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DOI: 10.1055/a-0962-1358
Atemwegsmanagement beim Kind – Schritt für Schritt
- Ziel und Zweck der Notfalltechnik
- Indikationen, Techniken, Fallstricke und Tipps
- Atemwegsmanagement unter erhaltener Spontanatmung
- Atemwegsmanagement mithilfe von Gesichtsmasken
- Atemwegsmanagement mithilfe von supraglottischen Atemwegshilfen
- Atemwegsmanagement mithilfe der endotrachealen Intubation
- Zitierweise für diesen Artikel
- Literatur
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Ziel und Zweck der Notfalltechnik
Notfälle mit Kindern machen ca. 5–10 % aller präklinischen Notfälle aus. Invasive Maßnahmen zur Sicherung der Atemwege sind davon in weniger als 5 % nötig [1] [2]. Nicht zuletzt aufgrund der insgesamt geringen Inzidenz stellt die Atemwegssicherung bei Kindern daher für viele praktizierende Notfallmediziner und Rettungskräfte eine große Herausforderung dar. Es fehlt an der notwendigen Routine im Umgang mit kindlichen Atemwegen bei einer gleichzeitig hohen emotionalen Belastung.
Dieser Beitrag richtet sich daher weniger an notfallmedizinisches Personal mit einer ausgewiesenen Expertise im Bereich der kindlichen Atemwegssicherung. Vielmehr werden Schritt-für-Schritt-Techniken vorgestellt, die das oberste Ziel einer suffizienten Oxygenierung haben und i. d. R. auch für weniger erfahrene Kolleginnen und Kollegen mit einer hohen Erfolgsaussicht assoziiert sind.
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Indikationen, Techniken, Fallstricke und Tipps
Physiologie und Anatomie des kindlichen Atemwegs
Sauerstoffmangel führt im Kindesalter rasch zu Bradykardie und Asystolie. Die Sicherstellung einer ausreichenden Oxygenierung und Ventilation steht daher im Rahmen der Notfallversorgung im Kindesalter an erster Stelle. Bereits kurze Phasen einer fehlenden Oxygenierung haben bei Kindern dramatische Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt des Blutes. Die im Vergleich zum Erwachsenen deutlich kürzere Apnoetoleranz erklärt sich durch den hohen Sauerstoffbedarf der Kinder bei gleichzeitig niedriger funktioneller Residualkapazität und damit geringeren pulmonalen Sauerstoffspeichern. Die kindliche Atemfrequenz und Atemarbeit ist bereits unter physiologischen Bedingungen altersabhängig erhöht ([Tab. 1]).
Alter |
typisches Gewicht (kg) |
normale Herzfrequenz (1/min) |
normale Atemfrequenz (1/min) |
Beatmungsfrequenz (1/min) AZV: 6–10 ml/kg Paw 13–20 mbar PEEP 3–5 mbar I:E 1:1–1:3 |
FG |
2,5–3,0 |
130–180 |
40–60 |
40–60 |
NG |
3,5 |
120–170 |
40–60 |
30–40 |
2 Mon. |
4,5 |
120–170 |
25–40 |
30–40 |
6 Mon. |
7 |
100–150 |
25–40 |
25–30 |
12 Mon. |
10 |
100–150 |
25–40 |
25–30 |
18 Mon. |
12 |
100–150 |
25–40 |
20–25 |
2 J. |
14 |
80–130 |
20–30 |
20–25 |
4 J. |
17 |
80–130 |
20–30 |
18–22 |
6 J. |
21 |
70–110 |
20–25 |
18–22 |
8 J. |
25 |
70–110 |
20–25 |
16–20 |
10 J. |
31 |
70–110 |
20–25 |
16–20 |
12 J. |
40 |
60–100 |
12–20 |
16–20 |
FG: Frühgeborenes, NG: Neugeborenes, AZV: Atemzugvolumen, Paw: Atemwegsdruck.
Kinder haben eine verhältnismäßig kleine Mundöffnung mit relativ großer Zunge. Die Epiglottis ist lang und häufig U-förmig gerollt bei gleichzeitig weiter ventral und kranial gelegenem/r Larynx und Glottis. Bei Manipulation kommt es zudem schnell zu Schleimhautschwellungen, die rasch zu Atemwegsverlegungen führen können.
