ZFA (Stuttgart) 2007; 83(3): 109-112
DOI: 10.1055/s-2007-970136
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Organisation des Neugeborenen-Hörscreenings in Mecklenburg-Vorpommern

Organisation of the hearing screening in newborns in Mecklenburg-Western PomeraniaF. Kropf 1 , S. Funk 2 , T. Nawka 1
  • 1Universitäts-Klinik für HNO, Phoniatrie und Pädaudiologie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • 2Institut für Community Medicine, Funktionsbereich Allgemeinmedizin, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. März 2007 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund/Ziele: Die Hörbehinderung ist mit einer Prävalenz von 0,8 bis 2,3‰ die häufigste angeborene Erkrankung bei Neugeborenen. Allen europäischen Staaten wurde im Mai 1998 in Mailand auf der Europäischen Konsensus-Konferenz zum universellen Neugeborenen-Hörscreening (UNHS) die umgehende Einführung eines UNHS empfohlen. Zum sechsten Lebensmonat muss die Diagnose bekannt und eine Versorgung erfolgt sein.

Methoden: Seit 2002 wird das Neugeborenen-Hörscreening flächendeckend in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Es untergliedert sich in 3 Stufen.

Ergebnisse: Die Erfassungsrate im Primärscreening in der Geburtseinrichtung (erste Stufe) liegt bei 98%. Diese hohe Quote wurde bei der Nachverfolgung von testauffälligen Kindern nicht erreicht. Im vorgesehenen Kontrollscreening (zweite Stufe), das von niedergelassenen Ärzten durchgeführt wird, erscheinen in Mecklenburg-Vorpommern nur etwa die Hälfte der Kinder mit auffälligem Screeningtest.

Schlussfolgerungen: Es ist nicht bekannt, wie viele der tatsächlich schwerhörigen Kinder im ersten Lebensjahr eine angemessene Versorgung und Planung der Frühförderung erhalten. Für die im Erstscreening auffälligen oder nicht gescreenten Kinder muss daher in Zukunft die weitere Diagnostik gesichert werden. Eine Leitstelle für das Hörscreening (Tracking-Zentrale) wacht darüber. Das Ergebnis der Höruntersuchung wird im gelben Kinder-Untersuchungsheft vermerkt. Allgemeinmediziner können dazu beitragen, dass Säuglinge mit fehlendem oder auffälligem Hörscreening-Befund an eine phoniatrisch-pädaudiologische Einrichtung überwiesen werden. Dort wird die Bestätigungsdiagnostik (dritte Stufe) von Fachmedizinern vorgenommen und die notwendige Behandlung eingeleitet. Die Hörscreening Leitstelle leistet dabei organisatorische Hilfe.

Abstract

Background: Permanent hearing loss with an estimated praevalence from 0,8 to 2.3‰ is the most frequent serious health problem in newborn children. In May 1998, the European consensus conference in Milan recommended to launch a universal newborn hearing screening (UNHS) in all European countries.

Methods: A three stage hearing screening programme has been established in Mecklenburg-Western Pomerania in 2002. It comprises the primary screening in maternity units and newborn intensive care units, the control screening in the office of ENT-specialists, paediatricians, or general practitioners, and the confirmatory diagnostics in phoniatric-paedaudiologic institutions.

Results: The coverage in Mecklenburg-Western Pomerania is 98%. However, the tracking rate of babies that did not pass the screening test is still unacceptably high. About 50 per cent are lost to follow up.

Conclusions: Further diagnostics and treatment can be initiated by paediatricians and general practitioners who see the babies in their offices. It is expected that they check the diagnostic files of the newborns and babies where the screening and the result are documented. In cases of missing screening or a “refer” result the babies should be sent to a paedaudiologic institution for further diagnostics and intervention. Tracking centres will observe all cases that have to be referred after primary screening until a clear diagnosis has been established, thus reducing the rate of lost to follow-up babies.

Literatur

Korrespondenzadresse

S. Funk

Funktionsbereich Allgemeinmedizin · Institut für Community Medicine Greifswald

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Ellernholzstraße 1-2

17487 Greifswald

eMail: funks@uni-greifswald.de