weil sie genau um deren Überprüfung durch den Vorgesetzten weiß), ein situationsspezifisches Anwenden der Umgangsformen ist oft nicht möglich (z. B. Person spricht in allen Situationen jeden mit „Du” an) |
Prof. Dr. med. Wolfgang Tittor
Rehabilitationsklinik Ob der Tauber der LVA Baden-Württemberg
Bismarckstraße 31
97980 Bad Mergentheim
eMail: tittor@reha-klinik-odt.de