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Atemwegsmanagement unter erhaltener Spontanatmung
Atemwegsmanagement bei Kindern kann auch bedeuten, sich in Zurückhaltung zu üben. Vor allem bei erhaltenen Schutzreflexen und vorhandener Spontanatmung kann man bei Bedarf auch bei Kindern ausschließlich großzügig Sauerstoff applizieren, um eine Hypoxämie zu vermeiden.
Bei Atemwegsobstruktion lässt sich durch Anfeuchten der Atemluft häufig eine zügige Besserung der Beschwerden erreichen – ggf. in Kombination mit der Verneblung von Adrenalin (z. B. 1–4 mg Adrenalin inhalativ = 0,25–1 ml Infektokrupp® verdünnt auf 5–10 ml NaCl oder 2,5–5 mg Salbutamol inhalativ verdünnt auf 2–4 ml NaCl).
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Atemwegsmanagement mithilfe von Gesichtsmasken
Um eine Luftinsufflation in den Magen mit konsekutivem Zwerchfellhochstand, Atelektasenbildung und Verschlechterung der Oxygenierung zu vermeiden, sollte man den Beatmungsspitzendruck möglichst < 15 mbar halten. Bei bereits erfolgter Magenüberblähung sollte der Magen mithilfe einer Magensonde oder eines gastral platzierten Absaugkatheters abgesaugt und entlastet werden [5].
Eine Zwei-Helfer-Methode erleichtert die Maskenbeatmung im Kindesalter, v. a. bei fehlender Routine beim kindlichen Atemwegsmanagement.
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Atemwegsmanagement mithilfe von supraglottischen Atemwegshilfen
Gestaltet sich die Maskenbeatmung schwierig, besteht die nächste Stufe der Eskalation im Einsatz von supraglottischen Atemwegshilfen (SGA) [6]. Prinzipiell sind dafür die Larynxmaske (LM) oder der Larynxtubus (LT) verfügbar. Die erfolgreiche Anwendung des LT bei Kindern beschränkt sich derzeit auf wenige Arbeitsgruppen und Zentren, die mutmaßlich über eine entsprechende Expertise bezüglich der routinemäßigen Anwendung des LT verfügen. Unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Datenlage und der großen klinischen Erfahrung mit der LM in der Elektiv- und Notfallanwendung bei Kindern wird derzeit zum alternativen Atemwegsmanagement im Kindesalter primär die LM empfohlen. Vor allem für Kinder unter 10 kg Körpergewicht erscheint der Einsatz des LT aufgrund der aktuellen Studienlage nicht sicher durchführbar und wird daher derzeit nicht empfohlen [7]. Die LM sollte präklinisch daher in allen verfügbaren Größen (1–5) vorgehalten und ihre Anwendung regelmäßig geschult werden.
Die meisten Hersteller von SGA bieten mittlerweile Modelle an, die einen Drainagekanal integriert haben. Diese sog. SGA der 2. Generation ermöglichen somit eine zuverlässige Trennung von Gastrointestinal- und Respirationstrakt. Vor allem für die Notfallversorgung erscheint dies sinnvoll, da gastrale Sekrete und Luft nicht nur passiv über den Drainagekanal abfließen können, sondern sich durch die Insertion einer Magensonde auch aktiv evakuieren lassen. Das Konzept der LM zur Verwendung bei Kindern unterscheidet sich nicht von dem zur Verwendung bei Erwachsenen. Weiterführende Informationen zu Anwendung und Funktion von LM der 2. Generation finden sich auch bei [8] [9].
Alter |
Larynxmaske (Größe) |
Tubus-ID ≥ 1a: Alter/4 + 4 |
Tubustiefe oral ab Zahnleiste (cm) ≥ 1a: Alter/2 + 12 |
FG |
1 |
2,5–3,0 |
6 + kg KG |
NG |
1 |
3,5 |
9–10 |
2 Mon. |
1 |
3,5 |
10–11 |
6 Mon. |
1½ |
3,5 |
11 |
12 Mon. |
1½ |
4,0 |
12 |
18 Mon. |
2 |
4,5 |
13 |
2 J. |
2 |
4,5 |
13 |
4 J. |
2 |
5,0 |
14 |
6 J. |
2½ |
5,5 |
15 |
8 J. |
2½ |
6,0 |
16 |
10 J. |
3 |
6,5 |
18 |
12 J. |
3 |
7,0 |
20 |
Befindet sich die Herstellerangabe zur Größenauswahl genau an der Grenze zwischen 2 Maskengrößen, so empfiehlt es sich, die größere Maske zu wählen. Um eine sichere Anwendung bei möglichst geringer Atemwegsmorbidität zu gewährleisten, sollte der Cuff-Druck einen Wert von 60 mbar nicht überschreiten.
