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DOI: 10.1055/a-1285-0108
Inzidenz von bullösem Pemphigoid zeigt Abhängigkeit von Arzneimitteleinnahme
Autoimmunerkrankungen erfordern häufig eine medikamentöse Therapie. Umgekehrt gibt es auch vermehrt Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass bestimmte Arzneistoffe Autoimmunerkrankungen auslösen bzw. demaskieren oder verstärken können. Die Autoren gehen hier in einem meta-analytischen Ansatz der Frage nach, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme verschiedener Medikamente und dem Auftreten von bullösem Pemphigoid gibt.
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Beim bullösen Pemphigoid handelt es sich um die häufigste blasenbildende Autoimmundermatose. Die angenommene Pathophysiologie ist dabei grob Folgende: Auto-Antikörper gegen Strukturproteine basaler Keratinozyten, die Basalmembran und Epidermis verbinden (BP230 & BP180), führen zu lokaler Inflammation und Exsudation und schließlich Blasenbildung.
Man findet beim bullösen Pemphigoid eine steigende Inzidenz. Warum? Vermutet werden u. a. die steigende Lebenserwartung und steigender Gebrauch bestimmter Medikamente. Denn: Vermehrt wurde über den Zusammenhang zwischen bestimmten Arzneimitteln und dem Auftreten des bullösen Pemphigoid berichtet. Forscher nehmen an, dass bestimmte Wirkstoffe eine Autoimmunreaktion triggern können (u. a. durch Wirkung als Haptene oder Demaskierung bisher latenter pathologischer autoimmuner Prozesse).
In diesem Review mit Meta-Analyse suchten die Autoren in insgesamt 13 Fall-Kontroll-Studien, einer Kohortenstudie und einer randomisierten kontrollierten Studie mit insgesamt etwa 285 000 Teilnehmern nach einem Zusammenhang zwischen bestimmten Medikamenten und dem Auftreten des bullösen Pemphigoid. Berücksichtig wurden dabei in erster Linie: Diuretika, Antidiabetika, Neuroleptika, Anti-Parkinson-Medikamente, Analgetika (Opioide und NSAR), Antihypertensiva, Aggregationshemmer, Lipidsenker, Antidepressiva, Antibiotika sowie gastrale Säurehemmer.
Ergebnisse
Nach Berücksichtigung der Ergebnisse in den verschiedenen Studientypen und Senstivitätsanalysen (im Falle von Psychopharmaka bei Studien, die neuropsychiatrische Symptome nicht statistisch berücksichtigten) fanden die Autoren noch signifikante Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von bullösem Pemphigoid und
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Diuretika: Aldosteronantagonisten mit einer mittleren Odds Ratio (OR) von 1,75 (CI95 1,28 – 2,40)
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Antidiabetika: DPP4-Antagonisten mit einer mittleren OR von 1,92 (CI95 1,55 – 2,38); Hier zeigte eine Kohortenstudie zudem eine 2,38-fach erhöhte Hazard Ratio (HR) bei Patienten unter Therapie mit DPP4-Antagonisten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe.
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Anti-Parkinson-Medikamenten: Anticholinergika mit einer mittleren OR von 3,12 (CI95 1,54 – 6,33) und Dopaminergika mit einer mittleren OR von 2,03 (CI95 1,34 – 3,05).
Die Einnahme von Aldosteronantagonisten, DPP4-Antagonisten, Anticholinergika und Dopaminergika zeigte also einen deutlichen Zusammenhang zum Auftreten von bullösem Pemphigoid. Währenddessen blieben bei den anderen berücksichtigten Diuretika, Antidiabetika sowie Anti-Parkinson-Medikamenten sowie bei den anderen Arzneitmittelgruppen nach Berücksichtigung von möglichen Confoundern u. Ä. keine signifikanten Zusammenhänge bestehen.
Die Autoren untersuchten den Zusammenhang zwischen Medikamenteneinnahme und Auftreten von bullösem Pemphigoid und konnten dabei für mehrere Arzneimittel eine signifikant erhöhte OR finden. Kritisch anzumerken ist, dass sich innerhalb der Meta-Analyse lediglich eine einzige randomisierte, kontrollierte Studie befand. Dennoch sind die Ergebnisse ernst zu nehmen und sollten den Blick auf das Risiko von bullösem Pemphigoid im Zusammenhang mit der Einnahme der identifizierten Arzneimittel lenken.
David Eckert, Ravensburg
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Publication History
Article published online:
08 February 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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