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DOI: 10.1055/s-0030-1256050
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Lungensequester als Ursache rezidivierender Pneumonien
Bronchopulmonary Sequestration as a Cause for Recurrent Pneumonia
Priv. Doz. Dr. med. Stefan Krüger
Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30
52057 Aachen
eMail: stkrueger@ukaachen.de
Publikationsverlauf
eingereicht 16. 11. 2010
akzeptiert 19. 11. 2010
Publikationsdatum:
22. Dezember 2010 (online)
Eine 23-jährige Patientin stellte sich mit rezidivierenden Pneumonien in der pneumologischen Sprechstunde vor. In den letzten 18 Monaten war es viermal zu einer Pneumonie des rechten Unterlappens gekommen. Nach Antibiotikatherapie war die Pneumonie jeweils komplikationslos vollständig ausgeheilt.
Bei der aktuellen Vorstellung war die Patientin beschwerdefrei. Hinweise für eine angeborene oder erworbene Immunschwäche ergaben sich nicht. Der körperliche Untersuchungsbefund zeigte eine junge und gesund erscheinende Patientin in sehr gutem Allgemein- und normalen Ernährungszustand. Keine Dauermedikation, kein inhalatives Zigarettenrauchen, gelegentlicher Alkoholkonsum. Keine relevanten Vorerkrankungen, familiäre Anamnese und Berufsanamnese ohne Besonderheiten. Die kapilläre Blutgasanalyse und der Lungenfunktionstest waren unauffällig. Im Labor keine Auffälligkeiten, insbesondere kein Hinweis auf eine Infektion oder Immunschwäche.
Die Röntgen-Thorax-Untersuchung zeigte unspezifische Veränderungen im rechten Unterfeld nach stattgehabter Pneumonie zuletzt vor drei Wochen ohne flächenhaftes Infiltrat ([Abb. 1]).
Aufgrund der rezidivierenden Pneumonien führten wir eine kontrastmittelgestützte CT- Untersuchung des Thorax durch. Diese erbrachte den Nachweis aberranter Arterien, welche aus der Aorta abdominalis entsprangen und den rechten Unterlappen versorgten ([Abb. 2], [3]).
Bronchoskopisch war der Befund inklusive der entnommenen Sekrete aus dem rechten Unterlappen unauffällig. Bei V. a. einen Lungensequester wurde die Patientin thoraxchirurgisch vorgestellt. Es erfolgte komplikationslos die atypische Resektion eines Sequesters des rechten Unterlappens. Im folgenden Jahr der Nachbeoachtung traten keine Pneumonien mehr auf.
Man unterscheidet intralobäre (in der Lunge liegende, umgeben von gemeinsamer Pleura) von extralobären (außerhalb des funktionellen Lungenparenchyms liegende, mit eigener Pleura überzogen) Lungensequester. Die häufigste Form ist mit 75 % aller Fälle der intralobäre Lungensequester, wie auch in unserem Fall. Diese finden sich vor allem in den Unterlappen. Extralobäre Sequester sind vor allem links basal lokalisiert. Eine Übersicht gibt [Tab. 1]. Die Therapie der Wahl ist in beiden Fällen die chirurgische Resektion.
extralobärer Sequester | intralobärer Sequester | |
Alter bei Diagnosestellung | meist 1. Lebensjahr | meist ab 20. Lebensjahr |
Symptome | meist Symptome im 1. Lebensjahr, Dyspnoe, Zyanose, gestörtes Essverhalten | wiederholte Pneumonien in gleicher Lokalisation, Hämoptysen, meist Zufallsbefund |
Häufigkeit | 25 % | 75 % |
Lokalisation | linke Lunge paravertebral (90 %) | posterobasaler Unterlappen (95 %), häufiger links |
arterielle Gefäßversorgung | meist zahlreiche kleinere Arterien aus der Aorta (80 %) | meist ein großkalibriges Gefäß aus der Aorta (73 %) |
venöser Abfluss | Vena cava inferior (80 %) | Lungenvenen (95 %) |
Anatomie Pleura | eigene Pleura viszeralis, hierdurch vom übrigen Lungengewebe getrennt | gemeinsame viszerale Pleura innerhalb eines Lungenlappens |
Geschlechterverhältnis | ca. 80 % männlich | 1 : 1 |
Lungensequester sind kongenitale Fehlbildungen der Lunge, die auf einer Störung in der Embryogenese mit einer überzähligen Lungenknospe beruhen. Die Sequester haben keinen primären Anschluss an den Tracheobronchialbaum und werden von aberranten arteriellen Gefäßen meist aus der Aorta versorgt. Es handelt sich um eine seltene Fehlbildung, die 0,15 – 6 % aller pulmonalen Fehlbildungen ausmacht. Rezidivierende pulmonale Infektionen wie Pneumonien können Folge eines Lungensequesters sein, sie können aber auch selbst zur Entwicklung von intralobären Lungensequestern führen.
Interessenkonflikt. Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Priv. Doz. Dr. med. Stefan Krüger
Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30
52057 Aachen
eMail: stkrueger@ukaachen.de
Priv. Doz. Dr. med. Stefan Krüger
Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30
52057 Aachen
eMail: stkrueger@ukaachen.de