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Atemwegsmanagement mithilfe der endotrachealen Intubation
Der 2. Helfer kann durch eine vorsichtige externe Manipulation auf Höhe des Schildknorpels (z. B. Rechtsverschiebung des Larynx) möglicherweise eine verbesserte Sicht auf den Larynx erreichen.
Die Kapnografie im Rettungsdienst ist bei jeder invasiven Form der Atemwegssicherung zwingend erforderlich, da nur so eine korrekte Lage der SGA bzw. eine endotracheale Tubuslage mit suffizienter Ventilation sichergestellt werden kann. Die Kapnometrie erfolgt bei den transportablen Beatmungsgeräten im Rettungsdienst i. d. R. mittels zwischengeschalteter Messküvette im Hauptstromverfahren. Bei Säuglingen sind, bedingt durch die kleinen Atemzugvolumina, falsch niedrig gemessene CO2-Werte möglich, daher sollte sich die Einstellung der Beatmungsparameter nicht nur am endexspiratorischen CO2, sondern auch an den Empfehlungen zur Beatmungseinstellung ([Tab. 1]) orientieren.
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Zitierweise für diesen Artikel
Dieser Beitrag wurde erstveröffentlicht in: Notf.med. up2date 2016; 11(02): 100–105, DOI:10.1055/s-0042-108308.
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Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Literatur
- 1 Eich C, Russo SG, Heuer JF. et al. Characteristics of out-of-hospital paediatric emergencies attended by ambulance- and helicopter-based emergency physicians. Resuscitation 2009; 80: 888-892
- 2 Eich C, Roessler M, Nemeth M. et al. Characteristics and outcome of prehospital paediatric tracheal intubation attended by anaesthesia-trained emergency physicians. Resuscitation 2009; 80: 1371-1377
- 3 Coté CJ, Lerman J, Anderson BJ. A Practice of Anesthesia for Infants and Children. In: Marciniak B. Hrsg. Growth and Development. 5th. ed. Amsterdam: Elsevier; 2013
- 4 Russo SG, Trieschmann U, Nicolai T. Atemwegsmanagement bei Kindern in Notfallsituationen. Notfall Rettungsmed 2014; 17: 105-112
- 5 Wenzel V, Idris AH, Banner MJ. et al. Respiratory system compliance decreases after cardiopulmonary resuscitation and stomach inflation: impact of large and small tidal volumes on calculated peak airway pressure. Resuscitation 1998; 38: 113-118
- 6 Timmermann A, Russo SG, Crozier TA. et al. Novices ventilate and intubate quicker and safer via intubating laryngeal mask than by conventional bagmask ventilation and laryngoscopy. Anaesthesiology 2007; 107: 570-576
- 7 Keil J, Jung P, Schiele A. et al. Interdisziplinär konsentierte Stellungnahme zum Atemwegsmanagement mit supraglottischen Atemwegshilfen in der Kindernotfallmedizin. Anaesthesist 2015; DOI: 10.1007/s00101-015-0107-6.
- 8 Timmermann A, Bergner UA, Russo SG. Laryngeal mask airway indications: new frontiers for second-generation supraglottic airways. Curr Opin Anaesthesiol 2015; 28: 717-726
- 9 Russo SG, Wulf H. Erweiterte Indikationen der Larynxmaske – Wo liegen die Limitationen?. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49: 152-161
- 10 Coté CJ, Lerman J, Anderson BJ. A Practice of Anesthesia for Infants and Children. In: Litman RS, Fiadjou JE, Stricker PA. et al. Hrsg. The Pediatric Airway. 5th. ed. Amsterdam: Elsevier; 2013
- 11 Weiss M, Dullenkopf A, Fischer JE. et al. Prospective randomized controlled multi-centre trial of cuffed or uncuffed endotracheal tubes in small children. Br J Anaesth 2009; 103: 867-873
Korrespondenzadresse
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Literatur
- 1 Eich C, Russo SG, Heuer JF. et al. Characteristics of out-of-hospital paediatric emergencies attended by ambulance- and helicopter-based emergency physicians. Resuscitation 2009; 80: 888-892
- 2 Eich C, Roessler M, Nemeth M. et al. Characteristics and outcome of prehospital paediatric tracheal intubation attended by anaesthesia-trained emergency physicians. Resuscitation 2009; 80: 1371-1377
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