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DOI: 10.1055/s-2004-813294
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Erlebnisbericht vom Examen des European Board of Ophthalmology in Paris
Publication History
Publication Date:
26 July 2004 (online)
Nach meiner Facharztprüfung im Herbst 2002 meldete ich mich für die europäische Prüfung in Paris im Mai 2003 an. Die Anmeldung war nicht ganz einfach, weil ich nur über Post und Internet mit den zuständigen Professoren in Kontakt kommen konnte. Am hilfreichsten war die Internetadresse www.ebo-online.org. Dort ist alles über Prüfung, Anmeldung, Kosten usw. zu erfahren.
Frau Prof. Dr. Gisèle Soubrane (Präsenidentin des EBO) und Prof. Dr. Gerhard Lang (Generalsektretär des EBO) haben Frau Dr. Stephanie Gösele die Urkunde des Europäischen Facharztexamens überreicht.
Die DOG unterstützt jeden deutschen Teilnehmer mit 250 € (das entspricht der Teilnahmegebühr). Zuständig für diese Unterstützung ist der Präsident der DOG, dessen Namen man von der Geschäftsstelle der DOG erfährt. Im Frühjahr 2003 befand sich die Geschäftsstelle in Heidelberg, inzwischen ist sie nach München verlegt worden.
Einige Tage vor dem Prüfungstermin erhielt ich eine Anmeldebestätigung mit Teilnehmernummer und genauen Angaben, wann und wo die Prüfung stattfindet. Es war sogar eine Liste mit Hotels beigelegt. Wer also bis dahin noch kein Hotel gebucht hat, kann sich aus dieser Liste das passende aussuchen.
Die Prüfung fand am Freitag im Palais des Congrès (im Westen von Paris bei der Porte Maillot) statt. Morgens war für 90 Minuten schriftliche Prüfung: Es gab etwa 50 Fragen mit fünf Antwortmöglichkeiten (A-E), also kaum eine Minute je Frage. Die deutsche Übersetzung aus dem Englischen war allerdings nicht zuverlässig. Darum würde ich empfehlen, bei der knappen Zeit zunächst nach dem englischen Original zu gehen und nur bei Zweifeln auf die deutsche Übersetzung zurückzugreifen. Das Niveau der schriftlichen Prüfung ist sehr hoch. Bei der Vorbereitung hatte mir der zwölfbändige „Basic and Clinical Science Course” der American Academy of Ophthalmology am meisten geholfen. Hinten in den Bänden sind jeweils Beispielfragen, deren Niveau etwa dieser europäischen Prüfung entspricht.
Nachmittags wurden wir zur mündlichen Prüfung eingeteilt. In jeder Ecke des Raumes saßen zwei Prüfer, die jeden Kandidaten eine Zeit lang zu einem Themenkomplex (Vorderabschnitt, Glaukom, Netzhaut, Optik/Refraktion) befragten. Im Idealfall hat jeweils einer der beiden Prüfer die gleiche Muttersprache wie der Prüfling und der andere ist fremdsprachig, spricht also Englisch. In diesem Jahr hatten wir Deutschen Glück, weil es genügend deutschsprachige Prüfer gab. Auch diese mündliche Prüfung empfand ich schwieriger als die deutsche Facharztprüfung. Die Fragen hatten nicht nur ein höheres Niveau, zusätzlich musste ich mich besonders bei dem griechischen Prüfer sehr darauf konzentrieren, sein Englisch richtig zu verstehen. Zwar soll die Sprache grundsätzlich kein Grund zum Durchfallen sein, aber in der Stresssituation ist es doch eindeutig schwerer, in einer fremden Sprache geprüft zu werden.
Durchgefallen sind am Ende vier oder fünf von knapp fünfzig Teilnehmern, also etwa 10 %. Später habe ich gehört, unser Jahrgang habe im Durchschnitt nur 55 % der schriftlichen Fragen korrekt beantwortet. Die meisten Teilnehmer hatten demnach die schlechte schriftliche Note mit einer guten mündlichen Leistung ausgleichen können. Das europäische Examen hat zwar zur Zielsetzung, etwas schwerer als die nationalen Prüfungen zu sein - dennoch hielt ich einzelne schriftliche Fragen für zu speziell. Wenn dann noch die Übersetzung der Fragen unzuverlässig ist, sind Fehler natürlich vorprogrammiert.
Am Samstag fand die Verleihung der Urkunden statt.
Das war ein sehr feierlicher Akt und einige Professoren trugen ihren Talar. Es war interessant, französische oder spanische Talare bewundern zu können. Danach gab es ein Buffet und allgemeinen Ausklang. Leider war die Zeit zu kurz, um Adressen auszutauschen. Ich hätte mir eine Teilnehmerliste gewünscht, um später den Kontakt zu den anderen „Leidensgenossen” oder „Alumnen” halten zu können.
Am Samstag und Sonntag fand im gleichen Gebäude übrigens die Jahrestagung der „Société Française d’Ophthalmologie” statt. Wer sich also für die französische Ophthalmologie interessiert, sollte eine zusätzliche Nacht in Paris buchen, um an dieser Jahrestagung teilnehmen zu können.
Zum Schluss noch ein Vorschlag: Professor Lang erwähnte bei der Urkundenverleihung, dass die Prüfer ihre Reisekosten nicht erstattet bekommen. Besonders bei einer weiten Anreise, z. B. aus Finnland oder Griechenland, bedeutet das ein merkliches Opfer. Es wäre deshalb zu überlegen, ob es nicht dem Gedanken der Veranstaltung angemessen wäre, wenn die DOG nicht nur den deutschen Prüflingen, sondern auch den Prüfern ohne Ansehen der Nationalität einen Zuschuss gewähren würde, sozusagen einen Beitrag entsprechend dem Anteil deutscher Prüflinge.
Das Examen lebt vom Idealismus der Organisatoren, von denen besonders Frau Professor Soubrane hervorzuheben ist. Natürlich wünschen sich alle Organisatoren eine wachsende Teilnehmerzahl mit der damit verbundenen Anerkennung und Bekanntheit. Ich kann eine Teilnahme nur empfehlen - nicht nur wegen des internationalen Flairs. Schließlich ist das europäische „Diplom” etwas Besonderes, auf das alle stolz sein können!
Dr. Stephanie Gösele, F.E.B.