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DOI: 10.1055/s-0044-1790348
Affektive und kognitive Funktionen zur Vorhersage der Symptomschwere von spezifischen Internetnutzungsstörungen im 6-Monats-Follow-up
Hintergrund und Fragestellung: Zu den Grundannahmen des I-PACE Modells zählt, dass prädisponierende Merkmale (z.B. psychopathologische Symptome) in Interaktion mit affektiven (z.B. Reizreaktivität/Craving) und kognitiven Prozessen (z.B. Exekutivfunktionen) zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von spezifischen Internetnutzungsstörungen (INS; z.B. Computerspielstörung, Pornografie-Nutzungsstörung, Shoppingstörung, Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung) beitragen. Ausgehend von diesem Modell wurde anhand von vorläufigen Längsschnittdaten aus der FOR2974-Kohorte untersucht, ob sich der Schweregrad von INS im 6-Monats-Follow-up durch psychopathologische Symptome in Kombination mit affektiven und kognitiven Funktionen vorhersagen lässt.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Personen mit unterschiedlichen Schweregraden einer spezifischen INS (unproblematisch, riskant, pathologisch) absolvierten zu t1 eine extensive Laboruntersuchung mit klinischem Interview, standardisierten Fragebögen und Verhaltenstests und nahmen 6 Monate später (t2) an einer Online-Nachbefragung teil, die einen standardisierten Fragebogen zur Erfassung der Symptomschwere enthielt. Anhand einer blockweisen hierarchischen Regressionsanalyse wurde die Vorhersage der Symptomschwere der INS zu t2 auf der Basis folgender zu t1 erhobener Daten untersucht: psychopathologische Symptome (Depressivität, soziale Unsicherheit, Distress, Zwanghaftigkeit), Exekutivfunktionen (Decision Making, kognitive Flexibilität), Impulsivität (aufmerksamkeitsbasierte Impulsivität, ADHS-Symptome), Anpassungsfähigkeit (evasives Coping, Selbstkontrolle), Erleben von Gratifikation/Kompensation, Reizreaktivität/Craving und stimulus-spezifische Inhibitionskontrolle.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Zum Zeitpunkt der Abstrakteinreichung lag ein aggregierter Datensatz von 195 Proband:innen vor. Das Regressionsmodell war insgesamt signifikant [F(20, 174)=4.703, p< .001) und zeigte, dass insbesondere psychopathologische Symptome, das Erleben von Gratifikation/Kompensation durch die Internetnutzung und Reizreaktivität/Craving zu t1 die Symptomschwere der INS zu t2 vorhersagten (Varianzaufklärung 35,1%).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse verdeutlichen die prominente Rolle von Psychopathologie, Verstärkungsmechanismen und Reizreaktivität/Craving bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von spezifischen INS. Diese Zusammenhänge sollten in der Prävention und Behandlung von INS berücksichtigt werden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. September 2024
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