Endoskopie heute 2006; 19 - P56
DOI: 10.1055/s-2006-939419

Frustrane mechanische Lithotrypsie einer verschluckten Kastanie

M Krüger 1, A Schneider 1, B Panning 1, MP Manns 1, PN Meier 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie

Fallbericht: Eine 42-jährige, psychiatrisch-erkrankte Patientin verschluckte in suizidaler Absicht mehrere Fremdkörper. Nachdem bereits auswärtig mehrere Kieselsteine aus dem proximalen Ösophagus extrahiert worden waren, wurde die Patientin wegen eines weiteren nicht extrahierbaren Fremdkörpers im Ösophagus zugewiesen. Aufgrund der Unruhe der Patientin und der Größe des Fremdkörpers wurde die obere Intestinoskopie primär in Intubationsnarkose durchgeführt. Bei der Untersuchung zeigte sich im proximalen Ösophagus ein tiefer Schleimhauteinriss bis in den Muscularis-Bereich. Im Kardiabereich wurde ein ca. 3cm messender Fremdkörper gefunden, der endoskopisch in den Magen geschoben werden konnte und dann als Kastanie identifziert werden konnte. Aufgrund der proximal bereits bestehenden tiefen Wandschädigung und der Größe des Fremdkörpers wurde auf eine perorale Extraktion der Kastanie verzichtet. Nach Umschlingen mit einem kräftigen mechanischen Lithotrypter konnte keine Zerkleinerung der Kastanie erzielt werden. Nach mühsamem Vorschieben der Kastanie in das Duodenum wurde unter klinischer Beobachtung, Kontrolle des Lokalbefundes am Hals und oraler Aufnahme von Sauerkraut eine komplikationslose intestinale Passage via naturalis herbeigeführt.

Schlussfolgerung: Die dargestellte Kasuistik zeigt, dass eine Kastanie von 3cm Durchmesser mit konventionellen mechanischen Lithotryptern endoskopisch nicht zerkleinert werden kann, jedoch eine intestinale Passage möglich ist und eine perorale Extraktion aufgrund der damit assoziierten Perforationsgefahr nicht erzwungen werden sollte.