Zusammenfassung
Hintergrund: Die Sorge vor einem Ärztemangel in bestimmten Regionen Deutschlands wächst. Als
möglicher Grund wird die Abwanderung von Ärzten in nicht-klinische Tätigkeitsbereiche
diskutiert. Um dieser entgegenwirken zu können, braucht es Informationen zur Verbreitung
von Ausstiegswünschen und über die Gründe für einen Ausstieg.
Methoden: Alle bei der Sächsischen Landesärztekammer gemeldeten Ärztinnen und Ärzte bis einschließlich
40 Jahre (n=5 956) wurden postalisch zu Soziodemografie, Berufszufriedenheit, Ausstiegswünschen
und entsprechenden Gründen befragt. Die Rücklaufquote betrug 40% (n=2 357).
Ergebnisse: Fast ein Viertel der klinisch tätigen Ärzte und Ärztinnen hatte den Wunsch, aus
der klinischen Tätigkeit auszusteigen. Eine stationäre Tätigkeit und das Vorhandensein
von Kindern waren signifikant mit dem Vorliegen eines Ausstiegswunsches assoziiert.
Von den Teilnehmenden mit Ausstiegswunsch hielten 71% aus persönlichen und 44% aus
beruflichen Gründen einen befristeten Ausstieg und 16% aus persönlichen sowie 31%
aus beruflichen Gründen einen unbefristeten Ausstieg in den nächsten 5 Jahren für
wahrscheinlich. Als häufigste Gründe wurden Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit
von Beruf und Familie, eine hohe Belastung durch Dienste, eine hohe Arbeitsbelastung
und regelmäßige Überstunden genannt.
Schlussfolgerung: Eine Optimierung des Arbeitsklimas unter Berücksichtigung der Zusammenarbeit zwischen
den einzelnen Hierarchieebenen, ein verbessertes Management der hohen Arbeitsbeanspruchung
sowie die Unterstützung der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie von klinisch
tätigen Ärztinnen und Ärzten versprechen eine Steigerung der Zufriedenheit der Betroffenen
im Beruf und könnten einen substantiellen Beitrag gegen dauerhafte Ausstiege aus der
klinischen Tätigkeit leisten.
Abstract
Background: The fear of a shortage of physicians in some regions of Germany is growing. A drain
of physicians into non-clinical activities is being discussed as a possible reason.
To counteract this drain the extent of physicians’ thinking about leaving patient
care and the corresponding reasons need to be elucidated.
Methods: All physicians upto 40 years of age and registered with the State Chamber of Physicians
of Saxony (n=5 956) received a paper-pencil questionnaire inquiring about socio-demographics,
job satisfaction, thinking about leaving patient care, and corresponding reasons.
Reponse rate was 40% (n=2 357).
Results: Nearly a quarter of the physicians working in patient care thought about leaving
patient care. Practicing in a hospital and having children were significantly associated
with thinking about leaving patient care. The main reasons were poor compatibility
of profession and family, high burden due to shifts, poor compatibility of profession
and private interests, high work load, and frequent overtime hours.
Conclusions: Development and implementation of measures preventing especially long-term or permanent
leave is crucial. Approaches enabling physicians to reconcile work and family play
a special role.
Schlüsselwörter
Ärztemangel - Ärztebefragung - Ausstieg aus Patientenversorgung - Arbeitszufriedenheit
- Vereinbarkeit Beruf und Familie
Key words
shortage of physicians - physician survey - leaving patient care - job satisfaction
- reconciling work and family