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DOI: 10.1055/s-2006-942074
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Atemstörungen im Schlaf: Schlafapnoe
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
10. Mai 2006 (online)
Früher war man der Auffassung, dass der Schlaf immer etwas Gesundes sei: Der Schlaf sei nur dazu da, um Kräfte zu sammeln. Dementsprechend hat man den ersten Befunden über Atemunregelmäßigkeiten im Schlaf besonders bei übergewichtigen Menschen Jahrzehnte lang keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Allerdings wurden erst in den 1980er-Jahren die technischen Voraussetzungen entwickelt, um die Atmung und auch den Sauerstoffgehalt während des Schlafs routinemäßig zu messen und aufzuzeichnen. Damals zeigte sich dann, dass solche Atemstörungen keineswegs nur bei Adipösen auftreten. Atemstörungen im Schlaf sind häufig und die Auswirkungen sind für den Betroffenen durchaus schwer wiegend. Denn der unbemerkte nächtliche Sauerstoffmangel und die ständige Störung der Schlafarchitektur ziehen schwere somatische und psychosoziale Folgen nach sich.
Auf den ersten Blick ist der Zusammenhang von solchen Folgekrankheiten nicht leicht zu erkennen: Zahlreiche Hypertoniker lassen sich nur mit einer Behandlung der Atemstörung im Schlaf gut einstellen. Kognitive Störungen, Störungen der Sexualfunktion oder etwa erhebliche Tagesschläfrigkeit haben häufig schwer wiegende psychosoziale Folgen - worunter auch eine Vereinsamung der Patienten fällt. Wird die Ursache der nächtlichen Atemstörung nicht geklärt, landen diese Menschen nicht selten im sozialen Abseits. Berufliche Leistungseinbußen wiederum haben häufig einen Verlust des Arbeitsplatzes und die anschließende Arbeitslosigkeit zur Folge. Betroffene Menschen sind darüber hinaus auch einer erhöhten Unfallgefahr ausgesetzt, sowohl am Arbeitsplatz als auch beim Autofahren und gefährden damit auch ihre Mitmenschen. Auch Narkosezwischenfälle, Myokardinfarkte oder etwa zerebrale Insulte sind häufig auf solche Atemstörungen zurückzuführen!
Die ersten Beschwerden sind dabei nicht typischerweise organbezogen, sondern eher diffus, und es ist in den Anfangsstadien häufig schwer zu entscheiden, ob es sich noch um normale Müdigkeitserscheinungen handelt oder um ernst zu nehmende Krankheitssymptome. Deswegen ist besondere Aufmerksamkeit gefragt. Denn eine übersehene Diagnose kann schwere Folgen haben, zumal es sehr erfolgreiche Therapieverfahren gibt, die es auch einem Berufsfahrer erlauben, seinen Beruf wieder auszuüben. Vergessen sollte man auch nicht, dass eine übersehene Diagnose schnell zu einem Problem der ärztlichen Haftpflichtfrage werden kann, wenn es zu einem tödlichen Unfall kommt oder etwa zu einem vermeidbaren Schlaganfall!
Es ist deswegen sehr zu begrüßen, dass sich die Schriftleitung des klinikarzt entschlossen hat, sich dieses Themas anzunehmen, um mit hervorragenden Autoren das Thema „Schlafapnoe” den Lesern in gekonnter Weise näher zu bringen.
Dipl.-Psych. Sabine Eller (Gasteditorin)
Prof. Dr. Rainer Dierkesmann (Gasteditor)
Gerlingen