Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V22
DOI: 10.1055/s-2005-871355

Nephrokalzinose (NC) bei Frühgeborenen: Restitutio oder Persistenz der Ultraschallbefunde im Langzeitverlauf?

B Beck 1, C Licht 1, J Devenge 1, U Bangen 1, C Heidkamp 1, F Körber 1, B Roth 1, B Hoppe 1
  • 1Universitäts-Kinderklink Köln, Köln, D

Einleitung: Vor allen Dingen bei Hochrisiko-Frühgeborenen findet sich, bedingt durch eine signifikant erniedrigte Citratausscheidung während der ersten Lebenswochen (Sikora et al., Kidney Int 2003; 63:2194–2199), eine erhöhte Nephrokalzinoseinzidenz.

Fragestellung: Wir stellten uns die Frage nach Restitutio oder Persistenz der sonographischen Diagnose, sowie deren Auswirkung auf die Nierenfunktion, da bisher Ergebnisse von Langzeitverlaufsbeobachtungen eher spärlich sind (Saarela et al., Pediatr Nephrol 1999;13:886–890).

Methode: Wir untersuchen seit 1998 prospektiv unsere Population von Frühgeborenen, die mit einem Gestationsalter <32 SSW und Geburtsgewicht <1500g geboren wurden und eine NC, bzw. Urolithiasis (UL) entwickelt hatten. Die betreffenden Kinder werden alle 6 Monate vorgestellt, es finden Blut- (S-Kreatinin, Calcium, Phosphat, ALP), sowie Urinuntersuchungen (Calcium, Oxalat, Citrat, spez. Gewicht, Urinosmolalität) und eine regelmäßige ultrasonographische Verlaufskontrolle statt. Von den 62 Patienten mit pathologischem Ultraschallbefund bei Entlassung konnten wir 44 Kinder (29 männlich) weiterbetreuen. Die Verlaufsbeobachtungszeit lag zwischen 1 und 6 Jahren.

Resultate: Eine NC fand sich während der ersten 8 Lebenswochen bei 33 Kindern, eine UL bei 5 Kindern und diffus hyperechogene Nieren bei 6 Frühgeborenen. Nur bei 9 Patienten kam es im Verlauf zu einer kompletten ultrasonographischen Normalisierung. Bei 31 Kindern persistierte der Initialbefund. Ein Patient zeigte im Verlauf eine UL aufbauend auf einer NC. Drei Patienten mit hyperechogenen Nieren entwickelten eine Urolithiasis (2), oder medulläre NC Grad I (1). In den ersten 8 Lebenswochen fanden wir eine signifikante Hypocitraturie bei allen Frühgeborenen, zusätzlich lag eine Hypercalciurie bei 14 und eine Hyperoxalurie bei 13 Kindern vor. Im Verlauf normalisierte sich die Citratausscheidung bei allen Kindern, trat allerdings bei zwei Kindern neu auf. Bei 8 Kindern persistierte die Hyperoxalurie, bei 10 Kindern fand sich im Verlauf erst eine erhöhte Oxalatausscheidung. Die Hypercalciurie persistierte bei 4 Kindern, bei 8 weiteren Kindern trat sie neu auf. Bei 7 Kindern war die Hyperoxalurie mit einer Hypercalciurie, bei einem Kind mit einer Hypocitraturie vergesellschaftet. Wir konnten bisher keine Einschränkung der Nierenfunktion finden. Die Konzentrationsfähigkeit der Nieren war bisher nicht auffällig, falls untersucht, fand sich auch keine Ausscheidung von tubulären Proteinen.

Schlussfolgerung: Bei den meisten ehemaligen Frühgeborenen mit NC/UL kommt es nicht zu einer Restitutio des initialen Ultraschallbefundes. Die Citratausscheidung normalisiert sich im Verlauf weitestgehend, allerdings kommen weitere Risikofaktoren hinzu. In der Beobachtungszeit von bis zu 6 Jahren sahen wir noch keine Einschränkung der Nierenfunktion. Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine Studie zur Vermeidung der NC/UL beim Frühgeborenen unerlässlich ist.