Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PV9
DOI: 10.1055/s-2005-871448

Standardisiertes postoperatives Schmerzmonitoring – weil wir die Schmerztherapie nicht dem Zufall überlassen wollen!

J Mähl 1, N Bachmaier 1, E Bellmann 1, R Rentsch 1, RD Stenger 1, C Fusch 1, JP Haas 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Greifswald, D

Einleitung: Noch viel zu häufig leiden Kinder postoperativ an Schmerzen! Die präventive Akutschmerzbehandlung und Vorbeugung einer Schmerzchronifizierung durch optimale Schmerztherapie ist unsere Aufgabe. Dabei hat das Pflegepersonal durch seine patientennahen Aufgaben und die kontinuierliche Anwesenheit beim Patienten eine Schlüsselrolle auf der pädiatrischen Intensivstation. Eine konsequente 'nurse-controlled-Analgesie' erfordert ein ärztlich vorgegebenes Schmerztherapieschema und sollte sich am Schmerzmonitoring orientieren.

Ziel unserer Studie war die Verbesserung der Koordination zwischen Pflegepersonal und Ärzten auf der pädiatrischen Intensivstation, der standardisierte Einsatz von validierten Schmerzskalen, die eine Objektivierung der Fremdbeobachtung ermöglichen, und die Einführung eines standardisierten Therapieschemas bei postoperativen Patienten und Patienten mit Verbrennungsverletzungen.

Methodik: Anwendung des Ramsey-Scores und der KUS-Skala bei allen pädiatrischen Intensivpatienten < oder=4 LJ nach operativen Eingriffen am Abdomen, LKG-Bereich oder Anlage/Revision eines VP-Shuntes sowie bei Verbrennungsverletzungen. Erfassung der Score-Werte durch das Pflegepersonal zweimal während jeder 8h-Schicht und vor/nach jeder Veränderung der Analgesie/Analgosedierung. Einsatz eines für die jeweilige postoperative Analgesie/Analgosedierung standardisierten Schemas mit Applikation über Basisdauerinfusion und Option einer Therapieeskalation.

Ergebnisse: In unserer Pilotstudie wurden 30 pädiatrische Intensivpatienten evaluiert und 26 eingeschlossen. Unterschiede zeigen sich, je nach operativem Eingriff, in Bezug auf die Basistherapieintensität und die Häufigkeit der Therapieeskalation. Die Patienten profitieren von einem konsequenten Schmerzmanagement, wie der interne Vergleich mit unvollständig gescorten Kindern zeigt.

Schlussfolgerung: Um die angestrebte Verbesserung der Schmerzbehandlung der pädiatrischen Intensivpatienten mit einem konzipierten Schmerzmanagement durch das Pflegepersonal zu ermöglichen, ist ein motivierter Einsatz des gesamten interdisziplinären Teams, im Rahmen der lokalen Möglichkeiten, notwendig. Die fortlaufende intensivierte Weiterbildung und Motivation von Pflegepersonal und Ärzten und die daraus resultierende Verbesserung der Kooperation beider Berufsgruppen ist Mittel zum Ziel der 'nurse-controlled-analgesie', um die Schmerztherapie nicht dem Zufall zu überlassen.