Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - P104
DOI: 10.1055/s-2006-943279

Wie unterscheiden sich Mutter-Frühgeborenen (GA 25–30SSW)-Paare ohne erfolgreiche Muttermilchernährung von der erfolgreich mit Muttermilch ernährten Frühgeborenen?

S Enderle 1, S Philippi 1, RL Schlößer 1, K Bauer 1
  • 1Klinikum der JW-Goethe-Universität, Frankfurt, D

Einleitung. Muttermilch ist die für Frühgeborene angestrebte Nahrung. Deshalb ist es wichtig, diejenigen Mutter-Kind-Paare zu erkennen, die zum Erreichen erfolgreicher Muttermilchernährung Unterstützung benötigen, um Interventionen gezielt einsetzen zu können.

Ziel. Identifikation demographischer und klinischer Faktoren, die mit erfolgreicher Muttermilchernährung (Ernährung am Entlassungstag >80% mit Muttermilch) im Vergleich zu nicht erfolgreicher Muttermilchernährung (Ernährung am Entlassungstag <20% mit Muttermilch) verbunden sind. Methoden. Retrospektive Kohortenstudie Einschlusskriterien: 1) 2003 und 2004 im Perinatalzentrum der Universität Frankfurt geborenen, 2) GA 25 mit 30 SSW, GG>600g 3) keine Fehlbildung, 4) Entlassung nach Hause.

Ergebnisse. 58 Frühgeborene erfüllten die Einschlusskriterien, 8 wurden ausgeschlossen, da Kontraindikation gegen Muttermilchernährung vorlagen. Von den 50 ausgewerteten Mutter-Kind-Paaren erfüllten 20 (40%) das Kriterium „nicht erfolgreiche MM-Ernährung“, 21 (42%) das Kriterium „erfolgreiche Muttermilchernährung“. Diese Frühgeborenen tranken überwiegend abgepumpte Muttermilch aus der Flasche (134ml/kg am E-Tag). 9 (18%) waren nicht klassifizierbar (MM-Anteil zwischen 20 und 80%). Gestationsalter, Geburtsgewicht und initiale Erkrankungsschwere erlaubten keine Vorhersage von nicht erfolgreicher Muttermilchernährung. Mütter von Frühgeborenen mit nicht erfolgreicher MM-Ernährung waren jünger, machten weniger Tagen Känguruhpflege und waren häufiger nicht deutsch. Die Stillmotivation der Mütter war für eine systematische Auswertung nicht ausreichend dokumentiert. Zusammenfassung. Nicht erfolgreiche Muttermilchernährung wird überwiegend durch mütterliche Faktoren bestimmt. Maßnahmen zur Förderung der MM-Ernährung sollten auf junge, nicht deutsche Mütter, die selten Känguruhpflege machen, konzentriert werden.

Median (Bereich)

Nicht erfolgreich (MM am ET <20%) (n=20)

Erfolgreich (MM am ET>80%) (n=21)

GA (SSW) GG (g) CRIB-Score Beatmungstage

28 (26–30) 1165 (640–1720) 3.5 (0–14) 2.5 (0–17)

29 (25–30) 1070 (750–1800) 3 (0–9) 0 (0–30)

Ns Ns Ns Ns

Tage stationär Besuchstage* Känguruhtage*

68 (37–143) 76% (24–97) 37% (15–81)

71 (30–108) 85% (3–98) 61% (0–93)

Ns Ns 0.023

Alter der Mutter (J) Mutter Deutsche

28 (15–33) 40%

33 (25–43) 81%

0.002