Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V107
DOI: 10.1055/s-2005-871438

Einfluss von Erythropoietin auf die zerebrale Perfusion und Oxygenierung bei Frühgeborenen

M Klipp 1, AU Holzwarth 1, C Höcker 1, M Nelle 1, O Linderkamp 1
  • 1Kinderklinik, Heidelberg, D

Hintergrund: Vor allem bei extrem früh geborenen Kindern kommt es durch die noch starke Unreife des blutbildenden Systems und die hohen diagnostischen Blutentnahmemengen zu einer ausgeprägten Anämie. Präventiv und therapeutisch wird rekombinantes humanes Erythropoietin (EPO) eingesetzt, um Transfusionen zu reduzieren. Wir untersuchten mittels kontinuierlicher Dopplersonographie und Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) die zerebrale Perfusion und Oxygenierung unter EPO-Behandlung.

Patienten: 30 Frühgeborene (25+0–31+5 SSW) wurden in drei Gruppen randomisiert.

Gruppe A erhielt EPO ab dem 5. Lebenstag, Gruppe B erhielt EPO ab dem 28. Lebenstag, beide EPO-Gruppen wurden für insgesamt 5 Wochen (3 Gaben EPO/Woche) behandelt. Gruppe C: Kontrollgruppe.

Methoden: Die Blutflussgeschwindikeit (BFV) in der Arteria cerebri media wurde transkraniell mit dem Gerät Multi Dop T Version 7.50 (DWL Elektronische Systeme, GmbH, Sipplingen Bodensee) bestimmt. Für die Untersuchungen der zerebralen Oxygenierung verwendeten wir den CRITIKON(R) Cerebral RedOx Monitor Modell 2020 (Johnson & Johnson). Der zerebrale Erythrozytentransport wurde aus dem Produkt der BFV und dem Hämatokrit errechnet. Zur statistischen Auswertung wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse durchgeführt.

Ergebnisse: Die Hämoglobinkonzentrationen in peripherem Blut und im Gehirn waren in Gruppe A von Tag 14 bis 42höher als in den Gruppen B und C. Die BFV in der Arteria cerebri media und die gemischt-venöse O2-Sättigung zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Entsprechend war der zerebrale Erythrozytentransport in Gruppe A höher (Tag 28–42) als in den anderen Gruppen.

Schlussfolgerung: Trotz der deutlichen Zunahme der peripheren Hämoglobinkonzentration nahm die zerebrale Perfusion der früh mit EPO nicht ab, so dass eine Zunahme des zerebralen Erythrozytentransports und des zerebralen Hämoglobingehalts resultierte.